Eisiges Feuer (German Edition)
wenn du um Hilfe rufst, schlitz ich dich auf“, drohte Kirian. Lys suchte vergeblich nach der Wärme und Zuneigung, die zwischen ihnen geherrscht hatte. Noch immer lag die Dolchklinge an seinem Hals, sie schnitt leicht in seine Haut. Nur ein wenig, sodass es brannte und warmes Blut hervorsickerte. Etwas in ihm zerbrach, als er nickte, jener Teil von ihm, der sich so lange nach Kirian gesehnt hatte, voller Verlangen und mit der schwachen Hoffnung, dass dieser Mann sein Versprechen halten würde. Dieser Mann, der ihm nun den Tod versprach und nicht zögern würde, ihm diesen zu bringen.
„Was hast du mit ihm gemacht?“, zischte Kirian. Als Lys nicht sofort reagierte, drückte er ihm mit der linken Hand die Kehle zu, schlug mit der Rechten gezielt in seinen Unterleib, wobei er sich mit den Knien auf den Unterarmen des jungen Mannes abstützte. Lys krümmte sich vor Schmerz, konnte nicht aufschreien, versuchte in Todesangst, sich loszureißen, um atmen zu können. Der Griff verstärkte sich, farbige Schlieren zuckten vor seinen Augen, das Herz hämmerte wie wild in seiner Brust. Ein zweiter Schlag, wieder in den Unterbauch, raubte ihm jegliche Kontrolle über sich selbst. Er kämpfte gegen den erbarmungslosen Feind, versuchte sich freizuwinden, ihn abzuwerfen, den Kopf zu befreien. Zu atmen. Doch sein nach Luft gierender Körper versagte, ihm blieb keine Kraft. Nur flammender Schmerz und die Dunkelheit, die auf ihn zukroch, ihn erblinden ließ, bis er nichts als die frostige Glut in den Augen sah, so nah an seinem Gesicht. Langsam erschlafften seine Glieder, sein Widerstand erlahmte, obwohl er innerlich weiter schrie und seinem gepeinigten Leib befahl, sich zu wehren, den Tod nicht hinzunehmen. Er spürte seine Augen nach innen rollen, und gab den Kampf schließlich auf.
Bitte …
Da verringerte Kirian für einen Moment den Druck, gerade genug, dass Lys nicht erstickte. Es reichte, dass er hastig nach ein wenig Luft schnappen konnte, doch die Hand blieb an seiner Kehle und verhinderte Hilferufe.
„Das können wir die ganze Nacht spielen, Kleiner, aber so dumm bist du nicht. Antworte jetzt, was hast du Albor angetan? Und warum hast du ihn überhaupt mitgenommen?“ Er gab ihn frei, sehr langsam.
Tränenblind rang Lys um Atem, spürte dabei die Ungeduld, den Zorn des Mannes, dem er hilflos ausgeliefert war. Es dauerte eine Weile, bis er fähig war zu denken. In das von Hass und Abscheu verzerrte Gesicht zu blicken.
„Also?“
„Nichts, ich habe ihm nichts getan“, wisperte Lys rasch; er wusste, was diese Antwort für Folgen haben würde. Wieder wurde ihm die Luft geraubt, diesmal traf ihn der Schlag zwischen den Beinen. Glühender Schmerz durchfuhr seinen Leib, kochte in seinen Adern, innerlich brüllte er auf und verlor sich in dieser Qual. Vergeblich kämpfte er um Atem, zuckte unkontrolliert unter den Händen um seinen Hals. Seine Arme wurden freigegeben, doch er konnte sie nicht bewegen, das Kribbeln wie von tausend Ameisen, als das Blut wieder ungehindert fließen konnte, vervielfachte seine Schmerzen und die Panik. Schläge hagelten nun in rascher Folge auf ihn nieder, trafen gezielt dorthin, wo es schmerzte, ohne ihn ernstlich zu verletzen. Stummes Schluchzen erschütterte seinen Körper, er konnte nicht einmal weinen, keinen Laut geben. Nicht atmen. Erneut strömte die Finsternis auf ihn zu, bereit, ihn zu verschlingen, und erneut ließ Kirian erst dann ein wenig locker, als Lys fast schon das Bewusstsein verloren hatte. Eine Ewigkeit rang er nach Luft, halb wahnsinnig vor Schmerz, dann sah er zu Kirian auf. Kein Mitleid, nicht das geringste Bedauern stand in diesen brennenden Augen. Kirian würde ihn zu Tode foltern, wenn es sein musste, ohne Reue.
„Reicht es? Du kannst so viel davon haben, wie du willst.“ Der Sheruk verlagerte sein Gewicht zurück auf Lys’ Arme, was heiße Schmerzwellen in seine Schultern jagte. Mühsam schüttelte er den Kopf und flüsterte heiser: „Bitte nicht!“ Er schämte sich für die Tränen, die über sein Gesicht flossen, für die Schwäche, die ihn so rasch aufgeben ließ. Kirian wartete nur kurz, dann knurrte er:
„Antworte endlich!“ Drohend schlossen sich die Finger wieder um seinen Hals.
„Geh zu ihm“, keuchte Lys, schluchzte unterdrückt bei dem bloßen Gedanken, noch einmal gegen das Ersticken kämpfen zu müssen. „Drittes Zelt, rechter Hand. Geh zu ihm. Du glaubst vielleicht ihm.“
Kirian verharrte, beobachtete ihn scharf. Dann griff er nach
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