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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Grab bleiben würde, blieb sie stehen und sagte leise etwas, das er nicht verstand. Er fragte nicht, was sie gesagt hatte, es ging ihn nichts an. Er konnte auch nicht erkennen, was sie kurz an ihre Lippen presste, ehe sie es in den blauen Abgrund fallen ließ. Doch als es hinabwirbelte und Gold und Elfenbein aufblitzten, wusste er, was es war.
    Kraftlos hing die Polarsonne über ihnen am Himmel, als sie sich auf den Weg zurück durch das zerklüftete Eis und die drohend aufragenden Séracs machten.

55 . Kapitel 29 .Dezember, 2 : 45 Uhr
    Als die Kabinenlichter aufflackerten und der Pilot verkündete, sie sollten sich zur Landung bereit machen, kippte Michael den Rest seines Scotchs herunter und schaute aus dem Fenster.
    Selbst zu dieser Stunde erstrahlte Miami mit seinen langen, funkelnden Lichterreihen, die erst an der schwarzen Meeresküste endeten. Der Flugbegleiter nahm den Plastikbecher und die leere Flasche fort. Der Mann, der auf dem Platz neben dem Gang geschlafen hatte, richtete sich auf und packte den Laptop weg, an dem er seit Stunden nicht mehr gearbeitet hatte. Er sei, so hatte er Michael erklärt, ein »Ressourcenspezialist«, was immer das sein mochte, und arbeitete für eine amerikanische Firma, die in Chile ein Telekommunikationsnetzwerk aufbaute.
    Schon seit Tagen hatte Michael kein Auge zugetan. Selbst jetzt konnte er nur daran denken, was im Frachtraum des Flugzeugs lag.
    Der Mann am Gang sagte: »Wie spät ist es? Nur vier Stunden Verspätung?«
    Michael nickte. Jede zusätzliche Stunde, jede Verzögerung waren eine Qual gewesen.
    Immerhin wurden die Passagiere in der Nacht schneller abgefertigt als sonst. Michael erklärte einem Zollbeamten, dass er mit den sterblichen Überresten eines Menschen reiste, und wollte wissen, wo er sie abholen konnte.
    »Mein herzliches Beileid, Sir«, sagte der Mann. »Draußen wenden Sie sich bitte nach links und melden sich am Schalter für internationales Frachtgut. Dort wird man Ihnen weiterhelfen.«
    Am Schalter für Frachtgut stand ein junger Mann in blauer Uniform, der aussah, als sollte er zu dieser Stunde längst im Bett liegen. Der Junge kämpfte sich durch die NSF -Formulare, die Murphy ausgefüllt hatte, sowie die medizinischen Dokumente, die Charlotte ausgestellt hatte. Michael bemühte sich, seine Ungeduld zu verbergen. Er wusste, dass er cool bleiben musste, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Schließlich rief der Junge einen älteren Angestellten herbei, den ein laminiertes Namensschild um seinen dicken Hals als Kurt Curtis auswies. Nachdem er die Papiere kontrolliert und noch einmal Michaels Reisepass überprüft hatte, sagte er: »Herzliches Beileid, Sir.«
    Michael fragte sich, wie oft er das wohl noch hören würde.
    Curtis griff zum Telefon, drückte eine Taste und murmelte ein paar Worte, wobei er Michael den Rücken zukehrte. Drei Mal grunzte er »ja«, dann drehte er sich um und sagte: »Wenn Sie mir bitte folgen würden? Ich werde Sie zur Übergabestation für Frachtgut begleiten.« Er deutete auf Michaels Seesack und fügte hinzu: »Vergessen Sie nicht, Ihr Gepäck mitzunehmen.«
    Draußen traf ihn die nächtliche Hitze von Miami wie ein heißes, nasses Handtuch.
Gewöhn dich daran,
sagte er sich. Eleanor würde unmöglich im schneereichen kalten Tacoma leben können. Curtis zwängte sich auf den Fahrersitz eines kleinen Wagens, während Michael den Seesack nach hinten warf und sich neben ihn setzte. Es musste vor kurzem geregnet haben, denn der Asphalt war noch nass, und hier und da hatten sich flache Pfützen gebildet. Ein vorbeirollendes Flugzeug erzeugte einen Wirbel übelriechender, noch heißerer Luft. Das Dröhnen der Motoren war ohrenbetäubend, doch Curtis nahm keine Notiz davon. Er steuerte den Wagen an einer Reihe von Terminals entlang und in einen riesigen offenen Hangar, in dem ein
Van mit der Aufschrift
Miami-Dade Gerichtsmedizin
parkte. Eine zierliche Frau in schwarzer Hose und weißer Bluse lehnte an der Tür und rauchte eine Zigarette. Als Michael seinen Seesack packte und aus dem Wagen stieg, blickte sie auf. Curtis wendete und verschwand.
    »Sie sind Michael Wilde?«, fragte die Frau und ließ die Zigarette auf den Betonfußboden fallen. »Ich bin Maria Ramirez. Erik Danzigs Frau.«
    Michael streckte die Hand aus, und beinahe hätte er ihr herzliches Beileid gewünscht.
    Aus dunklen Augen sah sie ihn aufmerksam an und sagte: »Lange Reise, was?«
    Er hatte schon befürchtet, dass er ziemlich mitgenommen aussah, und

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