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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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völlig dunkel geworden war, dann schlichen sie dichter heran, um die Soldaten belauschen zu können, die mit Vorbereitungen für das Abendessen und einem frühen Aufbruch am nächsten Tag beschäftigt waren.
    „Hey, Tomar“, rief einer, „wie sieht’s aus?“
    „Wir reisen morgen früh weiter, das steht fest“, erwiderte der, nahm eine Holzschale mit Essen an und ließ sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder. „Himmelsvaters Gnade, ich habe noch nie so viel kalten Hass gesehen“, stieß er hervor, zuckte dann zusammen und blickte sich schuldbewusst um.
    „Der Corlin hockt in seinem Zelt, keine Angst, wir verpfeifen dich nicht“, beruhigte ihn sein Kamerad und rückte etwas näher heran.
    „Ist der wirklich so grausam? Klar, uns nimmt der ganz schön ran, aber ich dachte, er wäre so der harte, aber gerechte Typ.“
    Tomar erschauderte sichtlich. „Wer das glaubt, hat ihm noch nicht in die Augen geblickt. Almur, ich bin schon vielen schlechten Kerlen begegnet, habe so viele Adlige gesehen, die einfach nur furchtbar waren; aber der junge Corlin ist ganz anders. Kalt, ganz kalt. Ich glaube nicht, dass er irgendetwas fühlt, außer, wenn er jemanden hasst. Der wird es weit bringen. Wart’s ab, der wird König, bevor wir dreimal gehustet haben.“
    „Seine Frau müsste im Sommer niederkommen, eh? Wenn’s ein Junge wird, müsste man den wirklich schon frontal angreifen, um ihn noch aufzuhalten, dann erbt der gleich das ganze verdammte Land. Ich mein, es hat ja seine Gründe, dass Archym ausgerechnet uns als Eskorte schickt, der weiß auch, wie gefährlich der Corlin ist. Also, inzwischen bestimmt. Wieso er dem seine Tochter gegeben hat, wird er hoffentlich selbst wissen. Na ja, der Corlin hat ja früher so schwach getan. Gehörte wohl zum Spiel , damit die andern einen unterschätzen.“ Almur dachte einen Moment nach, dann fragte er leise: „Und du meinst nicht, es ist anders herum? Dass er sich grausam stellt und eigentlich weich ist?“
    „Vergiss es!“, schnaubte Tomar. „Du müsstest den Blick sehen, mit dem er den Räuber jedes Mal anstarrt!“
    „Was machen wir dann, wenn der die Krone trägt?“
    „Für ihn kämpfen, was sonst? Almur, ich glaube, der wird ein guter König. Wenn er dich nicht hasst, musst du ihn nicht fürchten, und führen kann der gut.“
    Er fuhr zusammen, als ein lauter Schrei aus einem der Zelte erklang, und verzog das Gesicht.
    „Das arme Schwein da allerdings, dem wird’s dreckig gehen. Was auch immer der mit den Corlinbrüdern angestellt hat, so was hat der nicht verdient. Hätte nicht gedacht, dass ich das mal über einen Räuber sagen würde …“
    Alle blickten Kirian an, bereit, ihn niederzuringen, sollte er impulsiv ins Lager stürzen wollen, doch der Sheruk kauerte mit ausdrucksloser Miene und entspannten Muskeln am Boden. Lediglich in seinen Augen loderte das Feuer, das seinen Zorn verriet.
    „Rückzug. Wir warten, bis alle außer den Wächtern schlafen. Dann gehe ich rein. Allein“, zischte er.
    „Sheruk …“, begann Ramin, doch Kirian brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    „Nur ich. Da gibt es einen Fürstensohn, der mir einiges zu erklären hat.“ Seine Finger strichen über den Griff seines Dolches, der wie ein springender Löwe geformt war, und die Schatten, die das flackernde Lagerfeuer über sein Gesicht warfen, gaben ihm ein dämonisches Aussehen.
    Die Männer blickten einander an, und jeder von ihnen empfand widerwillig Mitleid mit dem jungen Corlin. Egal, wie schrecklich und grausam dieser Mann geworden sein mochte, Kirian würde ihn übertreffen …

11.
     
     
    Lys schlief unruhig, von finsteren Träumen gequält. Er schreckte auf, als er plötzlich herumgeworfen wurde. Ein schwerer Körper ging auf ihn nieder, seine Arme wurden schmerzhaft am Boden fixiert. Er wollte laut aufschreien, doch da presste sich bereits eine Hand auf seinen Mund, und er erstarrte, als er eine Klinge am Hals spürte. Mit wild klopfendem Herzen schlug er die Augen auf, sein schlaftrunkener Verstand brauchte einen Moment, um zu erkennen: Dies war kein Albtraum. Es war wirklich Kirian, der ihn angriff. Eine Schockwelle von zu vielen verschiedenen Gefühlen erfasste Lys: Panik über diese brutale Attacke, Erleichterung, Kirian lebend zu sehen, pure Freude darüber, in dieses Gesicht blicken zu dürfen, eisiger Schreck über den Hass, der in den Augen des Sheruks loderte, vom Widerschein des Lagerfeuers erhellt.
    „Ich lasse dich jetzt los, aber

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