Eisiges Feuer (German Edition)
vieles erleichtern und gewiss mein Leben verlängern.“
„Du wirst mir nicht böse sein, wenn ich auf einen Sohn hoffe? Du weißt, ich hänge an Corlin“, hatte Roban grinsend erwidert.
„Dann hoffe ich für dich mit auf einen Sohn und bete für mich um eine Tochter. Vielleicht lieben uns die Götter und erfüllen uns unsere Herzenswünsche? Du weißt, ich würde dir niemals etwas wegnehmen wollen.“
Roban hatte ihn umarmt, sichtlich bewegt, und dann verlangt, die grässlichen Narben sehen zu dürfen. „Hätte ich dieses Pack doch vernichtet! Es war ein Fehler, nicht gegen die Räuber vorzugehen. Ihre Frechheit, Fürsten von Corlin gefangen zu nehmen, zu verspotten und zu foltern, ach, der ganze ehrlose Angriff!“
Er versprach Soldaten und Geld für die Suche nach Kirian. Am Ende hatte Lys sehr viel Geld und Mühe investiert und noch viel mehr zurückerhalten, als er gehofft hatte.
Kirian … von ihm hatte er so lange nichts mehr gehört. Immer wieder hatte er sich für zwei bis drei Tage bei Lys eingeschlichen. Dabei sprachen sie die angeblichen Bewegungen der Bande ab, ließen Gerüchte über Kirian mal hier, mal dort auftauchen und genossen ihr Zusammensein. Dann aber rückte die Geburt von Elynes Kind näher, was Lys’ Unruhe schürte und ihn unermüdlich an der Befestigung von Weidenburg arbeiten ließ. Die Angst, was alles geschehen konnte, wenn sie einen Jungen gebar, raubte ihm regelrecht den Verstand. Die Strecke zwischen dem Sommerlager der Bande und der Burg war groß, Kirian konnte nicht ständig bei ihm sein, schließlich war er auch seinen Leuten verpflichtet.
Kirian, wo immer du sein magst, ich hoffe, du lebst und alles ist gut. Ihr Götter, ich vermisse ihn …
„Herr?“
Schlaftrunken schreckte Lys hoch und starrte seinen Kammerdiener an. Offenbar war er doch eingenickt, obwohl er sich nur kurz hatte ausruhen wollen.
„Ist alles in Ordnung?“, rief er und stürzte beinahe vor lauter Hast, aus dem Bett zu springen, obwohl er noch nicht wach genug war, um seine Beine koordinieren zu können.
„Beide sind wohlauf, Herr, nach all der Aufregung zuvor war es eine sehr rasche Geburt.“
Den Rest hörte Lys schon nicht mehr, er rannte die Gänge entlang zu Elynes Gemächern. So, wie alle Bediensteten sich zugleich freuten und ihn sorgenvoll ansahen, ahnte er schon, was er vorfinden würde. Und tatsächlich: Elyne lag weinend in ihrem Bett, das Kind schlief in den Armen der Amme, die Lys vor einigen Tagen in die Burg geholt hatte.
„Ihr habt einen Sohn, Herr“, flüsterte die Frau und streckte ihm den Säugling entgegen.
Wie betäubt nahm Lys ihn an sich, betrachtete das winzige Gesichtchen. Noch nie hatte er etwas gehalten, das so hilflos, so wundervoll und so gefährlich war.
„Lass uns bitte einen Augenblick allein, Anniz“, bat er die Amme und setzte sich neben Elyne auf das Bett.
„Euer Sohn“, sprach er seine Frau an. „Wollt Ihr ihn nicht wenigstens ansehen? Ihr habt ihn all die Monde in Euch getragen, er ist von Eurem Blut.“
Sie hörte auf zu weinen und starrte ihn böse an.
„Er interessiert mich nicht. Ich habe meine Pflicht erfüllt, nicht mehr, nicht weniger. Mit ihm habt Ihr, was Ihr so dringend brauchtet, vielleicht könnt Ihr mich jetzt einfach in Ruhe lassen! Diese Amme soll ihn großziehen. Wenn ich Glück habe, gehe ich im Wochenbett dahin, wie so viele andere Frauen. Ach, es ist alles so grässlich, was habe ich getan, um ein solches Schicksal zu verdienen? Was nur? Ich bin doch gar kein böser Mensch!“
Lys unterdrückte mühsam seine Abscheu und all das, was er ihr vorwerfen wollte.
„Es scheint, Euer Gemüt ist von den Leiden der Geburt überschattet. Anders kann ich mir nicht erklären, wie eine stolze Tochter von Lichterfels sich als solch erbärmlich schwacher Feigling zeigen könnte. Ich werde die Wehenfrau bitten, Euch einen stärkenden Trank zu brauen“, presste er hervor. „Ruht Euch aus.“
„Kein Trank der Welt wird mich zwingen, dieses Balg zu lieben!“, zischte sie, plötzlich wieder wütend.
„Das habe ich auch nicht erwartet. Ihr liebt niemanden, am wenigsten Euch selbst. Äußerst bedauerlich. Ruht Euch aus, Elyne. Sobald Ihr kräftig genug für die Reise seid, schicke ich Euch nach Lichterfels, ob mit oder ohne das Kind. Keine Widerrede! Euer Gejammer ist unerträglich, und ich kann immer noch nicht für Eure Sicherheit hier garantieren.“
Steif erhob er sich, versuchte nicht einmal, seine Verachtung zu verbergen. Sie
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