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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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sich dem Tisch von der anderen Seite, um besser sehen zu können, und musterte den langen Fisch mit dem marmorartigen Kopf und der platten Nase, die einem Entenschnabel nicht unähnlich war. Die Haut war so dünn, dass er das komplexe Muster aus Organen und Gräten im Inneren des Körpers erkennen konnte. Darryl kam ebenfalls dazu, vielleicht, um auf ein paar seiner außergewöhnlichen Eigenschaften hinzuweisen,
doch dabei stieß er gegen Osmond, der seine oberflächliche Durchsuchung beendet und beschlossen hatte, sich der Party anzuschließen.
    »Man kann richtig durch ihn durchsehen«, sagte er langsam. Michael glaubte nicht, dass er viel Grips hatte. »Der sieht ja aus wie das kleine Gespenst, nur, dass es ein Fisch is’.«
    Alle grinsten, als Osmond den Kopf über das Becken senkte, um besser sehen zu können. Doch da warf Darryl plötzlich einen Blick auf den Schirm seiner Mütze und schrie: »Nein! Zurück!«
    Er schlug auf die Kappe, aber es war bereits zu spät. Ein großer Klumpen aus Eis und Schnee rutschte wie ein Wasserfall aus funkelnden Diamanten von der Mütze und fiel ins Becken. Der Fisch bewegte sich, aufgescheucht von der Bewegung im Wasser, und hob den Kopf zur Oberfläche, vielleicht weil es ihn instinktiv zu einer möglichen Nahrungsquelle zog. Der Regen aus Eiskristallen hatte auf der Wasseroberfläche ein Muster gebildet. Ein paar Brocken sanken ein paar Zentimeter tief ins Wasser und berührten den Fisch an der Nase und den Kiemen.
    »Verdammt!«, schrie Darryl, und eine Sekunde später erkannte Michael, warum er sich so aufregte. Der zitternde Fisch hörte auf, sich zu bewegen, sein Körper streckte sich und erstaunt verfolgte Michael, wie sich ein feines Gitternetz aus Eis in einer raschen Kettenreaktion über den gesamten Körper legte, bis der Fisch stocksteif und mausetot war. Langsam trieb er, durchsichtig und mit starrem Blick, an die Wasseroberfläche.
    Michael war verblüfft. »Aber du hast doch gesagt, sie hätten ein Frostschutzmittel im Blut.«
    »Das haben sie auch«, erwiderte Darryl traurig. »Dadurch können sie in sehr kaltem Wasser und in großer Tiefe überleben. Eis schwimmt oben und gelangt nie in die tiefen Regionen. Wenn diese Fische mit Eis in Kontakt kommen, wirken die Eiskristalle wie Keime, die sich rasend schnell vermehren und ihre Schutzmechanismen überwinden.«
    »Auweia«, sagte Osmond und hielt seine nasse Kappe in der Hand. »Tut mir echt leid. Ich wusste nicht, dass so was passieren kann.« Er blickte in die Runde, um festzustellen, ob er in ernsten Schwierigkeiten steckte.
    »Schon okay, Kumpel«, sagte Calloway. »Wenn die Beaker nichts mehr damit anfangen können, kommt er eben in die Bouillabaisse.«
    »Nicht dieser hier«, sagte Darryl. »Ich kann ihn immer noch auftauen und das Blut herausfiltern.«
    »Das Blut«, fragte Calloway zweifelnd, »ist alles, was du willst?«
    »Dieses Blut, mein Freund, birgt Geheimnisse, die eines Tages für die Menschheit von großem Nutzen sein werden.«
    Calloway zupfte Osmond am Ärmel, als schlage er vor, diese Irren mit ihren verrückten Experimenten allein zu lassen, und sie gingen zur Tür. »Du hast bestimmt recht, Doc«, sagte Calloway, dann verschwanden sie im heulenden Wind und wirbelnden Schnee.
    Darryl nahm zwei Zangen, hob den Eisfisch am Schwanz hoch und legte ihn auf den Tisch. Er war so hart, dass er hin und her schaukelte.
    »Jetzt verstehe ich, warum du für Besucher nicht gerade den roten Teppich ausrollst«, sagte Michael.
    »Und warum ich ein Schloss haben will«, fügte Darryl hinzu. Dann griff er nach einem Skalpell und stürzte sich wieder in die Arbeit, als sei Michael gar nicht anwesend. Wenige Minuten später zog Michael sich an und wagte sich hinaus in die Klauen des stärker werdenden Sturms.

31 . Kapitel 15 .Dezember
    Statt vorbeizuziehen, schien sich der Sturm über der Station festgesetzt zu haben. Zu Michaels Enttäuschung galt nach wie vor Murphys Befehl, dass niemand das Gelände verlassen durfte, aus welchen Gründen auch immer. »Wo immer die beiden Leichen sind, sie sind steif gefroren«, erklärte Murphy, »und die Hunde, nun ja, die wissen, wie sie hier überleben.«
    Michael musste ihm wohl oder übel glauben.
    Die Nachricht von Danzigs Tod trübte die Stimmung auf der Station, und bei der Gedenkfeier, die im Gemeinschaftsraum abgehalten wurde, wurde es eng. Die Tischtennisplatte war zusammengeklappt und auf den Flur geschoben und stattdessen ein paar Schreibtischstühle

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