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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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für einen Kampf gefunden. Nicht die geringste Spur. Ich habe das Dach selbst überprüft. Kein Blut, keine Kratzspuren, nichts zerbrochen, nichts beschädigt. Die Kollegen von der Spurensicherung und der Gerichtsmediziner haben bestätigt, dass die Position ihres Körpers auf dem Boden durchaus auf einen Sturz schließen lässt.«
    »Auf einen Sturz
schließen
lässt. Was bedeutet, dass sie auch
gestoßen
worden sein könnte.«
    »Die Autopsie hat aber auch nichts anderes ergeben. Allesdeutet auf Selbstmord hin. Nichts legt einen anderen Schluss nahe.«
    »Ich will wissen, wer mir diese Karte geschickt hat, Lise. Wirst du mir helfen, oder nicht?«
    »Ich kann nicht. Als der Bericht des Pathologen kam, hat Chouinard die Akte geschlossen. Wenn wir keinen Fall haben, dann gibt es dafür auch kein
Aktenzeichen
. Was soll ich den Leuten sagen? Wir reden hier über meinen
Job

    »Also gut«, sagte Cardinal. »Vergiss, dass ich gefragt habe.« Er stand auf und nahm seine Jacke vom Sessel. Vor dem Fenster knöpfte er die Jacke zu. Der Himmel war immer noch von einem unwirklichen Blau, und das Herbstlaub bildete ein Federbett in Ocker und Gold.
    »John, niemand möchte glauben, dass der Mensch, den man geliebt hat, sich das Leben genommen hat.«
    »Du hast eine Stelle übersehen«, sagte Cardinal und zeigte auf einen Schmutzrest am Fenster. Zwei kleine Mädchen spielten im Garten nebenan in einem Laubhaufen, rollten darin herum wie Hundewelpen.
    »Du musst das nicht tun. Du musst nicht nach einem Schuldigen suchen. Es ist nicht deine Schuld, dass sie tot ist.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Cardinal. »Aber vielleicht ist es auch nicht Catherines Schuld.«

7
     
    A ls Delorme am nächsten Morgen an ihrem Schreibtisch saß, ging ihr Cardinal einfach nicht aus dem Kopf. Sie musste einen Stapel Berichte schreiben, mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung und Einbruch bearbeiten und sich auf einen Prozess gegen einen Vergewaltiger vorbereiten, der für die kommende Woche anberaumt war. Ihr wichtigster Zeuge war dabei, kalte Füße zu bekommen, und der ganze Fall drohte zu platzen.
    Und dann kam Detective Sergeant Chouinard und halste ihr einen neuen Fall auf. »Sie werden einen Anruf aus Toronto erhalten, aus der Abteilung für Sexualdelikte«, sagte er. »Sieht so aus, als hätten die was für uns.«
    »Wieso sollten die in Toronto was für Algonquin Bay haben?«
    »Offenbar beneiden sie uns um unseren weltweit guten Ruf. Aber Sie brauchen sich nicht bei mir zu bedanken. Die Sache wird Ihnen nicht gefallen.«
    Der Anruf kam eine halbe Stunde später. Am Apparat war ein Sergeant Leo Dukovsky, der behauptete, sich von einer Konferenz über Spurensicherungsmethoden vor einigen Jahren in Ottawa an Delorme zu erinnern. Er hatte einen Vortrag über Computer gehalten, Delorme hatte an einer Diskussionsrunde über Buchprüfung teilgenommen.
    »Buchprüfung?«, sagte Delorme. »Das ist mindestens zehn Jahre her. Ich muss meine Sache ja ziemlich schlecht gemacht haben, dass Sie sich nach so langer Zeit noch an mich erinnern.«
    »Ganz und gar nicht. Ich erinnere mich an eine sehr attraktive Französin mit …«
    »Frankokanadierin«, korrigierte ihn Delorme. Sie hatte nichts dagegen, dass man ihr schmeichelte, aber es gab gewisse Grenzen.
    Sergeant Dukovsky ließ sich nicht beirren. »– mit einem sehr französischen Namen, die akzentfrei englisch sprach.«
    »Ach? Hatten Sie angenommen, hier gäbe es nur Hinterwäldler? Die alle wie Jean Chrétien reden?«
    »Auch ein Zug an Ihnen, an den ich mich erinnere. Leicht reizbar.«
    »Vielleicht sind Sie einfach jemand, der gern provoziert. Ist Ihnen das schon mal in den Sinn gekommen?«
    »Sehen Sie? Genau wegen solcher Bemerkungen bleiben Sie einem Mann in Erinnerung«, sagte Dukovsky, »wenn er gerade einen richtig unangenehmen Job zu vergeben hat. Andererseits kann es durchaus sein, dass der Fall Ihnen am Ende sogar gefällt. Es wird eine ziemliche Plackerei werden, aber die Belohnung – falls es eine gibt – wird richtig gut sein. Wir beobachten schon seit einer ganzen Weile im Internet eine Webseite mit Kinderpornographie. Ein ganz bestimmtes kleines Mädchen taucht immer wieder auf. Sie war etwa sieben, als sie uns zum ersten Mal aufgefallen ist. Wir nehmen an, dass sie inzwischen so dreizehn, vierzehn ist.«
    »Sie taucht in unterschiedlichen Szenarien auf? Mit unterschiedlichen Männern?«
    »Nein, es ist immer derselbe Kerl. Natürlich achtet er darauf, dass sein Gesicht nie

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