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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Sauerstoff noch Wasserstoff, die gesamte Atmosphäre besteht nur aus Trauer.
    Nicht nur die zahllosen Gegenstände, die Catherine gehört hatten, steigerten Cardinals Trauer, die Fotos, CDs, Bücher und Kleider, die Kühlschrankmagnete, die Möbel, die sie ausgesucht hatte, die Wände, die sie angestrichen hatte, die Pflanzen, die sie gepflegt hatte. Trauer sickerte durch die Mauerritzen, drang durch Türen und Fenster ins Haus.
    Er konnte nicht schlafen. Immer und immer wieder musste er an die Karte denken. Er stand aus dem Bett auf und betrachtete sie noch einmal unter dem hellen Licht der Küchenlampe. Kelly hatte den Umschlag weggeworfen, aber er hatte ihn wieder aus dem Mülleimer geholt. Der Text war zweifellos ein Computerausdruck, aber es waren keine speziellen Merkmale zu erkennen – zumindest nicht mit bloßem Auge.
    Auch an der Karte selbst fand sich nichts Außergewöhnliches. Eine ganz normale Beileidskarte von Hallmark mit Umschlag, wie man sie überall in jedem Kaufhaus und Schreibwarenladen kaufen konnte.
    Der Stempel wies Datum und Uhrzeit auf – was natürlich nur etwas darüber aussagte, wann der Brief abgestempelt worden war, und nicht, wann man ihn in den Briefkasten geworfenhatte – außerdem die Postleitzahl. Hinter der Postleitzahl stand ein dreistelliger Code, die Identifikationsnummer der Stempelmaschine.
    Cardinal rief bei der Post an und erfuhr, dass die Postleitzahl zu Mattawa gehörte. Er kannte ein paar Leute, die in Mattawa wohnten, entfernte Bekannte, die keinerlei Grund haben könnten, ihm Leid zuzufügen. Allerdings lag Mattawa in einem beliebten Feriengebiet, und Menschen aus ganz Ontario verbrachten dort das Wochenende. Aber es war schon Ende Oktober, und die meisten Leute hatten ihre Wochenendhäuser bereits winterfest gemacht.
    Andererseits, wenn jemand seinen wahren Aufenthaltsort verschleiern wollte, hinderte ihn nichts daran, nach Mattawa zu fahren und dort eine Karte in den Briefkasten zu werfen; Mattawa lag direkt am Highway 17, nur eine gute halbe Stunde von Algonquin Bay entfernt.
     
    Lise Delorme war überrascht, ihn zu sehen. Es war Sonntag, und er hatte sie beim Fensterputzen erwischt. Sie trug Jeans mit riesigen Löchern an den Knien und ein mit Farbklecksen übersätes Flanellhemd, das aussah, als wäre es mindestens zwanzig Jahre alt. In ihrem Haus, einem Bungalow am Ende der Rayne Street, roch es nach Essig und Druckerschwärze.
    »Seit August nehme ich mir vor, die Fenster zu putzen«, sagte sie, als hätte er sich danach erkundigt. »Und erst jetzt komme ich endlich dazu.«
    Sie machte Kaffee. »Für dich ohne Koffein«, bemerkte sie. »Man sieht dir an, dass du kaum geschlafen hast.«
    »Das stimmt, aber das hat einen Grund. Ich meine, einen anderen Grund.«
    Delorme trug den Kaffee und einen Teller mit Schokoladenkeksen ins Wohnzimmer.
    »Lass dir vom Arzt ein paar Valium verschreiben«, sagtesie. »Es bringt doch nichts, mit schlaflosen Nächten alles noch schlimmer zu machen.«
    »Sag mir, was du hiervon hältst.« Er nahm die Karte samt Umschlag aus einem Ordner und legte sie auf den Tisch. Er hatte sie in eine Klarsichthülle gesteckt, die Karte geöffnet, den Umschlag mit der Adresse nach oben.
    Delorme hob die Brauen. »Arbeit? Wie kannst du mir Arbeit mitbringen? Ich dachte, du hättest ein oder zwei Wochen Urlaub genommen. Gott, wenn ich du wäre, würde ich mir einen ganzen Monat freinehmen.«
    »Sieh es dir einfach an.«
    Delorme beugte sich über den Couchtisch. »Hat dir das jemand geschickt?«
    »Ja.«
    »Mein Gott, John. Das tut mir leid. Das ist ja widerlich.«
    »Ich wüsste gern, wer es mir geschickt hat. Und ich würde gern hören, was dein erster Eindruck ist.«
    Delorme betrachtete die Karte. »Tja, wer auch immer dir das geschickt hat, hat sich zumindest die Mühe gemacht, den Text zu drucken, anstatt mit der Hand zu schreiben. Daraus schließe ich, dass es sich um jemanden handelt, der davon ausgeht, dass du seine Handschrift erkennen oder zumindest herausfinden könntest, zu wem sie gehört.«
    »Irgendjemand Konkretes, der dir spontan einfällt?«
    »Irgendjemand, den du ins Gefängnis gebracht hast, natürlich.«
    »Irgendjemand? Da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe Tony Capozzi vor ein paar Monaten wegen Körperverletzung eingebuchtet, und er ist garantiert sauer, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er so was tun würde.«
    »Ich meinte Leute, die richtig lange einsitzen. Fünf Jahre oder mehr. Davon gibt es nicht so

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