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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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einfach war. Das silbrige Licht, das vom Schnee reflektiert wurde, war grell und durchdringend, und die Wolke aus Eis und Schnee, die von den vorderen Kufen des
Arctic Cat
aufgewirbelt wurde, legte sich auf die Windschutzscheibe und seine Schutzbrille.
    Erst als die Entfernung zum Hundeschlitten kleiner wurde, begann Michael zu überlegen, was er tun könnte, wenn er Sinclair und Eleanor eingeholt hatte. Er zerbrach sich den Kopf, was die Notfallausrüstung des Schneemobils alles enthielt. Ein Erste-Hilfe-Paket? Nylonseile? Ein GPS ? Eine Taschenlampe?
    Dann fiel ihm ein, dass ein Gegenstand ganz sicher dabei sein würde: eine Leuchtpistole!
    Sinclair würde niemals den Unterschied zu einer echten Waffe erkennen.
    Der Schlitten machte einen sanften Bogen in Richtung Küste, und Sinclair wandte sich um. Jetzt wusste er, dass er verfolgt wurde. Das Sonnenlicht spiegelte sich in seinen Brillengläsern und den goldenen Epauletten, und die scharlachroten Jackenschöße
flatterten wie ein Fuchsschwanz hinter ihm im Wind. Mit der schwarzen Skimaske sah er jedoch weniger wie ein Soldat aus, als vielmehr wie ein Einbrecher auf der Flucht.
    Der Schlitten umrundete einen rabenschwarzen Nunatak. Die Gefahr wurde noch größer, besonders, da Sinclair sich dessen nicht bewusst sein würde. Gletscherspalten bildeten sich oft um den Fuß solcher Felszungen herum, ihre Anzahl und Tiefe nahm zu, je weiter sich die Gletscherzunge dem Meer näherte. Sinclair hielt weiterhin auf das Wasser zu, zweifellos, weil es die Navigation erleichterte. In der Antarktis waren Entfernungen und Richtungen nur schwer einzuschätzen. Es gab kaum Landmarken, an denen man sich orientieren konnte, alles sah gleich aus, manchmal über Hunderte von Meilen. Die Sonne, die sich zu dieser Jahreszeit beinahe direkt über ihren Köpfen befand, bot auch keine Hilfe. Der Schatten hing einem so eng an den Hacken wie ein gehorsamer Hund.
    Michael war hin- und hergerissen. Sollte er den Schlitten so schnell wie möglich überholen und eine Konfrontation auf dem instabilen Eis herbeiführen? Oder sollte er warten, bis sie den festen Boden von Stromviken erreicht hatten? Aber das war Sinclairs Revier, und wer weiß, welche Vorteile es ihm bringen würde, wenn er erst einmal dort war.
    Notgedrungen wurde der Hundeschlitten ein wenig langsamer. Michael konnte die klobigen Eisblöcke auf einem Sérac-Feld erkennen. Wie die Zinken einer Riesengabel, die mit dem Griff im Boden steckte, ragten sie aus dem Eis empor. Die Hunde schlängelten sich durch den Hindernisparcours hindurch, während Sinclair sich weit über den Handgriff beugte, um sie anzutreiben.
    Michael wischte sich den Schnee von der Brille und duckte den Kopf hinter den Windschutz. Zarte weiße Wolken hingen wie Musselin am Himmel, dämpften das Sonnenlicht und ließen die Temperatur um ein paar Grade sinken. Michael schätzte sie
auf ungefähr minus dreißig Grad. Rasch schloss das Schneemobil zum Schlitten auf. Er war jetzt nah genug, um zu erkennen, dass Sinclairs Degen an seine Seite schlug. Eleanors Kopf, dick in die Kapuze eingehüllt, ragte über den Rand des Schlittens.
    Sinclair hörte das Dröhnen des
Arctic Cat
, drehte sich wieder um und rief etwas. Michael konnte ihn nicht verstehen, doch er bezweifelte, dass er angeboten hatte, sich zu ergeben. Er kannte Sinclair inzwischen gut genug und wusste, dass der Wille dieses Mannes unbezwingbar war.
    Plötzlich sah Michael, wie der Schnee unter dem Schlitten ohne Vorwarnung zu bröckeln begann. Die Hunde jaulten voller Angst auf, und entsetzt beobachtete Michael, wie die Schneebrücke einstürzte und die Leithunde verschwanden. Die Tiere hinter ihnen bellten wie rasend, aber sie waren im selben Geschirr gefangen und wurden in den immer breiter werdenden Abgrund gerissen. Der Schlitten schwankte wie ein Kanu in Stromschnellen, kreischend rutschten die Kufen über das Eis, bis er seitwärts auf die Spalte zugezogen wurde.
    Michael steuerte auf einen der hoch aufragenden Séracs zu, trat auf die Bremsen und kam schlitternd zum Stehen. Als er vom Schneemobil sprang und die Brille hochschob, sah er den Schlitten schwankend am Rand der Gletscherspalte. Sinclair trat mit aller Kraft auf die Bremse, konnte das Gefährt jedoch kaum noch halten. Michael wusste, dass der Riss sich unter dem Schnee in alle Richtungen ausdehnen könnte, selbst unter seine eigenen Füße, doch er hatte keinen Schneestock, um den Schnee damit beurteilen zu können. Er konnte sich nur in

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