Eisiges Feuer (German Edition)
auch Stefár zum Geächteten gemacht. Ein Glück, dass diese Ratten allesamt vernichtet wurden! – Aber so war es nicht, Roban, oder?“ Lys wandte sich zu Kirian, noch immer bleich wie ein Gespenst. „Er war es, nicht wahr? Roban war der Mann, der vor nunmehr elf Jahren Lichterfels besuchte, nachdem die Rombruger vernichtend geschlagen worden waren. Ich hatte gedacht, es läge einfach an der lange gepflegten Rivalität zwischen unseren Fürstentümern, dass nach dem gemeinsamen Feldzug kein weiteres Bündnis erfolgte, aber der Grund war Robans Anklage. Er hat dich, Stefár, beschuldigt, ihn bestohlen zu haben, was für alle so peinlich war, dass es niemals nach außen getragen wurde. Nicht einmal Elyne wusste, wer der Ankläger gewesen war!“
„So ist es“, murmelte Kirian. „Ich habe nie verstanden, warum, denn es gab für ihn dadurch nichts zu gewinnen.“
„Ansehen!“, fuhr Roban dazwischen. „Ansehen für Corlin! Ihr, Stefár, ward viel zu stolz auf Eure winzige Rolle in diesem Feldzug. Viel zu sicher, dass nichts und niemand Euch etwas anhaben kann. Es war an der Zeit, Euch und Eurer Arroganz einen Dämpfer zu verpassen! Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man Euch gleich ächten würde.“
„Man sollte nicht spielen, wenn man die Konsequenzen nicht kennt“, zischte Kirian wütend, doch Lys drängte sich an ihm vorbei.
„Aus Neid, weil der König ihn mehr ehrte als dich, hast du ihm deinen Ring untergeschmuggelt und dann, nach seiner Ächtung, stillgehalten. Es hätte mir schon viel früher klar werden müssen – du hast nicht einmal versucht, Elyne zu heiraten. Natürlich hätte man dir niemals ihre Hand überlassen. Ein Wunder, dass Archym überhaupt bereit war, mich zu akzeptieren!“
„Mein Vater ist immer ein Taktiker gewesen, Lys. Ihm war klar, wie viele Vorteile das Bündnis mit Corlin liefert, trotz der Gefahr, die du darstellst, und ich war seit einem Jahrzehnt für tot erklärt. Er war bereit, das Risiko mit dir einzugehen, um die Familie zu stützen und das Königreich stabil zu halten“, murmelte Kirian. „Allen Demütigungen zum Trotz, die er dir angetan hat, mein Vater würde sich niemals wirklich gegen dich stellen. Er versucht nur, dich klein zu halten, um sich selbst zu schützen.“
„Ich verstehe. Aber warum der Angriff gegen mich, Roban? Warum hast du einen Verräter in Weidenburg eingeschmuggelt, meine Frau entführt? Was willst du von meinem Sohn? Welches Ziel verfolgst du? Wenn du selbst nach dem Thron strebst, warum tötest du mich nicht? Du hattest unzählige Gelegenheiten!“
„Du verstehst gar nichts, egal für wie schlau du dich hältst!“, grollte Roban und hieb mit der Faust auf den Tisch.
„Der Thron ist mir völlig egal, ich bin ein Krieger, kein König. Nein, auch wenn dein plötzlicher Ehrgeiz mich überrascht hat, ich war von Anfang an stolz auf dich. Ein Corlin auf dem Thron, das gefällt mir! Ich selbst will das gar nicht sein und Vater genauso wenig. Dass du zum Erben von Lichterfels aufgestiegen bist, ich gönne es dir vom Herzen. Aber du hast dein Weib zu rasch geschwängert. Das war der einzige Fehler.“
Verständnislos schüttelte Lys den Kopf. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
„Seit drei Jahren versuche ich, mit meiner Frau einen Sohn zu zeugen. Jetzt endlich ist sie schwanger, aber du warst schneller. Kaum heiratest du Elyne, schon wirft sie einen Jungen! Begreifst du nicht, was du mir damit wegnimmst?“
Sprachlos öffnete Lys den Mund, brachte aber keinen Ton hervor.
„Diese verdammten Erbgesetze, die kein Mensch durchschaut!“, brüllte Roban. „Dieses verdammte Spiel, das uns alle zu Monstern macht! Sieh, wozu es mich gezwungen hat!“
„Du willst meinen Sohn töten, nur weil du noch keinen Erben hast?“, wisperte Lys gebrochen.
„Nicht töten! Ich bringe keine Kinder um. Ich will ihn nur für einige Monde verschwinden lassen, bis man ihn für tot erklärt. Sobald Anira mir meinen Sohn geschenkt hat, bekommst du deinen Jungen wieder. Aber dann hat man schon die neuen Dokumente aufgesetzt, und Corlin bleibt weiterhin in meiner Blutlinie. Verstehst du, Lys? Werde König! Erbe Lichterfels, ist mir alles gleich. Aber Corlin, das will ich für mich. Für mich und meine Nachkommen.“
„Du Bastard!“, schrie Lys, und sein bleiches Gesicht färbte sich dunkelrot vor Zorn. „Und was, wenn Aniras Kind ein Mädchen wird? Wenn es tot geboren wird, was ist dann? Wenn es zwar ein Junge wird, der aber behindert ist?
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