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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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öffnete den Umschlag und nahm die Fotos heraus. »Diesmal kein Hotel. Und auch kein Boot.«
    »Sieht so aus, als wären sie alle im selben Haus aufgenommen«, meinte Cardinal. »Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer …«
    »Ja. Leider passt nichts davon zu den Häusern, in denen ich gewesen bin. Da, wo es möglich war, hab ich einen kurzen Blick in andere Zimmer geworfen, aber nirgendwo sah es so aus wie auf den Bildern. Zum Beispiel gab es in keiner Küche blaue Fliesen.«
    »Was ist mit den Vorhängen?« Cardinal zog ein Foto aus dem Stapel, das eine Szene in einem Wohnzimmer zeigte. Das kleine Mädchen auf dem Sofa. Hinter ihr ein Stück von einem blauen Vorhang mit eingewebtem Goldmuster.
    »Die waren auf den früheren Bildern nicht zu sehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in keinem der Häuser solche Vorhänge gab. Aber Vorhänge lassen sich natürlich jederzeit auswechseln.«
    Cardinal betrachtete die restlichen Fotos. Der Anblick dieser Bilder legte sich wie eine zusätzliche Schicht Schwermut über seinen persönlichen Kummer. Das arme Mädchen. Er zweifelte nicht daran, dass es sich bei dem Mann auf denFotos um den Vater oder Stiefvater der Kleinen handelte – auf den Aufnahmen, bei denen es nicht um Sex ging, lag in ihrem Gesicht so viel Freude, so viel Vertrauen. Wie sollte ein Mensch, der so misshandelt wurde, jemals wieder Vertrauen entwickeln können?
    »Am besten, wir versuchen, die Fotos anhand des Alters der Kleinen in eine chronologische Reihenfolge zu bringen«, schlug Delorme vor. »Du nimmst dir diese vor und ich die anderen.«
    Cardinal legte die Fotos eins nach dem anderen vor sich auf den Tisch. Mit jedem Bild wurde ihm das Herz schwerer. Abgesehen davon, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie ein Mann ein lüsternes Verlangen nach einem Kind haben konnte, das nicht einmal annähernd die Pubertät erreicht hatte, begriff er einfach nicht, wie jemand es fertigbrachte, in solche hoffnungsvollen Augen zu blicken und dann die Zukunft dieses Kindes brutal zu zerstören. Wie konnte man diese kleine Hand halten, wie konnte man so ein kleines Mädchen auf den Schoß nehmen und es dann missbrauchen? Es war ihm unmöglich nachzuvollziehen, was in einem Mann vorging, der fähig war, das Vertrauen eines Kindes zu verraten.
    Nach allem, was Cardinal erkennen konnte, schien der Mann etwa um die dreißig zu sein, mit fast schulterlangem, dunklem Haar. Zwar waren die Fotos sehr detailreich, aber der Mann hatte stets darauf geachtet, dass auf keinem sein ganzes Gesicht zu sehen war. Eine Augenbraue hier, ein Ohr dort, ein Teil der Nase. Es waren nur Fragmente, dennoch gewann Cardinal den Eindruck, dass der Mann einigermaßen gut aussah und ein ganz normales Sexualleben hätte haben können. Warum also ein kleines Mädchen missbrauchen, das ihm zum Schutz anbefohlen war?
    Delorme hatte die früheren Fotos geholt und fügte sie denen hinzu, die auf dem Tisch aufgereiht lagen.
    »Tja, auf keinem Bild sieht sie älter aus als auf dem, das auf dem Boot aufgenommen wurde«, sagte sie. »Und wenn wir davon ausgehen, dass die Aufnahme vor fünf Jahren gemacht wurde, kann das Verschiedenes bedeuten. Womöglich hatte die Kleine irgendwann die Schnauze gestrichen voll davon, diesem Kerl als Sexualobjekt zur Verfügung stehen zu müssen, und hat ihn zum Teufel gejagt. Oder sie hat jemandem davon erzählt.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Cardinal. »Ich weiß selbst nicht genau warum – vielleicht, weil auf den normalen Fotos eindeutig zu erkennen ist, dass sie den Mann liebt – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn angezeigt hat. Zumindest damals nicht.«
    »Ich halte es durchaus für möglich. Und das würde bedeuten, dass der Typ bereits im Gefängnis sitzt.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr …«, murmelte Cardinal.
    »Was ist? Woran denkst du?«
    »Ich überlege gerade, welche Schlüsse wir daraus ziehen können, dass diese Bilder fünf Jahre alt sind. Ich hab irgendwo gelesen, dass die durchschnittliche Familie alle fünf Jahre umzieht.«
    »Dann wäre es ziemlich unwahrscheinlich, dass es sich bei einem der Häuser, in denen ich gewesen bin, um den Tatort handelt.« Sie zeigte auf die Fotos. »Und nicht nur das, es würde ebenfalls nahelegen, dass die Familie auseinandergebrochen ist. Das würde ich sogar für ziemlich wahrscheinlich halten, angesichts der Probleme, die der Typ hat.«
    »Und angesichts seiner Gier.« Cardinal schüttelte den Kopf. »Ein Typ mit so einer Veranlagung kann eine Menge

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