Eiskalt in Nippes
habe mich jetzt intensiv mit den versifften Klamotten beschäftigt. Nichts, aber auch gar nichts, noch nicht mal die Größenschildchen, du weißt, was ich meine.“
„Wie, die Wäscheetiketten sind alle ausgetrennt?“, fragte Westhoven ungläubig.
„Ja Paul, der Mörder hat wohl an alles gedacht und sogar alle Etiketten ausgetrennt.“
„Und in den Taschen, hast du darin auch nichts gefunden?“
„Die waren auch leer, ich habe wirklich alles auf Links gedreht.“
„Tja, wäre ja auch zu schön gewesen. Hast du denn schon den Rückruf vom Grundbuchamt bekommen?“, wollte Westhoven wissen.
„Nein, aber ich werde dort jetzt noch einmal anrufen.“
„Gut, Heinz, mach das.“
Westhoven wählte die Rufnummer der Stadt Köln. Der Mitarbeiterin des Servicecenters erklärte er, dass er mit dem zentralen Einwohnermeldeamt verbunden werden wollte. Nach einem freundlichen „Ich verbinde“ hörte Westhoven ein Freizeichen und sah in seinem Display dieDurchwahl, die er sogleich auf seine Unterlage kritzelte.
„Stadt Köln, Einwohnermeldeamt, Doberdan.“
„Tag Frau Doberdan, mein Name ist Westhoven von der Kripo in Köln. Können Sie in Ihrem System auch bis, sagen wir mal, ca. 20 bis 25 Jahre zurück feststellen, wer unter welcher Adresse gewohnt hat?“, wollte er wissen.
„Die Frage kann ich gar nicht beantworten, so ein Anliegen hatte ich bisher noch nicht. Aber wir können es gern mal versuchen. Um welche Anschrift handelt es sich denn?“
Westhoven nannte ihr die Adresse und einen Moment später bekam er schon eine Antwort:
„Reicht rückwirkend bis 1980?“, fragte Frau Schmitz.
„Ginge es denn noch weiter?“, bohrte Westhoven nach.
„Dann müsste ich ins Archiv, aber machbar wäre das.“
„Vielleicht komme ich später darauf zurück. Wie lang ist denn die Liste, die Sie jetzt recherchiert haben?“
„Na, das sind schon ein paar Seiten. Soll ich Ihnen die faxen?“
„Können Sie mir die Seiten auch zumailen?“
„Von dem alten System aus kann ich nur ausdrucken“, sagte sie fast entschuldigend.
„Dann faxen sie es mir bitte zu. Meine Faxnummer ist 229 für das Präsidium, dann eine 24 für Fax und dann meine Durchwahl. Die Seiten werden dann auf meinem Rechner angezeigt“, bat er sie.
„Mach ich gern. Und wie gesagt, wenn die Daten nicht ausreichen, können Sie selbstverständlich noch mal anrufen.“
„Vielen Dank, Frau Doberdan“, beendete Westhoven das Gespräch.
Er legte den Hörer zurück auf den Apparat, nahm seine leere Kaffeetasse und ging in Richtung Teeküche. Durch die offene Bürotür sah er Gerber am Schreibtisch sitzen. Er nutzte die Gelegenheit um nachzufragen, wie weit er mit der Freigabe des Fotos war. Paul Westhoven wollte unbedingt, dass das Foto des Toten noch heute veröffentlicht würde. In Minutenschnelle würden die Internetredaktionen üblicherweise das Bild sofort auf ihrer Seite einstellen und am nächsten Tag könnten auch die Zeitungsleser das Bild sehen.
„Jochen, wie sieht es aus? Hast du den Beschluss?“
„Kommt gleich vorab per Fax“, antwortete er und zeigte ihm den Entwurf eines Fahndungsplakats: „Was hältst du davon?“
„Kann genau so raus. Druck es bitte 200 Mal aus, ich frage mal Arndt, ob wir für die Verteilung Unterstützung von anderen Dienststellen bekommen. Jetzt ist Beinarbeit, nämlich ‚Klinkenputzen‘ angesagt. Ich will, dass alle Mieter im Haus, alle Nachbarn und Geschäfte rund um den Wilhelmplatz befragt werden. Das Plakat soll flächendeckend in Nippes aufgehängt werden. Wir brauchen dringend Hinweise aus der Bevölkerung.“
Westhoven wartete die Antwort „Alles klar, Paul“ nicht ab und war bereits den Gang hinunter geeilt, um sich seinen Kaffee zu holen.
Auf dem Rückweg in sein Büro suchte er noch Arndt Siebert auf, um bei ihm Unterstützungskräfte anzufordern.
Arndt Siebert telefonierte mit der Direktionsführungsstelle, und von dort wurde ihm zugesichert, dass vier Beamte bis 12 Uhr beim KK 11 eintreffen würden.
Westhoven saß auf seinem Drehstuhl, blickte Richtung Kölner Dom und trank seinen Kaffee.
Nach dieser Kreativpause, wie er es nannte, legte er die Akten für den neuen Fall an und heftete die bisherigen Ermittlungsergebnisse ab. Da es sich um ein Delikt innerhalb Kölns handelte, brauchte er nur drei Aktenexemplare anzulegen. Die drei Ordner für die Tatortaufnahme würde Gerber übernehmen.
Eigentlich hätte Westhoven seinen Kollegen Gerber gerne gänzlich mit der Aktenführung
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