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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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meine Eltern glauben immer noch … «
    »Ich weiß.«
    »Aber wenn du dir diese Bücher ansehen willst … «
    »Danke, ich werde darüber nachdenken«, sagte er noch einmal, obwohl er wusste, dass er es nicht fertigbringen würde. So wie er wusste, dass Karen nicht nur über die Bücher sprach.
    Der Krankenpfleger kam mit dem Putzwagen vorbei.
    »Aber für den Fall, dass Kristin vielleicht doch noch irgendetwas mitbekommt«, sagte Karen, »weiß ich, dass sie sich gefreut hätte, dass du gekommen bist.«
    Er sah, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten.
    »Ich weiß, dass du sie wirklich geliebt hast, und ich habe sie auch geliebt«, sagte sie. Unbeholfen suchte sie nach weiteren Worten. »Außer einmal vielleicht, als sie meine Schlittschuhe
geklaut und die Kufen zerbrochen hat.« Sie lachte auf und ließ seine Jacke los. »Ich weiß, dass sie dich jetzt gebeten hätte, vorsichtig zu sein.«
    Michael lächelte. »Das werde ich.«
    »Nein, wirklich«, sagte sie noch eindringlicher. »Ich meine es ernst. Pass da unten auf dich auf.«
    Um sie zu beruhigen, legte Michael ihr einen Arm um die Schulter. »Ich schwöre dir feierlich, dass ich immer Handschuhe tragen und meine Ohren warm halten werde.«
    Sanft stieß sie ihn von sich. »Wenn nicht, würde Krissy sich furchtbar aufregen … und ich mich auch.«
    »Das möchte ich nicht«, erklärte Michael.
    »Nein, das würdest du nicht wollen.«
    »Karen!«, rief MrNelson und steckte den Kopf aus der Tür. »Deine Mutter will mit dir reden.«
    Karen biss sich auf die Lippen.
    »
Jetzt
, Karen.«
    Michael klopfte ihr noch einmal auf die Schulter, dann drehte er sich um und ging am Schwesternzimmer vorbei zum Ausgang.
    Dieses Mal sagte niemand ein Wort zu ihm.

3 . Kapitel 1889
    Grüne Tiefe. Ein schimmerndes Smaragdgrün.
    Davon hatte sie geträumt.
    Vom Grün der Weiden in Yorkshire.
    Vom Grün der Blätter an einem sonnigen Tag im Regent’s Park.
    Vom Grün des Billardtisches im Club in Pall Mall. Frauen war der Zutritt zu den oberen Räumen zwar verwehrt, doch Sinclair hatte sie am Portier vorbei und über die Dienstbotentreppe hinaufgeschmuggelt.
    Vom grünen Wasser des Bosporus …
    Solange sie in dieses Grün eintauchen konnte, war sie zufrieden. Sie konnte sich an den Duft der Felder erinnern, zwischen denen sie aufgewachsen war … an das feuchte Gras, das vom Sommerwind niedergedrückt wurde, an die Kühe, die sich schwarz und weiß davon abhoben … an die sanften Hügel im Nebel und an die Sonne, die wie die goldene Taschenuhr ihres Vaters glänzte.
    Sie meinte, die Oberfläche der Blätter zu spüren, glatt und gleichmäßig und wächsern. Wie damals, als sie während ihrer Mittagspause im Spital durch den Stadtpark ging. Sie hatte nur eine halbe Stunde Zeit, aber in dieser Zeit konnte sie, wenn der Wind in Richtung Themse wehte, ein wenig frische Luft atmen, die weder nach Blut noch nach Morphin oder Eiter roch. Manchmal steckte sie ein Blatt oder eine lieblich duftende Blume in die Tasche ihrer Uniformjacke, ehe sie zurück zur Station eilte …
    Das Grün des Meeres … Sie war nie zuvor am Meer gewesen, bis sie in die Türkei aufbrach. Sie hatte es sich stets blau vorgestellt, oder vielleicht grau, so wie es auf allen Bildern dargestellt wurde, die sie jemals gesehen hatte. Doch als sie vom Deck hinunter in das aufgewühlte Kielwasser starrte, war sie überrascht von dem grünlichen Schimmer, ähnlich der matten Patina auf den Statuen im Royal Museum. Sinclair hatte sie dorthin mitgenommen, kurz bevor sein Regiment abreiste.
    Doch da endete der Traum, wie alle Träume irgendwann enden, und eine kalte Hand schien ihr Herz zu umschließen. Abermals musste sie sich anstrengen, um in dem Grün unterzutauchen und sich an ihre Vorstellungskraft wie an einen Rettungsanker zu klammern … um die eisige Hand zu erwärmen, die sich unter ihre Kleider gestohlen hatte und sie bis ins Mark gefrieren ließ. Tausendmal war sie diesen Weg bereits gegangen, und sie fürchtete, dass sie ihn noch tausendmal würde gehen müssen, ehe sie wieder erwachte … bevor dieser seltsame Traum, der sie immer noch gefangen hielt, sie wieder freigab …

4 . Kapitel 24 .November, 10 : 25 Uhr
    Kaum hatte Michael den kleinen rothaarigen Mann entdeckt, als dieser in Santiago aus dem Flugzeug stieg, da wusste er schon, dass es sich um einen Wissenschaftler handelte. Diese Leute hatten etwas an sich, das sie verriet, obwohl er nicht sagen könnte, was es war. Es war nichts, was einem

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