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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Verlegenheit mit Unbekümmertheit, als unterhielten sie sich über eine exzentrische Freundin, die in eine andere Stadt gezogen war.
    »Geschmackvolle Einrichtung«, sagte er, während er sich anerkennend umsah.
    Catherines Studenten, einige in mittleren Jahren, andere jung und mit Tränen in den Augen, sprachen Cardinal leise ihr Beileid aus. So konventionell ihre Worte auch sein mochten, sie durchdrangen Cardinal auf eine Weise, die ihn überraschte. Wer hätte gedacht, dass bloße Worte eine solche Wirkung haben konnten?
    Seine Kollegen kamen: McLeod in einem Anzug, der für einen schlankeren Mann zugeschnitten war, Collingwood und Arsenault, die aussahen wie zwei arbeitslose Komiker. Larry Burke bekreuzigte sich am Sarg und blieb eine Weile mit gesenktem Kopf davor stehen. Er kannte Cardinal nicht besonders gut – er war neu auf dem Polizeirevier –, aber er kam zu ihm, um ihm sein Beileid auszusprechen.
    Delorme kam in einem dunkelblauen Kleid. Cardinal konnte sich nicht erinnern, wann er sie das letzte Mal in einem Kleid gesehen hatte.
    »Was für ein trauriger Tag«, sagte sie, als sie ihn umarmte. Er spürte, wie sie zitterte und gegen ihre Tränen ankämpfte, doch er brachte kein Wort heraus. Sie kniete vor dem Sarg nieder, kam nach einigen Minuten zurück, die Augen tränennass, und umarmte Cardinal noch einmal.
    Der Polizeichef R. J. Kendall kam zusammen mit Detective Sergeant Chouinard, Ken Szelagy, den anderen Kollegen vom CID und mehreren Streifenpolizisten.
    Ohne dass Cardinal recht wusste, wie sie dort hingekommen waren, befanden sie sich im Highlawn-Krematorium. Cardinal hatte keinerlei Erinnerung an die Fahrt in die Hügel hinauf. Auf Catherines Wunsch hin war auf einen Gottesdienst verzichtet worden, aber in dem Testament, das sie und Cardinal gemeinsam verfasst hatten, hatten sie den Wunsch geäußert, dass Pfarrer Samson Mkembe ein paar Worte sprechen möge.
    Früher, zu Cardinals Zeit als Messdiener, waren alle Priester entweder irischer Abstammung oder Frankokanadier gewesen. Heutzutage musste die Kirche ihre Priester von weit her rekrutieren, und Pfarrer Mkembe zum Beispiel kam aus Sierra Leone. Er stand vor dem Eingang der Krematoriumskapelle, ein großer, knochiger Mann mit einem ebenholzfarbenen Gesicht.
    Die Kapelle war fast voll. Cardinal sah Meredith Moore, die Leiterin des Instituts für angewandte Kunst am College, und Sally Westlake, eine enge Freundin von Catherine. Und inmitten der Trauergäste entdeckte er den Wuschelkopf von Dr. Bell.
    Pfarrer Mkembe sprach von Catherines Stärken. Mit der Charakterisierung, die er von Catherine lieferte, lag er tatsächlich weitgehend richtig – zweifellos, weil er am Vortag angerufen und Kelly um Hinweise gebeten hatte. Doch dann beschrieb er, wie Catherines unerschütterlicher Glaube ihr die Kraft gegeben hätte, so lange gegen die Krankheit anzukämpfen – eine glatte Lüge. Catherine war nur zu Ostern und Weihnachten in die Kirche gegangen und hatte schon lange aufgehört, an Gott zu glauben.
    Die Klappe der Brennkammer wurde geöffnet, und die Flammen loderten kurz auf. Der Sarg wurde hineingeschoben, die Klappe geschlossen, und der Priester sprach ein letztes Gebet. In Cardinals Herzen läuteten die Sturmglocken:
Du hast sie im Stich gelassen
.
    Die Welt draußen erstrahlte in unnatürlich leuchtenden Farben. Der Himmel war so blau wie eine Gasflamme, und der Teppich aus Herbstlaub schien das Licht nicht nur zu reflektieren, sondern selbst zu verströmen – satte Gold-, Gelb- und Rottöne. Ein Schatten fiel auf Cardinal, als der Rauch, der einmal seine Frau gewesen war, die Sonne verdunkelte.
    »Mr. Cardinal, ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern …«
    Meredith Moore reichte ihm ihre kleine, trockene Hand. Sie war eine winzige Frau, so dehydriert, dass sie aussah, als müsste man sie in Wasser legen, damit sie ihre natürliche Gestalt wieder erhielt.
    »Catherine und ich waren Kolleginnen …«
    »Ja, Mrs. Moore. Wir sind uns im Lauf der Jahre mehrmals begegnet.« Mrs. Moore hatte Catherine in einen schmutzigen Grabenkrieg um die Leitung der Kunstfakultät verwickelt. Sie war sich nicht zu schade gewesen, Catherines Krankheit als Hinderungsgrund für ihre Nominierung anzuführen, und am Ende hatte sie den Sieg davongetragen.
    »Catherine wird uns sehr fehlen«, sagte sie. »Sie war ja so beliebt bei den Studenten«, fügte sie in einem Ton hinzu, der keinen Zweifel daran ließ, was sie von der Meinung der Studenten

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