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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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an.«
    »Da ist ein kleines Wasserflugzeug. Man kann einen Teil der Kennung entziffern: C-G-K.«
    »Genau. Das ist eine Cessna Skylane, und das komplette Kennzeichen lautet CGKMC. Wir haben ungefähr fünf Minuten gebraucht, um die Buchstaben mit denen sämtlicher in der Gegend um Algonquin Bay registrierten Cessnas abzugleichen. Dabei sind wir auf einen Typen namens Frank Rowley gestoßen. Ich kann Ihnen sogar seine Adresse und Telefonnummer geben. Na, sind Sie jetzt beeindruckt?«
    »Aber das Flugzeug steht nur im Hintergrund. Es gibt doch keinerlei Hinweise auf eine Verbindung zwischen dem Besitzer des Flugzeugs und dem Perversen auf den Fotos, oder?«
    »Nein, aber es ist immerhin ein Anhaltspunkt. Glauben Sie mir, wir werden alles an Sie weiterreichen, was wir reinkriegen. In der Zwischenzeit könnten Sie ja schon mal Ihr logisches franko
kanadisches
Köpfchen anstrengen, sich mit den Fotos beschäftigen und die Möglichkeiten eingrenzen.«
    »Vielleicht könnten wir ein Foto von dem Mädchen veröffentlichen – es so aussehen lassen wie eine Vermisstenmeldung? Wir könnten ihr Bild bei der Post aushängen und hoffen, dass jemand, der sie gesehen hat, sich bei uns meldet. Wir müssen unbedingt so schnell wie möglich etwas unternehmen. Der Mann zerstört das Leben dieses Mädchens.«
    »Das Problem ist nur, dass der Typ das Bild wahrscheinlich eher sieht als das Mädchen selbst. Pädophile sind im Allgemeinen nicht gewalttätig, aber wenn er befürchtet, dass die Kleine ihn für Jahre hinter Gitter bringen könnte, dreht er womöglich durch und bringt sie um.«

9
     
    A m nächsten Morgen kam Kelly in Joggingkleidung in die Küche – schwarze Leggins, altrosa T-Shirt mit einem aufgestickten Elefanten – und nahm sich eine Apfelsine aus dem Korb auf der Anrichte. Catherine hat diese Apfelsinen gekauft, dachte Cardinal. Kauft jemand ein halbes Dutzend Apfelsinen, wenn er vorhat, sich umzubringen?
    Cardinal schenkte seiner Tochter Kaffee ein. »Möchtest du Haferflocken?«
    »Vielleicht, wenn ich zurückkomme. Ich will nicht zu viel Gewicht mit mir rumschleppen. Gott, du siehst fix und fertig aus, Dad.«
    »Das musst ausgerechnet du sagen.« Kellys Augen waren rot und geschwollen. »Hast du überhaupt geschlafen?«
    »Nicht viel. Irgendwie wache ich jede halbe Stunde auf«, sagte sie, während sie Apfelsinenschalenstücke in den Mülleimer fallen ließ. »Ich hab nie gewusst, wie körperlich Gefühle sind. Ich wache nachts mit Wadenkrämpfen auf, und ich fühle mich total erschöpft, obwohl ich überhaupt nichts getan hab. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass sie tot ist. Ich meine, wenn sie jetzt durch die Tür käme, würde ich mich nicht mal wundern.«
    »Ich hab das hier gefunden«, sagte Cardinal. Er hielt ein Foto hoch, das er in einem Album voller loser Bilder gefunden hatte, ein Schwarzweißporträt von Catherine im Alter von etwa achtzehn Jahren, mit schwarzem Rollkragenpullover und großen silbernen Kreolen, der die Launenhaftigkeit der Künstlerin bereits ins Gesicht geschrieben stand.
    Zu Cardinals Verblüffung brach Kelly in Tränen aus. Seine Tochter war die ganze Zeit vergleichsweise gefasst gewesen,vielleicht, um ihm seinen Kummer zu erleichtern, aber jetzt schluchzte sie wie ein Kind. Er legte ihr einen Arm um die Schultern, während sie sich ausweinte.
    »Gott«, sagte sie, nachdem sie sich im Bad das Gesicht gewaschen hatte. »Das hab ich wohl gebraucht.«
    »So sah sie aus, als wir uns kennengelernt haben«, sagte Cardinal. »Für mich war sie die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Eine Frau, der man normalerweise nur im Kino begegnet.«
    »War sie immer so finster?«
    »Nein, überhaupt nicht. Am liebsten hat sie sich über sich selbst amüsiert.«
    »Willst du nicht mit mir joggen?«, fragte sie plötzlich. »Dann geht es uns bestimmt besser.«
    »Ach, ich weiß nicht …«
    »Ach, komm. Du läufst doch noch, oder?«
    »Nicht mehr so oft wie früher …«
    »Komm schon, Dad. Hinterher wird es dir besser gehen. Es wird uns beiden besser gehen.«
     
    Die Madonna Road mündete bald auf den Highway 69, auf dem sie etwa einen halben Kilometer lang auf dem Seitenstreifen weiterlaufen mussten, bis sie nach links in die Water Road einbiegen konnten, die am Trout Lake entlangführte. Es war ein klarer, heller Tag, und in der Luft hing ein scharfer Geruch nach Herbst.
    »Hmm, riechst du das Laub?«, sagte Kelly. »Hier in den Hügeln gibt es alle Farben außer Blau.«
    Kelly war von

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