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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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liegen«, sagte er. »Was der Mensch hierherbringt, muss er auch wieder mitnehmen.«
    Die Basis lag vielleicht eine halbe Meile entfernt bergab. Die kalten weißen Lampen, die selbst beim ständigen Sonnenlicht brannten, waren am Ufer des Weddell-Meeres gerade noch zu erkennen. Charlotte sah zu ihnen hinüber, als handelte es sich um die Lichter von Paris. Wenn der Wind aus dieser Richtung kam, vernahmen sie schwach das Heulen der Schlittenhunde in ihrem Zwinger.
    »Bist du sicher, dass wir nicht an dieser Stelle Feierabend machen können?«, sagte Charlotte zu Lawson. »Ich meine, wir wissen jetzt, wie man Iglus baut. Müssen wir wirklich darin schlafen?«
    Lawson legte den Kopf schräg. »Ich fürchte ja. Anweisung vom Chief. Seit dieser Beaker … sorry, ich meine dieser Geologe aus Kansas sich hier draußen verlaufen hat und erfroren ist, verordnet Murphy allen Neulingen eine Nacht und einen Tag draußen im Schnee.«
    Darryl stand auf und klopfte sich selbst mit den Händen ab, damit ihm wärmer wurde. »Also, wer schläft wo?«, wollte er wissen. »Wie es aussieht, wird es einen gemischten Schlafsaal geben.«
    »Gut erkannt«, sagte Lawson, der offenbar an seiner Philosophie festhielt, sie für alles zu loben, was sie von sich gaben, egal, wie offensichtlich es war. »Michael, teilen wir uns das erste Iglu? Ich habe es mit extra viel Platz für die Beine gebaut.«
    Jeder von ihnen nahm sich einen für Minusgrade geeigneten Schlafsack mit Synthetikfüllung vom Schlitten und sagte gute Nacht. Während Michael wartete, bis Lawson mit einer Taschenlampe in der Hand ins Iglu hineingekrochen war, wartete Charlotte in ihrem langen grünen Mantel darauf, dass Darryl in der anderen Eiskuppel verschwand.
    »Immerhin wird er da drin nicht seekrank werden«, sagte Michael, doch Charlotte nickte nur. Ihr Blick war auf das Loch im Schnee fixiert, während sie den zusammengerollten Schlafsack umklammerte.
    Aus einer Ahnung heraus sagte Michael: »Denk nicht einmal daran, zu Fuß zur Station zurückzugehen. Es ist viel zu gefährlich.«
    Sie warf ihm einen Blick zu und er wusste, dass er ihre Gedanken erraten hatte – oder zumindest ihre Richtung.
    »Du kannst jetzt kommen, wenn du willst«, ertönte Lawsons gedämpfte Stimme.
    »Wir sehen uns morgen früh«, sagte Michael, dann hockte er sich vor das Loch, stopfte seinen Schlafsack hinein und kroch in den Tunnel.
    Der Gang war nicht lang, aber eng. Lawson war, wie Michael, größer als einen Meter achtzig, aber er musste aus Gummi sein. Michael wünschte, er hätte etwas mehr Spielraum gelassen. Ständig stieß er sich den Kopf an der Decke, und um überhaupt vorwärtszukommen, musste er die Stiefelspitzen in den Schnee bohren und sich dann mit Unterstützung der Ellenbogen nach
vorn schieben. Er litt nicht unter Klaustrophobie, aber das wäre ein furchtbarer Zeitpunkt, sie zu bekommen. Sein gesamter Körper steckte im Schnee fest, seine Lippen waren feucht und der Schlafsack, den er vor sich her schob, blockierte das Licht von Lawsons Taschenlampe. Als er den Schlafsack schließlich aus dem Tunnel stoßen konnte, war es, als beträte er eine neue Welt. Lawson schob den Schlafsack fort und half Michael ins Innere des Iglus.
    »Das Beste ist«, sagte er, »dass man keinen Kühlschrank braucht.«
    Michael kroch aus dem Tunnel und kniete sich hin. Das Dach war nur gut einen Meter hoch. Die Wände waren fest und von der Feuchtigkeit in ihrem Atem bereits mit einer Eisschicht überzogen. Sie waren weit genug auseinander, dass er, wenn er die Beine in den Tunneleingang ragen ließ, den Schlafsack ganz ausrollen konnte. Lawson hatte den Boden bereits mit Isomatten bedeckt.
    Am meisten beeindruckte ihn jedoch das Licht. Der Strahl der Taschenlampe deutete nach oben und schickte Lichtfinger in alle Richtungen. Von den Wänden schien ein blau-weißes Leuchten auszugehen, und ein paar verirrte Schneeflocken fielen vom Dach und bewegten sich träge in der Luft. Sie funkelten wie Diamanten in einer Vitrine. Michael fühlte sich, als sei er im Inneren eines Schneeballs gefangen.
    »Während der Nacht wird es ein wenig vom Dach tropfen«, erklärte Lawson, während er in seinen Schlafsack schlüpfte, »besonders um die Atemlöcher herum, aber ich schlage vor, du ziehst dir einfach die wasserfeste Lasche des Schlafsacks vors Gesicht.«
    Lawson drehte sich auf den Rücken und legte sich die Lasche seines eigenen Schlafsacks locker übers Gesicht. »So«, erklärte er, und sein Atem ließ den

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