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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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einzupacken.«
    »Nächstes Mal weißt du Bescheid«, sagte Darryl.
    »Ein nächstes Mal wird es nicht geben.«
    Michael und Darryl waren im nächsten Gebäude untergebracht, das für die Beakers und vorübergehende Gäste reserviert war. Sie mussten sich ein Zimmer teilen, das nicht sehr viel größer war als das von Charlotte. Es gab ein schmales Fenster, eigentlich eher
ein Lüftungsschlitz, und ein zweistöckiges Etagenbett mit zerschlissenen Verdunkelungsvorhängen für jede Koje. Der Boden war mit strapazierfähigem Teppichboden in Kastanienbraun und Gelb belegt, den man eher im Bankettsaal eines Hotels erwartet hätte. Aber der Wandschrank hinter der Schiebetür aus Sperrholz, die bedenklich schief in der Laufschiene hing, ließ eine verblüffende Freigebigkeit erkennen.
    »Wow«, rief Michael, »sieh dir das an.«
    Darryl schaute auf.
    »Entweder hat der vorige Mieter uns eine Menge Geschenke hinterlassen … «
    » … oder die NSF will sichergehen, dass wir auf jeden Fall ausreichend ausgestattet sind.« Darryl zupfte am Ärmel eines der beiden orangeroten Anoraks, die an der durchgebogenen Stange hingen. »Ich hatte mich schon gewundert, warum sie auf den Anmeldeformularen nach der Kleidergröße gefragt haben.«
    Zusätzlich zu den beiden Anoraks mit den pelzgefütterten Kapuzen gab es noch zwei mit Gänsedaunen gefütterte Parkas, Wollhemden und wollene Windhosen, die genug Taschen hatten, um einen halben Baumarkt mit sich herumzuschleppen. Auf einem Regal weiter oben fand Michael Funktionsunterwäsche, die verhinderte, dass sich der Schweiß am Körper sammelte, Fausthandschuhe aus Fell, die groß genug waren, um noch ein zusätzliches Paar Handschuhe darunter zu tragen, Wollsocken, vliesgefütterte Lederhandschuhe sowie wollene Skimasken, die den gesamten Hals und Kopf und den Großteil des Gesichts bedeckten.
    »Das ist ja wie Weihnachten!«, rief Darryl und untersuchte die Kleidungsstücke, die Michael ihm reichte.
    »Und das ist noch längst nicht alles.«
    Auf dem Boden des Schranks befand sich eine ganze Sammlung von Stiefeln, alle ordentlich nach Größen sortiert und aufgereiht. Es gab Springerstiefel, bestehend aus zwei Lagen Gummi und einer dicken Isolierschicht dazwischen, weiche Mukluks im
Eskimostil sowie hohe schwarze Feuerwehrstiefel für Arbeiten im Wasser und auf nassem Untergrund.
    »Sieht aus, als hätten sie an alles gedacht«, sagte Darryl.
    »Allerdings«, stimmte Michael zu und begutachtete den Fund. »Ich frage mich nur, wo sie unsere Schneemobile geparkt haben.«
    Das Gemeinschaftsbadezimmer lag am entgegengesetzten Ende des Gebäudes und war zum Glück frei, als Michael heiß duschte. »Bitte nicht länger als drei Minuten duschen!«, warnte ein Schild. Anschließend tappte er durch den Gang zurück. Der Korridor war mit demselben Teppich ausgelegt wie die Zimmer. Sie mussten ihn bei einem Ausverkauf erstanden haben, dachte Michael, bei einer Hotelpleite.
    Kaum war er wieder in ihrem Zimmer, hörte er ein leises Schnarchen hinter dem vorgezogenen Vorhang in der unteren Pritsche. Der Boden war immer noch mit ihren neuen Klamotten übersät. Michael schloss die Jalousie vor dem Schlitz, der als Fenster herhalten musste, schaltete das Licht aus und kletterte nach oben in sein eigenes Bett, wo er das schaumgefüllte Kissen am Kopfteil aufschüttelte. Noch immer drang ein winziger kalter Sonnenstrahl ins Zimmer. Michael zog den Bettvorhang zu, und als er den Kopf auf das Kissen sinken ließ, war er bereits halb eingeschlafen. Acht Stunden später erwachte er in der gleichen Haltung, in der er sich hingelegt hatte, und zum ersten Mal seit Monaten konnte er sich an keinen einzigen Traum erinnern. Dafür war er zutiefst dankbar.
     
    Die Schneeschule war für alle Neuankömmlinge auf der Station Pflicht. Ein schlaksiger junger Mann namens Bill Lawson, der ein Baumwollhalstuch nach Piratenart um den Kopf geschlungen trug, leitete den Unterricht. Michael überlegte, ob er vielleicht zu oft
Fluch der Karibik
gesehen hatte. Bill war ein Zivilangestellter der Navy, und der Unterricht war wie ein Kurs zur Steigerung des
Selbstwertgefühls. Michael sollte als Erster zeigen, dass er wusste, wie man aus dem Nichts ein Feuer machte, und Lawson sagte: »Gut gemacht, Michael!«
    Als Darryl sein Zelt in weniger als zehn Minuten aufgebaut hatte, ließ er sich sogar zu einem »Respekt!« hinreißen und gleich zu noch einem »Respekt!«, nachdem Darryl das Zelt noch schneller wieder abgebaut und auf

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