Eisiges Feuer (German Edition)
ernst wurde.
„Der Wandel vom hilflosen Wickelkind zum liebestollen Schönling hin zum eisigen, gefühlsleeren Fürsten war unglaublich schnell. Dieser Wandel hatte Methode, man nimmt es hin. Aber du hast dir viele Feinde geschaffen. Du bist der Albtraum der drei mächtigsten Männer Onurs, und viele, die unter dir stehen, wetzen die Messer, in der Hoffnung, dass du jetzt noch jung und unerfahren bist. Du bist auf dem Weg zum nächsten Wandel, zum Streiter für Recht und Ordnung, zum unerbittlichen Rächer. Das passt zu deiner bisherigen Rolle, aber es ist wiederum eine sehr schnelle Entwicklung.“ Er strich über die Narben an Lys’ Armen. „Du hast einen hohen Preis gezahlt, und es hat doch gerade erst begonnen. Geh es langsamer an, Lys. Sollte Elynes Kind ein Junge sein, wird die Gefahr sich vervielfachen.“
„Ich weiß. Und ich verspreche dir, dass ich mich vorsehen will. Es ist nur schwer, jetzt, wo alles ins Rollen geraten ist. Manche Entwicklungen geschehen einfach, ohne dass ich sie beeinflusse.“
„Sei einfach vorsichtig. Ich will dich nicht verlieren.“
17.
Schlaflos wälzte Lys sich durch sein Bett. Seit vier Tagen und Nächten hatte Elyne immer wieder Wehen gehabt, die nach Stunden einfach wieder aufhörten. „Ist schon mal bei der ersten Geburt“, beharrte die Wehenfrau aus einem nahen Dorf, doch die gesamte Burg stand unter höchster Anspannung. Um sich abzulenken, ließ er seine Gedanken wandern.
Die große Feier im Königsschloss war ein unglaublicher Erfolg gewesen. Nahezu jeder war gekommen, der Rang und Namen besaß, hatte die Jagdspiele und Wettbewerbe genossen, die Lys ausrichtete, das vorzügliche Essen und den Waffenstillstand mit all den Feinden. Intrigen wurden gesponnen, einige Duelle ausgefochten, Allianzen geschmiedet, Bündnisse gebrochen. Und alle lauschten eifrig den Geschichten des Gastgebers über diesen Kirian, von dem mittlerweile das ganze Land sprach. Lys‘ Behauptung, er hätte aus einer der höhnischen Bemerkungen dieses Sheruks herausgehört, dass die Bande sich im Gebiet der Seenplatten herumtrieb, die in der Mitte Onurs lagen, deckte sich mit Berichten von Überfällen in genau dieser Gegend. Roban war so entsetzt von dem Vorfall, dass er ein hohes Kopfgeld auf Kirian aussetzte. Alle Adligen, die in diesem Gebiet ansässig waren, schlossen sofort ein Bündnis mit Corlin und Lichterfels, um gemeinsam gegen diese Plage vorzugehen. Zwar begrenzten sich diese Allianzen auf freies Wegerecht und in einigen Fällen Versprechungen, sich mit Soldaten an der Suche zu beteiligen, dennoch war es ein Fortschritt.
Archym, sein Schwiegervater, hatte ihn zur Seite genommen und unverhohlen gefragt, ob er um sein Leben fürchten müsse.
„Es gibt zwei Gründe, Herr, warum Ihr niemals etwas von mir zu befürchten habt“, erwiderte Lys. „Erstens bin ich auf das Trugbild von Elynes Liebe angewiesen, das würde ich verlieren, wenn ich Euch etwas antue. Und zweitens bin ich kein Krieger, wie Ihr sehr wohl wisst. Ich warte lieber geduldig, bis meine Zeit gekommen ist, und lerne bis dahin von Eurer Taktik.“
„Ich glaube Euch nicht. Aber gut, ich werde vorerst nichts unternehmen, was Euch schadet, um meiner Tochter willen. Ich müsste schließlich um ihr Leben fürchten, wenn ich Euch angreifen lasse.“
Lys war sich nur zu sehr bewusst, dass der alte Fürst seine Tochter jederzeit opfern würde, wenn er es als notwendig ansah, doch im Moment schien es zumindest, als wäre Archym beruhigt. Der König hingegen gab sich so freundlich und auf großväterliche Weise zuvorkommend, dass Lys sich Sorgen machte. Maruv mochte nicht mehr viel zu verlieren haben, seine große Zeit war längst vorüber. Dennoch, man war nie sicher vor Überraschungen.
Erebos, Lys’ Vater, war nicht erschienen. Sein Entschuldigungsschreiben klang aufrichtig, er deutete zwischen den Zeilen schwere körperliche Gebrechen an.
Ihr Götter, Vater ist wirklich ein alter Mann. Und warum sollte er auch gegen mich intrigieren? Die Krone bedeutet ihm gar nichts, Corlins Ansehen steigt durch mein Manöver …
Es war schön gewesen, Roban zu begegnen. Sein Bruder strahlte wie die Sonne und erzählte begeistert, dass seine Frau nun endlich schwanger geworden war.
„Sie ist etwa drei Monde hinter Elyne, unsere Kinder werden zusammen aufwachsen können, wenn sie beide das gleiche Geschlecht haben.“
„Ich hoffe von Herzen auf ein Mädchen, Roban. Es würde
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