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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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gefällt, solange es gut verteidigt wird. Ich kann und will so nicht weiterleben.“
    Lys erhob sich, um zu gehen, doch sie hielt ihn auf.
    „Wartet! Bitte, ich hasse Euch nicht.“
    „Warum behandelt Ihr mich dann wie einen Verbrecher? Hasst Ihr Männer im Allgemeinen? Ich verstehe Euch nicht.“
    „Ich hasse nicht alle Männer. Ich hasse Menschen, die die Macht haben, andere zu zerstören“, flüsterte Elyne. „Ich kann das nicht erklären.“
    Nachdenklich nickte Lys ihr zu. Er sah die Gelegenheit, nach Kirian zu fragen, auf die er zu lange gewartet hatte, und wagte es:
    „Euer Bruder? Ist es das? Ich weiß nicht genau, was damals geschehen ist, aber irgendjemand hatte ihn angeklagt, einen Diebstahl begangen zu haben, nicht wahr?“
    „Er hatte es nicht getan!“, schrie sie verzweifelt. „Er hätte es niemals getan! Es war einfach nur dieses verdammte Intrigenspiel, das uns alle vernichtet. Jeder Adlige muss sich ihm unterwerfen, sonst wird er umgebracht oder von anderen für ihre Zwecke missbraucht, und nur die Stärksten überleben, oft genug aber auch sie nicht! Mein Bruder war ein guter Spieler, niemand konnte ihm etwas anhaben. Ich war noch zu jung, ich weiß nicht, wer ihn angeklagt hat. Es war eine vollkommen hinterhältige, unwürdige Attacke! Mein Vater versuchte, seine Unschuld zu beweisen und konnte es nicht, dieser Ring wurde in Stefárs Räumen gefunden. Also musste Vater ihn auspeitschen lassen und verstoßen, wie das Gesetz es verlangt.“
    Die Worte stürzten nur so aus Elyne heraus, als hätte sie zehn Jahre lang auf diesen Augenblick gewartet. „Seitdem sagen alle, mein Bruder sei tot. Und so muss es sein, denn sonst hätte er mir ein Zeichen geschickt. Er hätte mich nicht so lange warten lassen.“
    Lys haderte mit sich. Sollte er es ihr sagen? Aber konnte er sich wirklich sicher sein, dass Kirian ihr verschollener Bruder war? Er hatte doch nur Vermutungen, keine Beweise in der Hand! Und wer wusste schon, welchen Grund Kirian hatte, sich ihr nicht zu offenbaren?
    „Vielleicht wollte er Euch schützen und schweigt deshalb?“, fragte er schließlich.
    „Niemals! Er hätte mir ein Zeichen geschickt. Er muss dort draußen umgekommen sein. Vielleicht hat er auch Selbstmord begangen, er war sehr stolz.“ Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres Nachtgewandes über das Gesicht, ohne es auch nur zu bemerken.
    „Seither hasse ich jeden, der in diesem Spiel Macht besitzt. Und Ihr, Lyskir von Corlin, seid ein besserer Spieler als jeder andere, das ist mir spätestens seit Eurem Getue während der Trauung klar. Aber ich will nicht fortgeschickt werden, versteht Ihr? Mein Vater würde mich dafür verachten, er wüsste sofort, dass ich meine Pflicht nicht erfülle. Das tue ich aber, egal wie unangenehm und schwer es ist. Ja, es ist schwer …“
    Ratlos starrte Lys auf diese seltsame Frau nieder, die so irrational war wie ein kleines Kind, obwohl sie einen überaus scharfen Verstand besaß.
    „Wenn es Euer Wunsch ist, dann bleibt, ich werde Euch mit allen Mitteln beschützen, die ich habe. Aber ich bitte Euch, wenigstens zu versuchen, mich nicht als Euren Feind anzusehen. Ich betrachte Euch weder als Wertgegenstand noch als Gebärerin meiner nutzbringenden Kinder. Ihr seid eine Figur in meinem Spiel, ja, aber Ihr seid auch ein Mensch und meine Frau. Ich tanze nicht auf Messerspitzen, um alle anderen zu vernichten, bitte glaubt mir das.“
    „Was ist mit meiner Familie?“, schluchzte sie. „Ihr werdet meinen Vater töten, sobald ich Euch einen Sohn geboren habe, nicht wahr? Er hat Euch inzwischen auch durchschaut.“
    Lys zwang sich, mit dem Kopfschlagen aufzuhören und ihrem Blick zu begegnen.
    „Ich schwöre Euch, dass ich niemals einen Menschen töten werde, nur um rascher an Macht zu gelangen, niemals! Und ich werde auch nicht den Befehl an andere geben. Euer Vater wie auch Maruv, unser wenig geliebter König, sind beide alte Männer, dem siebten Lebensjahrzehnt nahe. Warum sollte ich sie ihrer letzten Jahre berauben? Gewiss, auch ich kann schon morgen tot sein, gerade das ist aber ein Grund, respektvoll mit dem Leben umzugehen. Eure Familie hat vor mir nichts zu befürchten, auch wenn niemand mir das glaubt. Das Blut Eurer Eltern wie auch Eures königlichen Großonkels wird nicht an meinen Händen kleben – es sei denn, einer von ihnen bedroht Euer Leben oder das Eures Kindes. Versteht Ihr?“
    Er verließ den Raum, ohne ihre Antwort abzuwarten. Elyne kostete ihn mehr Kraft, als er

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