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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Herzinfarkt gestorben, und der Schock hatte sie so fassungslos gemacht, dass sie zwei Monate lang nur vor sich hin geweint hatte. Danach war sie wie gelähmt gewesen. Wenn sie Tara nicht gehabt hätte, wäre sie garantiert zur Alkoholikerin geworden, doch ihrer Tochter zuliebe hatte sie sich zusammengerissen, und mit der Zeit hatte sie das Leben als alleinerziehende Mutter sogar genießen gelernt.
    Aber auf Dauer hatte Wendy nicht allein sein wollen. Nach einer Weile hatte sie angefangen, Kontaktanzeigen zu lesen und zu Kirchenveranstaltungen zu gehen, wo die Aussicht bestand, auf alleinstehende Männer zu treffen. Hin und wieder war sie sogar mit ihrer Freundin Pat in den Pub gegangen, um sich unter den »jungen Hengsten«, wie Pat die Männer nannte, die in der Chinook Tavern und im Five Bells herumhingen, nach einem geeigneten Kandidaten umzusehen.
    Das Klischee hatte sich leider als wahr erwiesen: Die besten Männer waren entweder verheiratet oder schwul. Ehrlich, die Junggesellen in dieser Stadt sind ein trauriger Haufen, hatten sie und Pat immer wieder gesagt. Sie hatten sich an denTresen gesetzt, ein, zwei Bier getrunken, ein bisschen mit irgendjemandem geplaudert und waren mehr oder weniger frustriert nach Hause gegangen.
    Viele von den Männern, mit denen sie sich unterhalten hatten, waren regelrecht verrückt gewesen. Nicht dass sie seltsame Hobbys gehabt oder bedrohlich gewirkt hätten, auch wenn einige von ihnen reichlich raubeinig gewesen waren. Nein, diese einsamen Männer waren einfach hohl und leer gewesen wie verlassene Häuser. Man hatte den Eindruck, dass sich vor langer Zeit einmal ein Mensch in der äußeren Hülle befunden hatte, doch dann war irgendetwas geschehen, und der Mensch hatte sich nicht zu voller Reife entwickelt. Das Ergebnis waren Typen, die einem ein Bier spendierten und anschließend stumm auf die Flaschen hinterm Tresen stierten. Dann, nach einer Ewigkeit des Schweigens, legten sie einem plötzlich eine Hand aufs Knie, so als hätte man gerade das vertraulichste, aufregendste Gespräch seines Lebens geführt. Die meisten hatten seit zehn Jahren kein Buch mehr in die Hand genommen, lasen in der Zeitung höchstens die Sportseiten und hatten zu nichts, was wichtig war, eine Meinung – weil hinter den ausdruckslosen Augen niemand lebte, der sich für irgendetwas interessierte. Selbst wenn Wendy Lust gehabt hätte, mit einem von ihnen ins Bett zu gehen oder Freundschaft zu schließen, was nicht der Fall gewesen war, hatte es unter all diesen Männern keinen einzigen gegeben, den sie gern ihrer sechsjährigen Tochter vorgestellt hätte.
    Tara hatte den Tod ihres Vaters besser als erwartet verkraftet. Anfangs hatte Wendy gedacht, die Tränen würden nie enden. Aber allmählich hatte Tara sich an ihr neues Leben gewöhnt, und irgendwann hatte sie aufgehört, nach ihrem Papa zu fragen. In gewisser Weise hatte das Wendy noch trauriger gemacht.
    So war sie also anderthalb Jahre lang eine alleinerziehende Mutter gewesen. Ihre Liebe zu Tara war für sie zu einer goldenen Brücke über den schwarzen Abgrund geworden, zum Einzigen, was sie am Leben hielt. Und obwohl sie das nie für möglich gehalten hatte, war ihre Liebe zu ihrer Tochter noch tiefer geworden. Manchmal hatte sie sich gesorgt, dass ihre Tochter eine allzu wichtige Rolle in ihrem Leben spielte, als wäre sie zum Ersatz für ihren verstorbenen Ehemann geworden. Das war einer der Gründe gewesen, warum sie sich so sehr einen neuen Mann gewünscht hatte und warum sie so enttäuscht gewesen war von den Kerlen in den Pubs. Bis sie Frank Rowley kennengelernt hatte.
    Wendy sagte gern, Frank sei in ihr Leben eingebrochen wie ein Held aus einem Film – wie ein weißer Ritter, der vom Himmel gekommen war, um sie und ihre Tochter zu retten –, aber die Wirklichkeit war wesentlich weniger aufregend gewesen. Sie hatte mit Tara vor ihm in der Warteschlange an der Supermarktkasse gestanden. Er hatte irgendeine beiläufige Bemerkung gemacht, an die sie sich nicht einmal erinnerte, und sie hatte nur gedacht, dass er ziemlich attraktiv war für einen Mann mit Glatze. (Inzwischen fand sie ihn hinreißend, und seine Glatze fand sie ganz besonders sexy.)
    Später, als sie schon im Auto saßen und gerade vom Parkplatz fahren wollten, sagte Tara: »Da kommt der Mann, Mama.«
    »Welcher Mann, Liebes?«
    »Der aus dem Laden. Er kommt gelaufen.«
    Wendy hatte sich umgedreht, und er hatte gewinkt und war keuchend auf sie zugekommen. Ein Grinsen. Das

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