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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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einem Seil und einem Stoffstück, die er mitgebracht haben musste, und hielt beides hoch.
    „Deine Soldaten rühmen deine Kaltherzigkeit, deinen Hass, deine Grausamkeit“, flüsterte er. „Ich weiß, dass du so nicht warst, als ich dich zum ersten Mal sah, aber ich weiß nicht, was inzwischen aus dir geworden ist. Was das Spiel aus dir gemacht hat. Ob du einen hilflosen Menschen opfern würdest, um deinen Weg zur Macht zu ebnen, nur damit man dich als harten Kämpfer für die Ordnung respektiert. Ist es so? Dachtest du, bei Albor wäre es egal, da er schon fast tot war?“ Als Lys nicht reagiert, zwang Kirian ihm mit brutaler Kraft den Kiefer auf, schob ihm den Knebel tief in den Rachen, bis der junge Mann würgen musste. Dann drängte er ihn herum, fesselte ihn so an Händen und Füßen, dass Lys sich selbst den Strick tief ins Fleisch schneiden würde, sobald er sich bewegte. Als Kirian fertig war, packte er ihn bei den Haaren, und riss ihm den Kopf hoch. „Ich kann dir nicht vertrauen, Lys. Wenn es nur um uns beide ginge, würde ich es vielleicht wagen, aber das Leben meiner Leute steht auf dem Spiel. Ich werde Albor suchen und dann wiederkommen. Wenn du ihm etwas getan hast, ich schwöre es dir, dann wirst du dafür einen hohen Preis zahlen!“ Die Qual in dem tränennassen Gesicht, der verletzte, verständnislose Ausdruck in den Augen berührte Kirian, tief in seinem Inneren, doch er ließ sich davon nicht beirren. Die Stimme, die in ihm schrie, für jeden Schlag, den er Lys versetzte, er wollte nicht auf sie hören. Das Verlangen, sich lieber selbst in Stücke zu schneiden als diesem Mann Leid zuzufügen, er unterdrückte es. Die Sehnsucht, ihn noch ein einziges Mal küssen zu dürfen, musste unerfüllt bleiben. Kirian stieß Lys gewaltsam zurück zu Boden und verließ das Zelt, lautlos und ungesehen. Noch einmal zögerte er kurz, als er ihn unterdrückt röcheln und wimmern hörte, doch diese Laute waren so leise, dass keiner der Soldaten sie bemerken würde. Er floh, um nichts mehr hören zu müssen. Um nicht umzukehren und Lys zu befreien, sich selbst und all seine Männer damit in tödliche Gefahr zu bringen.
    Warum nur, Lys? Warum zwingst du mich dazu? Warum hast du dich von der Macht verderben lassen?
    Kirian biss sich in die eigene Faust, um nicht vor Wut und Enttäuschung aufzuschreien. Und warum nur musstest du mich so ansehen, als wärst du immer noch wie zuvor?
    Er zitterte, betete zu den Göttern, dass er sich nicht geirrt haben mochte. Wenn Lys es irgendwie geschafft hatte, alle Welt von seiner Grausamkeit zu überzeugen, ohne dabei einen Finger an seinen Gefangenen zu legen – aber das war vollkommen unmöglich. Kein Mensch konnte so etwas vorspielen! Oder etwa doch?
    Wenn du die Wahrheit gesagt hast, befreie ich dich. Vergeben wirst du mir
    wohl nicht, aber das ist dann der Preis, den ich zahlen muss. Das Leben eines Freundes für einen Traum, der sich niemals erfüllt hätte …
     

Eine Stunde später lag Kirian im Gras verborgen und fluchte innerlich. Es war so leicht gewesen, in Lys’ Zelt einzudringen und ungesehen wieder daraus zu entkommen, und auch Albors Zelt hatte er ohne Schwierigkeiten betreten können. Die Wachen rechneten mit keinem Angriff oder irgendeiner Gefahr.
    Der Anblick seines ältesten Freundes war ein Schock gewesen, von dem er sich immer noch nicht ganz erholt hatte – so dünn war er, so ausgezehrt! Doch Kirian hatte auch sofort die frischen Verbände, die Heilkräuter, den Becher mit Brühe bemerkt, der griffbereit am Boden stand, und den typischen bitteren Geruch von Iqua-Wurzeln. Erleichterung mischte sich mit Schuld – Lys hatte Albor nicht gequält, sondern versucht, ihm zu helfen, und trotzdem seine Soldaten glauben lassen, diese Fürsorge sei grausame Folter. Der Himmel mochte wissen, wie das möglich war!
    Nun versuchte er bereits seit einer Stunde, mit dem Verletzten zu fliehen, doch jedes Mal, wenn er glaubte, die Gelegenheit sei günstig, drehte sich der Wachhabende wieder in seine Richtung. Mit Albor an seiner Seite, der die ganze Zeit über bewusstlos gewesen war, kauerte er im Schatten vor dem Zelt und wartete weiter.
    „Kir…“, wisperte Albor plötzlich, starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    „Leise!“, hauchte Kirian ihm hastig ins Ohr. „Ich hol dich hier raus, bleib leise!“
    „Kirian, der Junge hat’s nich’ getan.“
    „Das klären wir nachher, Albor, ruhig!“
    „Er wollt’ mich freilassen, glaub den Soldaten nicht. Die

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