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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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jetzt hatte sie es bestätigt. »Ja, das stimmt.« Er konnte sich nicht zurückhalten und blickte sich um. Wo war der Leichensack? War er bereits gebracht worden, oder hing er immer noch irgendwo fest?
    »Falls Sie nach dem Leichensack suchen, der ist bereits im Van.«
    »Tatsächlich?« Sein Herz schien fast aus der Brust zu springen, und seine Reaktion war Maria nicht entgangen.
    »Also«, sagte sie und zertrat die immer noch glühende Zigarette mit dem Fuß, »haben Sie mir vielleicht irgendetwas zu sagen, bevor ich die Polizei, das FBI , die Einwanderungsbehörde oder wen auch immer einschalten muss?«
    Seit Tagen hatte er sich auf diesen Augenblick vorbereitet und sich überlegt, wie er ihr seine Geschichte erzählen sollte. Aber jetzt, als es so weit war, wollte er nur noch die Türen des Vans aufreißen und Eleanor befreien.
    »Erstens«, sagte sie, »ich weiß nicht, wer in dem Sack liegt, ich habe ihn nicht geöffnet. Aber ich weiß, dass es nicht Erik ist. Er ist mindestens dreißig Zentimeter größer und fünfzig Kilo schwerer als die Person, die Sie mitgebracht haben.«
    »Sie haben recht«, erklärte Michael. »Es ist nicht Erik.«
    Seine sofortige Kapitulation schien Maria zu überraschen. »Wer ist es dann?«
    Michael senkte den Kopf und sagte: »Bitte haben Sie Nachsicht mit mir, denn was ich Ihnen jetzt erzählen werde, ist von der NSF strengstens verboten.« Dann begann er mit seiner Geschichte. Er erinnerte Maria daran, dass sie selbst gesagt hatte, Erik sei nirgendwo glücklicher gewesen als am Pol und wie sehr er gewünscht hätte, dort begraben zu werden. Und genau das war jetzt geschehen. »Aber wir würden gewaltigen Ärger bekommen, wenn das herauskäme, deshalb konnte ich Ihnen nichts davon sagen. Ich musste Sie persönlich treffen und es Ihnen erzählen.« Dann griff er unter sein Hemd und zog die Kette aus Walrosszähnen über den Kopf. Als Maria sie sah, füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ich weiß, dass er gewollt hätte, dass Sie sie bekommen«, sagte Michael. »Er hat sie niemals abgelegt.«
    Sie umklammerte die Kette, drehte sich um und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. Sie hielt den Kopf gesenkt, und die Schultern hoben und senkten sich.
    Michael wartete. Sein Hemd klebte auf der Haut, und sein langes Haar war im Nacken unangenehm feucht. Es fiel ihm schwer, nicht sofort in den Van einzubrechen, aber es waren noch andere Leute in der Nähe, Mechaniker und ein paar Arbeiter, die sich um das Gepäck kümmerten. Er wusste, dass er sich noch ein wenig gedulden musste.
    Maria hatte ihre Fassung wiedergewonnen und holte ein Klemmbrett aus der Fahrerkabine des Vans. Als sie zurückkam, trug sie die Kette um den Hals.
    »Okay. Ich danke Ihnen. Erik hat bekommen, was er sich gewünscht hatte. Ich schulde Ihnen einen Gefallen.« Sie reichte ihm das Klemmbrett und sagte: »Unterschreiben Sie überall dort, wo ich ein Kreuz gemacht habe.« Das war an mindestens ein Dutzend Stellen, und als Michael fertig war, riss sie eine Reihe
Durchschläge heraus und gab sie ihm. »Jetzt ist es offiziell. Erik ist zurückgekommen.«
    »Danke.«
    »Aber dadurch weiß ich immer noch nicht, was sich in dem Sack befindet.«
    Jetzt kam der schwierigste Teil. Würde sie ihm die Geschichte abkaufen?
    »Eine Freundin von mir«, sagte er. »Ihr Name ist Eleanor.«
    »Sie meinen,
war
Eleanor.«
    »Nein, sie lebt.«
    Maria stutzte und sah ihn abschätzend an, als versuchte sie zu entscheiden, ob sie alles, was er ihr bisher erzählt hatte, neu überdenken musste. »Nicht in dem Leichensack, das kann nicht sein. Nicht den ganzen Weg vom Südpol hierher in Frachträumen.«
    »Sie lebt«, wiederholte Michael, nahm Maria bei der Hand und zog sie zur Rückseite des Van. »Bitte lassen Sie mich hinein und zu ihr.«
    Einer der Arbeiter schaute neugierig zu ihnen hinüber.
    »Herrgott, sind Sie wahnsinnig? Was passiert bloß mit euch da unten?«
    Doch sie hielt ihn nicht auf, als er die hintere Tür öffnete, hineinkletterte und die Tür wieder zuzog.
    Der Leichensack lag auf einer Metallablage und war mit zwei Gurten festgeschnallt. Hastig löste Michael die Verschlüsse und flüsterte die ganze Zeit: »Ich bin hier, ich bin hier!« Doch aus dem Inneren des Sacks war kein Laut zu hören.
    Er ergriff den Reißverschluss, den er vorher genügend beschädigt hatte, damit er nicht mehr vollständig schloss, zog ihn nach unten und schob die Hülle zur Seite.
    Eleanor lag totenstill, die Arme an den

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