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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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dem Tod zehn kostbare Jahre abgetrotzt. Er hatte die Bande nicht verraten. Es war gut, jetzt Frieden zu finden.
    „… für seine Taten gerichtet werden. Hat noch jemand etwas vorzubringen?“ Wieder der Stadtoberste. Ganz Erlenbach schwieg.
    „So bringt den Verurteilten – was?“
    „Ich habe etwas vorzubringen.“ Albor schlug mühsam die Augen auf. Er kannte diese neue Stimme, konnte sie aber keinem Gesicht zuordnen.
    „Ich verlange, dass dieser Gefangene mir übergeben wird. Ich erhebe Anspruch auf sein Leben.“
    Wer war das nur? Die Stimme, sie war so kalt, so befehlsgewohnt … unterlegt von tiefem Hass.
    „Und wer seid Ihr, edler Herr?“, fragte der Stadtoberste ärgerlich.
    „Mein Name ist Lyskir von Corlin, Erbe von Lichterfels. Dieser Verbrecher hat geholfen, meinen Bruder, den Erben von Corlin, und mich gefangen zu nehmen.“ Albor gelang es, seine Augen zum Gehorsam zu zwingen, ihm statt verschwommener Schemen ein klares Bild zu zeigen. Etwa ein Dutzend Reiter drängten sich vor dem Richtplatz, vornehm in Schwarz gekleidet. Soldaten von Lichterfels, die eine einzelne, hochgewachsene Gestalt eskortierten, einen Mann, dessen fürstliche Erhabenheit von niemandem angezweifelt werden konnte, trotz seiner Jugend.
    „Eure …“ Der Stadtoberste verneigte sich hastig, stolperte über den Ehrentitel, der ihm wohl nicht einfiel, beugte sich gleich noch ein Stück tiefer und stammelte dann: „Edler Herr, ich, wir, nun, das ist ein Räuber einer Bande, der gefangen genommen werden konnte, es ist mein Auftrag. Der Graf, Graf von Rabenfurt, meine ich, er verlangt, dass ich diesen Mann hinrichten lasse, ich habe meine Befehle, und Herr, ich, also, glaubt nicht, ich würde mich Euch …“
    Lys hob die Hand, und sofort versiegte der Redefluss.
    „Graf von Rabenfurt verlangte, dass dieser Mann sterben muss, richtig?“, fragte er ungeduldig. „Nun, er wird sterben, aber durch meine, nicht Eure Hand. Übergebt ihn mir!“
    „Herr, edler Herr, vergebt mir, aber ich müsste erst eine Botschaft an …“
    Wieder unterbrach ihn Lys: „Glaubt Ihr ernstlich, ich würde eine Woche warten, bis ein Bote nach Rabenfurt und wieder zurück geritten ist? Bis dahin ist der Räuber längst tot. Ich sage, liefert ihn mir aus. Euer Landesherr wird gewiss entzückt sein, dass der Tod dieses Mannes einem höheren Zweck dienen kann. Falls nicht, steht es Euch frei, die Schuld auf mich zu schieben, ich werde die Angelegenheit mit Rabenfurt zu klären wissen.“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er eine Anklage des Grafen nicht friedlich hinnehmen würde. Albor, für den all das losgelöst von ihm und der Welt stattfand, amüsierte sich über den armen Stadtobersten, diesen würdevollen, prunkvoll gekleideten Wicht, der sich unter den Worten des Fürstenbengels beugen musste wie ein Bettler.
    „Nennt mir Euren Preis!“, befahl Lys plötzlich.
    „Wie? Ich verstehe nicht.“
    „Offensichtlich hattet Ihr hohe Ausgaben bei der Versorgung und Unterbringung dieses Verbrechers, und natürlich wird das Volk enttäuscht sein, dass ich es um das Vergnügen der Hinrichtung betrüge. Nennt mir den Preis, den ich als Entschädigung zahlen werde, zum Wohl Eurer schönen kleinen Stadt.“
    Der Stadtoberste schwieg einen Augenblick, blickte über die versammelte, aufgeregt tuschelnde Menge. Dann räusperte er sich, richtete sich zu voller Größe auf und erwiderte: „Die Großzügigkeit der Corlins hat man mir bislang verschwiegen, edler Herr, ich werde Kunde über sie verbreiten, seid gewiss! Nun, tatsächlich waren die Kosten immens, ich denke, zwö…, ahm, zehn Silberstücke wären angemessen.“
    Halb Erlenbach hielt den Atem an – für zehn Silberstücke konnte man zwei junge Bullen oder ein Pferd aus guter Zucht kaufen. Für einen Dieb, der bereits so gut wie tot war, ein mehr als unverschämter Preis. Doch der Fürstensohn, der so kalt und schön war wie ein Wintermorgen, und nicht weniger bedrohlich als ein nahender Sturm, zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern griff nach seinem Geldbeutel.
    „Hier, das sind zwölf Silberne. Bringt mir den Gefangenen gewaschen, rundum versorgt und in wintertauglicher Kleidung zum Tor, in einer Stunde. Das Geld sollte für ein Lasttier reichen, das ihn tragen kann, falls nicht, wendet Euch an meinen Untergebenen, der die Sache beaufsichtigen wird.“
    Mit diesen Worten trieb Lys sein Pferd herum und ritt durch die Menschenmenge, die sich hastig vor ihm teilte. Seine Eskorte

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