Eisiges Feuer (German Edition)
Lässt du meinen Sohn dann noch ein bisschen länger verschwinden? Noch einmal drei Jahre, bis deine Frau wieder schwanger wird?“
Nun war es Roban, der erbleichte. „Man hat mir versichert, es wird ein Junge, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er krank oder zu schwach ist. Ich wollte dir dein Kind nicht auf Jahre wegnehmen.“
„Aber dir muss doch klar sein, dass eben das geschehen könnte! Ihr Götter, siebzehn meiner Soldaten und Bediensteten sind bei dem Angriff gestorben, und ich weiß nicht wie viele von den Söldnern, die du geschickt hattest. Elyne hätte bei der Entführung umkommen können, sie hatte erst einen Tag zuvor das Kind geboren. Mein Sohn hätte sterben können, glaubst du, Söldner gehen behutsam mit Neugeborenen um? Ich wäre beinahe getötet worden, mehr als nur einmal. Und das alles nur, damit deine Nachkommen sich weiterhin Corlin nennen dürfen?“ Lys wurde mit jedem Wort leiser, seine Stimme eine einzige kalte Drohung.
„Der Blutzoll ist tragisch, aber das waren nur Soldaten und Diener. Ihre Lebensaufgabe ist es, für uns da zu sein, Lys, uns zu dienen, ihr Blut zu opfern, falls nötig. Die Söldner waren angewiesen, dich um jeden Preis zu verschonen, und sie hätten deinen Sohn wie einen Schatz gehütet“, erwiderte Roban steif. Kirian zischte wütend, hielt sich aber zurück. Das hier war nicht sein Kampf. Jetzt noch nicht.
„Bruder, ist dir nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, mich zu fragen? Ein Wort von dir, und ich hätte dir schriftlich das Namensrecht für Corlin übertragen.“
„Unfug! Als ob du deinem Sohn dieses Erbe genommen hättest! Niemals würdest du auf Corlin verzichten, genauso wenig wie ich!“
„Du kennst mich offensichtlich nicht, Roban.“ Zorn schimmerte in Lys’ Augen. „Du scheinst mich nie gekannt zu haben. Sonst hättest du gewusst, wie gleichgültig mir Corlin ist – das ist nur ein Titel, ein Schloss, und sonst nichts. Mit Handkuss hätte ich es dir überlassen! Ich hatte dir sogar gesagt, dass ich dir das nicht wegnehmen würde!“ Er fuhr sich durch die Haare, bebend vor Zorn. „Wenn ich nur nachgedacht hätte, statt mich nur mit mir selbst zu beschäftigen, hätte ich selbst darauf kommen müssen. Roban, ich will diese von den Göttern verfluchte Krone, damit ich all diesen Wahnsinn beenden kann.“ Er hieb mit der flachen Hand gegen Robans Brust. „Wie konntest du mir das antun? Du ahnst nicht einmal, wie viel Leid du über mich gebracht hast!“
„Red nicht so mit mir!“, brüllte Roban und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Lys stürzte durch den Raum, prallte gegen die Wand und blieb mit verdrehten Gliedern am Boden liegen.
„LYS!“, schrien Kirian und Roban gleichzeitig.
„Wag es ja nicht!“, fauchte Kirian sofort, stieß ihn brutal zur Seite und eilte an Lys’ Seite. Roban zögerte einen Moment, dann blieb er zurück, beobachtete nur, wie vorsichtig Kirian seinen Bruder berührte. Wie er Lys über den Kopf strich, sich tief zu ihm herabbeugte.
„Ihr beide, was ist das?“, fragte Roban. „Muss ich mich dafür schämen, dass mein Bruder sich mit einem Räuber, und schlimmer noch, einem Geächteten rumtreibt?“
„Schäm dich, für was du willst. Du hast ihn umgebracht.“
Vernichtung stand in Kirians Blick, als er aufstand und sich zu Roban drehte.
„Genickbruch. Er ist tot.“
32.
„Was? Aber das wollte ich nicht!“ Roban schrie wie ein verletztes Tier, versuchte, zu dem stillen Körper dort auf dem Boden zu gelangen, doch Kirian hinderte ihn mit schierer Gewalt.
„Fass ihn nicht an, Corlin! Jetzt sind wir beide dran!“ Er packte sich seinen Säbel, der noch immer auf dem Tisch lag, und zog blank. „Deine Dummheit hat zu viele Leben gekostet. Wie Lys schon sagte, es lohnt sich nicht, auf einen Namen stolz zu sein, ist er doch das Einzige, für das du nichts selbst getan hast.“
Roban zog sein Schwert und stellte sich in Position. „Du hättest mich schon viel früher angreifen können, warum hast du nie versucht dich zu rächen? Ich dachte, du wärst tot.“
Sie schlugen beide einige einfache Attacken, um Reichweite und Technik des Gegners kennenzulernen.
„Rächen? Ich wusste nicht einmal wofür! Ich dachte all die Jahre, du hättest im Namen eines anderen gehandelt, der irgendetwas von der Tat zu gewinnen hatte. Oder vielleicht, dass du in meinen Räumen herumgeschnüffelt und dabei den Ring verloren hast.“ Sie umkreisten einander, die Waffen klirrten in immer schnellerer
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