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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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dafür, dass das Licht nicht ausgeht. Wir kochen die Mahlzeiten und tauschen die U-Fässer aus. U steht übrigens für Urin; jeder menschliche Abfall muss gesammelt und wieder aus der Antarktis rausgeschafft werden. Ohne uns könnten die Beakers ihre Arbeit nicht machen. Und ohne sie … « Er hielt inne, als sei er unsicher, wie er den Satz zu Ende bringen sollte, »ach ja, ohne sie würde der Rest von uns niemals hier am Arsch der Welt herumhängen«.
    »Klingt nach einer perfekten Arbeitsteilung, wenn du mich fragst«, sagte Darryl.
    »So spricht ein wahrer Beaker«, erklärte der Chief. »Und jetzt solltet ihr langsam eure Quartiere aufsuchen und schlafen. Ihr habt morgen alle einen langen Tag in der Schneeschule vor euch.«
    Charlotte, Darryl und Michael tauschten verwirrte Blicke.
    »Und vergesst nicht, eure Fausthandschuhe mitzubringen.«
    Murphy stand auf und gesellte sich zu den Hiwis an ihrem Tisch. Manche von ihnen hatten sich umgedreht, um einen Blick auf die Neuankömmlinge zu werfen, und Michael, Darryl
und Charlotte saßen da wie die neuen Kinder in der Schulkantine. Die Beakers waren in ihre eigene Unterhaltung vertieft oder saßen mit tief gebeugten Köpfen über den Tellern mit Würstchen, Bohnen und Maisbrot. Einer von ihnen hatte einen Stapel Computerausdrucke vor sich auf dem Tisch ausgebreitet.
    »Merkwürdig, oder?«, sagte Michael und deutete auf die Wissenschaftler. »Jetzt sind wir in einer Welt, in der
sie
die Coolen sind.«
    Darryl lachte. »Das habe ich mir mein Leben lang gewünscht. Wenn ihr mich entschuldigt«, fügte er hinzu und stand auf, »ich glaube, da drüben hat gerade jemand Riesenassel gesagt.«
    Michael und Charlotte beobachteten, wie Darryl furchtlos über den Linoleumfußboden schritt und am metallenen Klapptisch Platz nahm, an dem die blonden Frauen in offenen Flanellhemden saßen und über irgendetwas diskutierten. Für mehrere Sekunden schien die Unterhaltung zum Erliegen zu kommen und Michael fragte sich schon, ob er seinen Freund nicht besser retten sollte. Doch dann sagte Darryl ein paar Worte, die Michael nicht verstand, und schon begrüßten sich alle mit Handschlag und stellten sich mit lauter Stimme vor. Es war, als hätte Darryl einen geheimnisvollen Initiationsritus vollzogen, und sofort wurde er in der Runde willkommen geheißen. Michael und Charlotte gaben ihm zehn Minuten Zeit, um mit seinen neuen Kumpanen Freundschaft zu schließen, dann standen sie auf und räumten ihre Tabletts fort. Michael fing Darryls Blick auf, und dieser gab noch rasch eine Anekdote über Fadenwürmer zum Besten, für die er großes Gelächter erntete, ehe er wieder zu ihnen kam.
    »Ein netter Haufen«, sagte Darryl, als die drei für den kurzen Weg zu ihren Unterkünften ihre Jacken zuknöpften.
    »Du siehst aus, als hättest du Erfolg gehabt«, sagte Michael.
    »Hier kennt mich noch keiner«, erwiderte Darryl und hob bescheiden die Schultern, »da konnte ich meine besten Sachen auftischen.«
    Kaum waren sie aus dem Hauptgebäude getreten, das auch das Büro des Chiefs beherbergte, mussten sie einen fünf Meter langen Weg aus Holzplanken überqueren. Die einzelnen Gebäude erinnerten an große Eisenbahnwaggons und bildeten ein großes Quadrat. Geflochtene rote Nylonseile waren zu beiden Seiten der Verbindungswege aufgespannt. Michael wusste, dass sie nicht nur zum Festhalten bei Sturm dienten. Er war schon einmal schneeblind gewesen, und dann waren solche Seile die einzige Möglichkeit, um den Weg zur Schutzhütte zu finden. Selbst wenn das Ziel nur einen Meter entfernt war, konnte man die Hütte nicht sehen. In den Polarzonen waren schon Menschen erfroren, weil sie ihr nur wenige Meter entferntes Zelt nicht mehr erkennen konnten.
    Im übernächsten Gebäude war die Krankenstation untergebracht. Charlotte genoss den Luxus eines Einzelzimmers, wenn man es denn so nennen konnte. Es handelte sich um eine kleine Zelle von zweieinhalb mal drei Metern, die bis zur Ankunft ihres Helikopters vom letzten Stationsarzt bewohnt worden war. Den Plakaten an den Wänden nach zu urteilen, war der Mann ein Fan von drei Dingen gewesen: Surfen, Segeln und Jessica Alba. Doch jetzt war er auf dem Weg zur
Constellation
, dem Eisbrecher der Küstenwache, und zurück in die Welt. Charlottes Gepäck lag bereits auf der Pritsche.
    »Immerhin hast du hier ein bisschen Wandschmuck«, stellte Michael fest, als er seinen Kopf zur Tür hineinsteckte.
    »Es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, eigene Poster

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