Eisiges Feuer (German Edition)
beide unruhig. Lys hatte noch viel für seine geplante Feier vorzubereiten und unzählige Pflichten in der Burg und Umgebung zu erfüllen, Kirian wollte zurück zu seiner Bande. Ihr gemeinsamer Plan beruhte nicht nur auf der Erschaffung einer Legende, Lys wollte den Fürsten falsche Informationen darüber geben, wo sich die Räuber aufhielten. Damit das funktionieren konnte, musste Kirian einige Überfälle in dem Gebiet arrangieren, das er mit Lys abgesprochen hatte.
„Ich muss gehen“, verkündete er am Morgen ihres dritten gemeinsamen Tages. Sie lagen noch eng umschlungen unter der Decke, genossen die Wärme und Geborgenheit.
„Ich hatte halb befürchtet, dich schon gar nicht mehr vorzufinden, wenn ich aufwache.“
„Das würde ich dir nicht antun, Lys, und mir selbst auch nicht. Abschied nehmen ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen, warum sollte ich uns darum betrügen?“
„So habe ich es noch nie gesehen …“
„Ah, ich komme wieder, das ist versprochen!“ Kirian küsste ihn flüchtig, dann stieg er aus dem Bett und zog sich an. „Bei deiner Geburtstagsfeier in Purna riskiere ich lieber keinen Auftritt, aber sobald du zurück bist, komme ich her. Wir müssen schließlich absprechen, ob dein Plan aufgegangen ist und wie die fürstlichen Jagdpläne aussehen werden.“
„Ich freue mich darauf!“ Lys blieb noch liegen und beobachtete seinen Liebhaber lächelnd.
„Und ich mich erst. Außerdem wirst du vermutlich ein wenig Ablenkung brauchen, nachdem du dich mit deinem und meinem Vater vergnügt hast. Von Maruv ganz zu schweigen, der vermutlich nur darauf wartet, dass du ihn bei der Feier ermorden willst.“
Lys verzog das Gesicht. „Erinnere mich nicht daran! Schlimmer wird aber Roban sein, er macht immer ein fürchterliches Getue um meinen Ehrentag , als wäre es womöglich das letzte Mal, dass er mich sieht.“
„Warum ist er eigentlich so? Früher war Roban keine Glucke, das weiß ich genau.“
„Es ist eine längere Geschichte, willst du sie wirklich hören?“ Lys rollte sich nun auch aus dem Bett. Er wusch sich nachlässig und lachte auf, als Kirian, der in einem Lehnstuhl saß, ihn auf seinen Schoß zog, nackt, wie er noch war. Er zappelte ein bisschen, versuchte aber gar nicht erst ernsthaft zu entkommen, ließ sich nur zu gerne von Kirians Händen verwöhnen.
„Natürlich will ich sie hören, jedes einzelne Wort!“
„Nun denn … ich war acht Jahre alt, als es geschah. Roban und ich sollten irgendeine Pflicht übernehmen, ich kann mich nicht mehr erinnern, was es war. Irgendetwas, worauf wir keine Lust hatten. Stattdessen rannten wir lieber in die Wälder rings um Corlin, übten mit unseren Schwertern, spielten Verstecken, all so etwas. Nach einiger Zeit wollte mein Bruder zurück. Er wusste, es würde auch so schon Ärger geben, und als Vierzehnjähriger würde sein Ärger deutlich schmerzhafter ausfallen als meiner. Ich wollte aber nicht, und schließlich ließ Roban mich wütend zurück. Wahrscheinlich plante er zu sagen, ich sei allein weggelaufen und er hätte mich die ganze Zeit vergeblich gesucht …
Eine Weile bin ich so vor mich hingewandert, bis ich Stimmen hörte. Lachen, Rufe und das Weinen einer Frau. Als ich näher kam, sah ich meine Mutter und mehrere Männer – Soldaten von Rombrug.“ Lys stockte bei der Erinnerung an das, was er damals hatte mit ansehen müssen. „Sie haben sie …“ Er senkte den Kopf, unfähig, weiter zu sprechen.
„Schon gut“, wisperte Kirian und drückte ihn an sich.
„Es dauerte stundenlang. Ich war die ganze Zeit dabei. Als sie mit dem – als sie fertig waren, haben sie meine Mutter zu Tode geprügelt. Danach verschwanden sie, lachten darüber, dass sie so viel Glück gehabt hätten und ihr Herr mit ihnen zufrieden sein würde. Es war schon dunkel, als mich Diener neben ihr fanden und nach Hause brachten. Ich wusste damals nicht einmal, dass wir mit dem Fürstentum Rombrug im Krieg lagen.“
„Jeder hat irgendwann gegen sie Krieg geführt“, stieß Kirian zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Die gesamte Familie der Rombruger war ausgelöscht worden, nach jahrelangen Kämpfen, in denen so viele gestorben waren. „Wir auch, wie du sicher weißt, wir waren ja sogar kurz mit euch verbündet. Ich erinnere mich jetzt, ich hatte gehört, was deiner Mutter geschehen ist.“ Er sprach bewusst nicht aus, was sein Vater damals dazu gesagt hatte – es hätte Lys’ Abneigung gegen seinen Schwiegervater womöglich in Hass
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