Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
sie einen Riecher für Ratten und geahnt, dass der Kerl Dreck am Stecken hatte. Ich wünschte, jemand hätte das ein bisschen früher gemerkt. Wenn jemand versucht, eine hilfsbedürftige alte Frau dazu zu bringen, ihr Testament zugunsten von jemandem zu ändern, den sie kaum kennt, gilt das dann eigentlich als Verbrechen?«
»Keine Ahnung«, antwortete Frieda. »Haben Sie mit der Anwältin gesprochen?«
»Ich habe die Briefe gelesen. Und Ma danach gefragt. Der Kerl hat versucht, sich an ihr zu bereichern!«
Am liebsten hätte Frieda gesagt: »Ihre Mutter befindet sich im Raum.« Jeremy Orton behandelte die alte Frau, als wäre sie geistig ein wenig minderbemittelt oder des Sprechens nicht mächtig. Ihn darauf aufmerksam zu machen, hätte für sie jedoch eine zusätzliche Demütigung bedeutet. »Kann ich die Briefe sehen?«, fragte Frieda stattdessen.
Obwohl sie sich dabei an Mary Orton gewandt hatte, nickte Jeremy zu seinem Bruder hinüber, der daraufhin eine Aktenmappe aus seiner Tasche zog und sie Frieda reichte. Sie schlug sie auf und blätterte die offiziell aussehenden Briefe durch. Bei einem davon handelte es sich um eine Rechnung. Sie spürte jemanden hinter sich: Robin las über ihre Schulter mit.
»Dreihundert Pfund«, stellte er fest. »Diese Frau berechnet dreihundert Pfund dafür, dass sie ein Testament nicht ändert. Ich frage mich, was sie verlangt hätte, wenn sie es geändert hätte.«
Friedas Blick wanderte zur Unterschrift. Tessa Welles. Sie notierte sich Namen und Adresse. »Für mich klingt das trotzdem nach einem Schnäppchen«, bemerkte sie.
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, gab Robin ihr recht. »Zumindest hat da jemand auf meine Mutter geschaut.«
»Haben Sie das gerade erst entdeckt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Vorher wussten Sie beide nichts von der Sache mit dem Testament?«
»Nein«, antwortete Jeremy.
»Nein«, bestätigte Robin, »natürlich nicht.«
Die Küchentür ging auf, und Josef kam herein. Er wirkte müde, lächelte aber bei Friedas Anblick. »Ich wusste nicht, dass du schon da bist.«
»Ich wäre gleich hinaufgekommen.«
»Na, was haben Sie oben denn alles gemacht?«, wollte Jeremy wissen.
»Das Dach ist ausgebessert«, erklärte Josef, »noch nicht dauerhaft repariert, aber ausgebessert, damit kein Wasser mehr durchkommt.«
»Haben Sie meiner Mutter einen Kostenvoranschlag gemacht?«
Josef starrte Jeremy verwirrt an.
»Apropos«, fuhr Jeremy an Frieda gewandt fort, »mir ist nicht ganz klar, wie Sie dazu kommen, im Haus meiner Mutter Arbeiten zu vergeben.«
»Im Dach war ein Loch«, antwortete Frieda, »und Sie waren in Manchester.«
»Verstehe.« Jeremy klang plötzlich recht barsch. »Damit wollen Sie wohl sagen, dass Sie und dieser Mann sich um meine Mutter gekümmert haben, ich aber nicht?«
»Bitte, Jeremy«, mischte Mary sich ein, »die beiden wollten mir doch nur …«
»Das spielt keine Rolle«, fiel er ihr ins Wort. An Frieda gewandt fuhr er fort: »Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn jemand das mit Ihrer Mutter machen würde?«
»Wie haben Sie sich gefühlt?«, entgegnete Frieda.
»Was glauben Sie denn?«
»Es tut mir leid«, meldete Josef sich zu Wort. »Ich bin fertig.«
»Ehrlich gesagt«, antwortete Mary, »hatte ich gehofft, Sie würden sich noch ein paar andere Dinge ansehen. Der Boiler gibt so ein komisches Geräusch von sich, und eines von den oberen Fenstern lässt sich nicht mehr richtig schließen.«
Josef warf einen argwöhnischen Blick zu Robin und Jeremy hinüber.
»Mich brauchen Sie da nicht zu fragen«, sagte Jeremy. »Mein Haus ist es nicht.«
»Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
Während Mary und Josef gemeinsam die Küche verließen, blickte Frieda auf die Adresse hinunter, die sie in ihr Notizbuch geschrieben hatte. »Princes Road. Ist das hier in der Nähe?«
»Gleich um die Ecke«, antwortete Robin. »Poole hat Ma einfach zum nächstbesten Notar geschleppt, nur ein Stück die Straße rauf. Er dachte wohl, das wird ein Kinderspiel.«
»Darf ich Ihr Telefon benutzen?«, fragte Frieda.
»Haben Sie denn kein Handy?«
»Zumindest nicht bei mir.«
Robin deutete auf das Telefon, das in einer Halterung an der Wand steckte.
Es waren mehrere Anrufe und wiederholte Erklärungen nötig, und dann musste Frieda noch vierzig Minuten höchst unangenehmen Schweigens ertragen, bis endlich Yvette mit ihrem Fahrer eintraf und Frieda abholte. Sie wirkte nicht sehr glücklich, Frieda zu sehen. »Sie müssen es uns vorher
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