Eisiges Feuer (German Edition)
Bediensteten begrüßt. Nun musste er sich Elyne stellen.
„Wie geht es meiner Gemahlin?“, fragte er Tyore, den Burgverwalter, der nicht von seiner Seite gewichen war. Gemeinsam eilten sie durch die Gänge der Burg, die ihren Namen nicht umsonst trug: Der gesamte Burggraben wurde von Trauerweiden gesäumt.
„Eure Gemahlin, nun, sie hat Euch sehr vermisst, jeden Tag fragte sie, ob es Nachricht von Euch gibt.“
„Das freut mich zu hören. Wie geht es ihr?“, wiederholte Lys geduldig.
„Das Kind ist wohlauf, der Bauch Eurer Gemahlin wächst und wächst, man kann dabei zusehen.“
Lys blieb stehen und starrte den grauhaarigen, vom Alter gebeugten Mann stirnrunzelnd an, bis dieser den Blick senkte. Tyore gehörte nicht zu jenen Bediensteten, die ihm sein Vater geschickt hatte. Bislang hatte Tyore auf Schloss Amura gedient, das von Roban verwaltet wurde. Sein Bruder hatte sich persönlich dafür eingesetzt, dass Tyore hierher kam. „Ein Stück Corlin für dich, auch wenn der Alte schon recht langsam geworden ist – damit du schneller heimisch wirst!“
Tyore hüstelte verlegen.
„Sie ist auf der Treppe gestürzt, Euer Edelgeboren, eine Woche nach Eurer Abreise. Dem Kind ist nichts geschehen, aber sie hat sich ein Bein gebrochen und ist seither ans Bett gefesselt. Seid versichert, sie ist gut umsorgt und müsste auch bald wieder genesen sein.“
Lys seufzte. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie die Bettruhe und damit verbundene Langeweile sich auf Elynes Gemüt ausgewirkt hatte.
„Sicher habt Ihr noch viel zu tun“, verabschiedete er den Verwalter und eilte allein weiter. So unangenehm dieser Pflichtbesuch auch werden würde, er wollte ihn hinter sich bringen. Seine Verletzungen waren noch nicht völlig geheilt, er war ausgezehrt von der langen Reise und dem, was er sich selbst abverlangt hatte.
Elyne schlief, als er eintrat. Lys setzte sich auf einen Stuhl nahe am Bett und betrachtete sie.
Es war kein Fehler, sie zu heiraten, aber ich würde es gerne rückgängig machen. Ihr Götter, wenn sie schläft, ist sie wirklich erträglich!
Sie schlug die Augen auf, sofort verfinsterte sich ihr Gesicht, als sie ihn erkannte. Bevor sie ihn mit Gemeinheiten überschütten konnte, ergriff Lys hastig das Wort.
„Es ist schön, Euch wiederzusehen, ich habe Euch sehr vermisst. Euer Unfall tut mir leid, ich hoffe, Ihr leidet nicht zu sehr?“
Verblüfft wusste sie kaum, ob sie nicken oder den Kopf schütteln sollte.
„Ich wollte Euch etwas mitbringen, war mir aber nicht sicher, welches Geschenk Euch gefallen könnte. Deshalb dachte ich, es wäre besser Euch zu fragen, was Ihr Euch wünscht. Was würde Euch erfreuen?“
„Warum gebt Ihr nicht endlich auf, so zu tun, als würden wir uns lieben? Belauscht uns jemand?“, wisperte sie abweisend.
„Nein, wir sind unter uns. Ich denke aber, wir können freundlich miteinander umgehen, auch wenn wir gerade niemanden anlügen müssen.“
„Dann denkt Ihr falsch!“, fauchte sie, drehte sich mühsam zur Seite und wandte ihm den Rücken zu.
Erschöpft lehnte Lys die Stirn an den Bettpfosten.
„Wenn das Kind geboren ist, Elyne, möchte ich, dass Ihr zu Eurer eigenen Sicherheit Weidenburg verlasst. Egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, ob es lebt oder stirbt, es wird gefährlich werden für Euch. Der Beweis, dass unsere Ehe fruchtbar ist, gefällt keinem meiner Feinde, man wird verstärkt gegen mich intrigieren, und Anschläge auf Euer Leben sind nicht auszuschließen. Weidenburg ist nicht sicher genug geschützt.“
„Ihr wollt mich also loswerden? Sehr bequeme Ausrede! Aber ich bleibe hier, wie es sich für eine liebende Gemahlin gehört“; zischte sie entschieden.
„Wenn ich Euch nur begreifen könnte! Elyne, bin ich freundlich zu Euch, verhöhnt Ihr mich. Bin ich es nicht, greift Ihr mich an. Bei jeder Gelegenheit zeigt Ihr mir, wie sehr ich Euch anwidere, aber biete ich Euch die Gelegenheit, mir zu entkommen, werdet Ihr wütend.“ Er schlug rhythmisch mit dem Kopf gegen das Holz, es beruhigte ihn ein wenig. „Sagt mir doch bitte, was ich Euch jemals getan habe, dass ich solchen Hass verdiene“, bat er verbittert.
Langsam wandte sie sich ihm wieder zu, Tränen füllten ihre Augen.
„Ich … ich hasse Euch nicht“, flüsterte sie. „Es ist nur … ich …“
„Elyne, ich will, dass Ihr Weidenburg verlasst, sobald es Euch möglich ist. Mir ist vollkommen egal, wohin, ob nach Lichterfels, Corlin oder irgendein Anwesen, das Euch
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