Eiskalt Entflammt
wieder stärker wurde. „Leider nicht so viel, wie ich gehofft hatte. Sie hat da eine Barriere in ihren Gedanken, durch die ich so schnell nicht durchgekommen bin. So etwas habe ich bislang nur bei euch erlebt. Aber da ist es angenehm, weil es mich schützt. Bei ihr ist es anders. Sehr eigenartig. Ich habe gespürt, dass sie unglaublich ehrgeizig ist. Aber auch sehr einsam, da sich alles nach ihrem Job richtet. Sie war ehrlich bestürzt über Lexingtons Tod. Aber auch Furcht war unterschwellig spürbar. Ihre kühle Art ist Fassade. Irgendwas macht ihr innerlich ganz schön zu schaffen und jagt ihr eine Menge Angst ein.“
Emmet nickte stumm , und sie fragte sich, warum Lexington gerade diese Frau ausgewählt hatte. Da war was faul. Nur was?
5
Scar schlich durch die Nacht und konnte in der Stille nur Lukas lokalisieren. Ansonsten war die Luft rein. „Hier ist alles sauber.“
Lukas bestätigte seinen Eindruck per Mikrofon. „Bei mir auch. Da scheint Miss Parett die Wahrheit gesagt zu haben.“
Das Team hatte die beiden vorgeschickt, um herauszufinden, ob es ein Hinterhalt war. Die Gebäude lagen strategisch gut, Emmet hatte die Daten der alten Halle im Internet gehackt und hatte auch keine Unstimmigkeiten in der Kaufgeschichte feststellen können. Die Lagerhalle war von der einen Seite durch das Wasser des East River geschützt und auf der anderen Seite von einer großen Mauer abgeschirmt. Er lief den gesamten Komplex mehrmals ab, konnte aber keinen Haken finden. Alles schien sauber.
„Ich denke, wir sollten der mysteriösen Zoe eine Chance geben, oder?“ Eigentlich konnte er Lukas nur zustimmen. Trotzdem, da war dieses eigenartige Bauchgefühl. Obwohl er das , seit Lou in sein Leben getreten war , beinahe permanent mit sich rumschleppte. Verdammt. Wo war sein kühler Kopf?
Eine Stunde später fand sich das komplette Team in dem alten Gebäude ein, es herrschte geschäftiges Treiben. Emmet nahm die alten Überwachungs kameras wieder in Betrieb und verschaffte ihnen so zusätzliche Sicherheit. Scar konnte erkennen, dass Lou nervös war. Sie verhielt sich merkwürdig still, als sei sie die ganze Zeit in Gedanken. Seit dem Kontakt mit dieser Parett. Eindeutig. Als sie nach draußen ging, folgte er ihr unauffällig. Am Wasser lagen noch zwei alte Boote, er hielt sich im Schatten und beobachtete, wie sie das Kleinere davon musterte. Der Wind bewegte die Wellen unter der kleinen Barkasse, ließ sie wanken und das alte Holz ächzen. Ein Gewitter zog auf, das verdächtige Grollen war schon nah. Das Wasser zischte und brodelte unter dem Rumpf. Er konnte beobachten, wie sie den Reißverschluss ihrer Jacke hochzog, Anlauf nahm und mit einem beherzten Satz in das Boot sprang. Kurz darauf verschwand sie unter Deck in der Kajüte. Er wartete auf das nächste Donnergrollen und folgte ihr. Der Boden unter seinen Beinen schwankte hin und her, während der Wind kleine Tropfen durch die Nacht peitschte. Ein kleiner Lichtschein trat aus der Koje. Langsam und unbemerkt schlich er sich in die Kajüte. Sie stand mit einer alten Öllampe im Dunkel und sah aus dem alten Bullauge.
„Was kommt dir komisch vor?“ Der bedrohliche Unterton in seiner Stimme war nicht gewollt gewesen, aber er hatte den Eindruck, dass sie etwas verheimlichte.
Erschrocken zuckte sie zusammen und drehte sich um, als er aus dem Schatten heraustrat. Ein fahler Lichtschein fiel auf ihr Gesicht , und sein Magen zog sich sehnsüchtig zusammen . Sie fand die Beherrschung schnell wieder und nahm einen kühlen und unbeteiligten Gesichtsausdruck an. Da war sie, die unnahbare Eisprinzessin. Auch das mochte er an ihr, seit er sie das erste Mal gesehen hatte.
„Was zur Hölle meinst du?“ Ihre Stimme klang wütend. Die ganze Sache war verfahren, einfach lästig. Die Anziehung war nicht geringer geworden, sondern größer.
Aber ihre Antwort gefiel ihm nicht , und er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. „Du weißt verdammt gut, wovon ich spreche.“
Sie reckte ihr Kinn in die Höhe. „Willst du mich einschüchtern?“
Ja, zur Not auch das, wenn es deinem Schutz dient. Er konnte sich an ihren Geschmack erinnern, und an jede Berührung, die Bilder schlichen in seine Gedanken. Eindeutige Erinnerungen.
„Hör auf damit.“ Kleine Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn. Etwas schien ihr wirklich zuzusetzen, er taxierte sie lange.
„Du weißt , wovon ich spreche “, sagte sie . „ Ich fühle genau, was du denkst.“
Was? War das möglich?
Die
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