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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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sich schwankend auf und zog sich die Handschuhe an. Es war, als hätte er das Signalhorn vernommen und beeilte sich, gehorsam seiner Pflicht nachzukommen. Sie wartete und betete, dass die Medizin ihn weiter schwächen würde, doch er schien seine ganze Willenskraft aufzubringen, um gegen die Wirkung anzukämpfen.
    »Sinclair! Hast du ein Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe? Wir können nicht ohne Schutz dort hinausgehen!«
    »Dann zieh dich in Gottes Namen an!«, sagte er und packte
sie am Ärmel. Sie hatte gerade noch genug Zeit, um die Brosche vom Nachttisch einzustecken, ehe er sie aus dem Krankenzimmer zerrte. »Es ist ein wunderschöner Tag draußen.«
    Er schwankte den Korridor entlang und riss die Tür zur Außenrampe auf. Das Sonnenlicht spiegelte sich in Schnee und Eis, und Eleanor zog instinktiv die Schutzbrille aus der Manteltasche und setzte sie auf.
    »Die Hunde sind bereits angeschirrt«, sagte er mit Genugtuung. »Darum habe ich mich als Erstes gekümmert.«
    Wie lange schlich er schon im Lager herum?
    Mit Eleanor im Schlepptau ging er gerade vorsichtig die Rampe herunter, als er plötzlich innehielt und sagte: »Von allen verdammten Plagen … «
    Eleanor hatte die Kapuze ihres Mantels fest über ihr Gesicht gezogen, doch als sie darunter hervorlugte, sah sie Michael, der mit offenem Mund ein paar Meter von ihnen entfernt stand und ein komisches Ding aus Metall mit drei Beinen unter dem Arm hielt.
    »Wenn ich Sie wäre«, sagte Sinclair, »würde ich Fersengeld geben und rennen.«
    Michael blickte Eleanor an, als suchte er eine Antwort.
    Sinclair schob seinen Mantel nach hinten, und sein Degen kam zum Vorschein, der an seiner Seite hing. Doch als er versuchte, weiterzugehen, stellte Michael sich ihm hastig in den Weg.
    »Guter Gott, ich habe es eilig!« Sinclair explodierte, als würde er einen begriffsstutzigen Stallburschen zurechtweisen. Er ließ Eleanors Arm los und zog den Degen aus der Scheide.
    »Aus dem Weg«, sagte er und schwang im Schein der Polarsonne die Waffe, »oder ich werde Sie an Ort und Stelle töten.«
    »Michael«, mischte Eleanor sich ein, »tu, was er sagt!«
    »Eleanor, du darfst nicht hier draußen sein! Du musst wieder hineingehen!«
    Bei dem Wortwechsel blitzten Sinclairs Augen auf, und er
blickte von einem zum anderen. Als er wieder Michael ansah, lag kalte Wut in seinen Augen.
    »War ich denn blind?«, rief er und schritt mit erhobenem Degen auf Michael zu.
    Zu Eleanors Entsetzen zog Michael sich nicht zurück, sondern hob die Metallvorrichtung hoch. Sie hatte drei Beine, wie die Staffelei eines Malers, und Michael hielt sie wie eine Waffe in die Höhe.
    Das war Irrsinn, dachte sie, vollkommener Irrsinn.
    »Sie können gehen«, sagte Michael und wich nicht von der Stelle. »Ich werde nicht versuchen, Sie aufzuhalten. Aber Eleanor bleibt hier.«
    »Darum geht es also«, höhnte Sinclair. »Sie sind ein noch größerer Narr, als ich dachte.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte Michael und kam einen Schritt näher, »aber Eleanor bleibt hier.«
    Sinclair hielt inne, als würde er darüber nachdenken. Dann stürzte er sich plötzlich auf Michael. Der Degen pfiff durch die Luft und traf die Beine des Stativs. Blaue Funken stieben in die Luft. Michael wich zurück und konnte es nur mit Mühe festhalten.
    Sinclair rückte vor und zeichnete mit der Degenspitze kleine Kreise vor Michaels Gesicht. Jetzt erst bemerkte Eleanor die klaffende Wunde am Hinterkopf ihres Leutnants. Das blonde Haar war abgeschnitten worden, als hätte jemand die Wunde versorgt.
    Michael täuschte mit dem Stativ einen Angriff vor und stieß damit nach Sinclair, doch dieser schlug es zur Seite und ging weiter auf ihn zu.
    »Ich habe nur wenig Zeit«, sagte Sinclair, »deshalb wird es schnell gehen.«
    Er führte den Degen einmal, zweimal, und mit dem dritten Hieb riss er Michael das Stativ aus den Händen. Polternd landete es auf
dem harten Boden. Michael bückte sich danach, schließlich hatte er keine andere Waffe. Sinclair schwang den funkelnden Degen zurück über seine linke Schulter, bereit, den tödlichen Hieb auszuführen. In diesem Moment ertönte ein markerschütternder Schrei. Charlotte raste in einem grünen Seidenbademantel und mit wehenden Zöpfen die Rampe herunter und stieß Sinclair an, so dass er das Gleichgewicht verlor. Er stolperte nach vorn und ließ beinahe den Degen fallen, ehe er herumwirbelte und ihn gegen den neuen Angreifer schwang. Die Klinge erwischte die Ärztin am

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