Eisiges Feuer (German Edition)
war.
„Es gibt ein uns, und eines Tages werden wir wissen, was das bedeutet“, zischte er wütend und krallte sich so fest in Lys’ Schultern, dass der leicht in die Knie ging. „Ich gehe, niemand wird mich hinrichten, das schwöre ich dir. Und verlass dich darauf, dass ich wiederkommen werde. Nicht heute, nicht morgen – im Winter ziehen die Jungs und ich uns weit in den Süden zurück, und der Winter ist nah. Aber du gehörst zu mir. Ob du willst oder nicht.“ Noch einmal küsste er Lys, leidenschaftlich und besitzergreifend. Dann schwang er sich über die Brüstungsmauer des Balkons und verschwand in der Tiefe.
Lange Zeit stand Lys nur da, verfolgte den schlanken Schatten, der im Schutz der Dunkelheit ungesehen den Boden erreichte, sich gewandt, wie eine Katze über den Innenhof schlich und dann verschwunden war. Als die spätherbstliche Kälte ihn schließlich zurück in das Schlafgemach trieb, hob er die Hand und nahm in Gedanken Abschied von seinem Liebhaber.
Ich will es, Kirian. Bei den Göttern, ich will es mehr als irgendetwas sonst auf dieser Welt. Vergib mir, was ich getan habe, was ich Elyne antun musste. Sei gewiss, ich werde versuchen, auf deine Schwester aufzupassen …
7.
Der Angriff traf sie überraschend, aber nicht unvorbereitet. Mitten in der Nacht weckte sie der laute Pfiff, mit dem die Räuber sich gegenseitig warnten. Noch bevor die Ersten sich in der Dunkelheit orientieren konnten, rannte Kirian bereits voll bewaffnet in den Wald hinein. Schon seit Wochen suchten Soldatenpatrouillen nach ihnen, hatten sich offenbar nicht mehr davon täuschen lassen, dass die Bande in letzter Zeit ruhig geblieben war und einige harmlose Überfälle weit nördlich arrangiert hatte. Er fluchte innerlich, weil sie mit dem Winterlager kostbare Vorräte verlieren würden, doch jetzt ging es erst einmal um das nackte Überleben.
So schnell er nur konnte, rannte er dorthin, wo Bille Wache gestanden und sich durch den Warnpfiff selbst in Gefahr gebracht hatte. Dunkle Schatten rasten auf ihn zu, Kirian musste sich zu Boden werfen, um auszuweichen, schlug gleichzeitig mit dem Säbel und einem Jagdmesser um sich, ohne zu zielen. Warmes Blut spritzte ihm ins Gesicht, er hatte getroffen. Doch sofort griffen sie wieder an – drei Spürhunde waren es, und einer von ihnen kämpfte voller Wut über seine Verletzung.
Gib, dass die anderen sich an den Plan halten!, dachte er, und wappnete sich für Schmerz und Tod. In der Dunkelheit, auf hart gefrorenem Schnee, konnte er wenig gegen diese Tiere ausrichten. Mit schwungvollen Säbelhieben hielt er sie eine Weile auf Abstand, dann brach einer der Hunde durch seine Deckung, warf ihn mit seinem Gewicht um. Mehr durch Glück schaffte Kirian es noch, sein Jagdmesser hochzureißen und es dem Hund zwischen die Rippen zu treiben. Der jaulte kurz auf, dann verendete er, sein Blut tränkte Kirians Umhang. Das Tier wog mindestens halb so viel wie er selbst, er wusste sofort, dass er den schweren Leib nicht von sich schieben konnte, bevor die beiden anderen Hunde über ihn herfallen würden. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass einer der beiden sich in seinen Stiefel verbissen hatte; im gleichen Moment spürte er die Reißzähne, sein Bein wurde geschüttelt. Kirian schrie, doch das tote Gewicht auf seiner Brust drückte ihm die Luft ab, nur ein heiseres Krächzen war zu hören. Und der dritte Hund, wo war er? Hektisch trat er nach dem Tier, traf es, wie es schien, denn die Zähne gaben ihn frei. Bunte Kreise tanzten vor seinen Augen, er bekam keine Luft! Kirian kämpfte sich einen Arm frei, versuchte, den Kadaver von sich zu schieben. Da verschwand das Gewicht plötzlich, keuchend rollte Kirian sich zur Seite, aus purem Reflex – jemand stand über ihm, ein Mensch hatte ihn befreit, und es musste ein Soldat sein. Seine Leute waren, wenn alles gut gegangen war, längst in alle Richtungen geflohen, zum Ausweichlager.
„Beim Schattenfresser, ist das dein Blut?“
Kirian brauchte einen Moment, die Stimme zu erkennen, zu Atem zu kommen und zu verstehen, dass er nicht angegriffen wurde. Eine Fackel blendete ihn, er kniff die Augen zu und kämpfte sich mühsam in die Höhe.
„Albor, was machst du hier?“, stöhnte er. Sein verletztes Bein brannte wie Feuer, er würde damit nicht schnell laufen oder lange kämpfen können. Er wagte einen flüchtigen Blick auf den zerfetzten Stiefel – zumindest spürte er noch etwas, ein gutes Zeichen!
„Hunde töten, Sheruks aufsammeln,
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