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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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was für ein Zufall!« Mit einstudierter Lässigkeit öffnete er den Laptop erneut und begann zu tippen. »Ich muss Ihnen kurz etwas zeigen.« Er drehte den Computer so, dass Michael den Bildschirm sehen konnte. Dieselbe Graphik wie vorher tauchte wieder auf. »Das ist der Meeresboden auf dem Kontinentalschelf, unter dem Eis um Point
Adélie. Hier sehen Sie, wie weit sich das Schelf erstreckt, und hier … «, er legte einen Finger mit abgebissenen Nägeln gegen den Monitor, »fällt es jäh ab. Dieses Gebiet nennen wir die abyssische Region. Ich plane, in diesem Areal zu tauchen, mehrere hundert Meter vielleicht. Übrigens, ich bin Meeresbiologe. Vom ozeanographischen Institut in Woods Hole. Ich interessiere mich vor allem für
Notothenioidei
, also Antarktisfische, sowie für Seeschnecken, Aalrutten und Rattenschwänze. Sie wissen doch, was das für welche sind, oder?«
    Michael bejahte, obwohl er sich im Stillen eingestehen musste, dass sein Wissen äußerst dürftig war.
    » … und wie ihr Stoffwechsel in dieser extrem lebensfeindlichen Umgebung funktionieren kann. Wenn ich es recht bedenke, bieten sich bei meiner Arbeit jede Menge Gelegenheiten für großartige Bilder. Diese Geschöpfe sind hervorragend an ihre ökologischen Nischen angepasst, und sie sind unbeschreiblich schön, zumindest für mich, auch wenn einige Leute, glaube ich, Schwierigkeiten haben, das zu erkennen. Aber das liegt, denke ich, nur daran, dass sie zuerst so fremdartig wirken … «
    Er war nicht mehr zu bremsen und brauchte nicht einmal Luft zu holen. Michael schielte auf die Espressotasse neben dem Computer und fragte sich, wie viele davon sein neuer Reisepartner bereits geleert hatte.
    » … und viele dieser Lebewesen, gleichgültig wie klein oder primitiv sie sind, sind regelrecht von einer ganzen Welt von Parasiten befallen, von den Analdrüsen bis zu den Augenhöhlen.«
    Er hörte sich an, als beschriebe er eine Reihe wunderbarer Fahrgeschäfte in einem Vergnügungspark.
    »Und wie Sie sicherlich wissen, ist es für das Überleben der Parasiten nötig, dass der Wirt, den sie befallen haben, seinerseits gefressen wird.«
    Michael fragte sich, ob das der normale Smalltalk von Darryl Hirsch war.
    »Wussten Sie zum Beispiel, dass die Larve eines bestimmten
Acanthocephalus
, eines Kratzwurms, seinen Wirt, einen Flohkrebs, absichtlich in den Wahnsinn treibt?«
    »Nein«, gab Michael zu. »Warum tut er das?«
    »Damit der Wirt sein Versteck, in der Regel die Unterseite eines Steins, verlässt und wie wild im offenen Wasser kreist, damit er garantiert von einem Fisch gefressen wird.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Keine Sorge, ich kann Ihnen jede Menge davon zeigen, wenn wir da unten sind«, sagte Darryl mit beruhigender Stimme. »Es ist unglaublich aufregend.«
    Michael ahnte, dass Darryl gerade zu einer weiteren Lobeshymne über die Pracht ansetzen wollte, die es auf dem Grund des Ozeans zu entdecken gab, als ein blecherner Lautsprecher zuerst auf Spanisch und dann auf Englisch bekannt gab, dass die Passagiere nach Puerto Williams sich an Bord ihrer Maschine begeben konnten.
    Während sie über das kalte, windige Rollfeld gingen, plapperte Hirsch die ganze Zeit weiter, bis sie die kleine Treppe zur Propellermaschine hinaufstiegen. Er musste beim Einsteigen nicht einmal den Kopf senken, während Michael sich tief bücken musste, um sich nicht zu stoßen. Das Flugzeug hatte nur zehn Sitze, fünf auf jeder Seite des Ganges, und da jeder Passagier einen dicken Mantel oder Parka, Stiefel, Handschuhe und Mütze trug, mussten sie sich ziemlich zusammenquetschen. Alle anderen schienen sich auf Spanisch oder Portugiesisch zu unterhalten. Darryl setzte sich rechts neben Michael. Doch sobald das Flugzeug rollte, die Propeller sich drehten und die Motoren aufheulten, kam jede Unterhaltung zum Erliegen. Sie mussten aus voller Lunge schreien, um sich über den schmalen Gang hinweg verständlich zu machen.
    Michael schnallte sich an und starrte aus dem kleinen runden Fenster. Das Flugzeug hatte einige Probleme beim Abheben, aber als sie einmal in der Luft waren, drehten sie schnell vom Land
ab, stiegen über der zerklüfteten Felsenküste in die Höhe und flogen parallel zur Küstenlinie über dem Südpazifik in Richtung Süden. Es dauerte ein oder zwei Minuten, bis Michaels Magen den Rest seines Körpers wieder eingeholt hatte. Weit unter sich sah Michael weiße Wellenkämme, aufgepeitscht durch den unablässig wütenden Wind. Er war unterwegs zum

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