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Eiskalt in Nippes

Eiskalt in Nippes

Titel: Eiskalt in Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hatterscheidt , Ludwig Kroner
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beauftragt, aber der war ja planmäßig ab Freitag nicht mehr in seinem Team. Und was er von dem neuen Kollegen aus Hamburg erwarten konnte, wusste er noch nicht. Da die bisherigen Ermittlungsergebnisse sehr bescheiden waren, entschied er sich kurzerhand, bis auf Weiteres die Aktenführung selbst zu übernehmen. Zum aktuellen Zeitpunkt bei seinem Chef um einen Aktenführer anzufragen, erschien ihm noch verfrüht.

NEUN
    Westhoven und sein Team saßen schon gemeinsam im Besprechungsraum und teilten auf der Karte Nippes in kleine Sektoren auf, die sie den einzelnen Teams zuweisen wollten, als die Unterstützungskräfte eintrafen. Die letzte Kollegin kam verspätet um 12.15 Uhr zur Besprechung und entschuldigte sich, sie habe noch einen nervigen Zeugen in einem Ladendiebstahlsdelikt vernehmen müssen.
    Westhoven begrüßte die vier zugeordneten Kräfte und wies sie in den Fall ein. Um die Motivation für diese an und für sich öde Arbeit zu fördern, bedankte er sich erst einmal für die Unterstützung und unterstrich die Wichtigkeit der Plakataktion:
    „Kollege Gerber hat die entsprechenden Straßen in einem Kartenausschnitt markiert. Es ist absolut notwendig, dass ihr an jedem Haus klingelt und die Bewohner befragt und in jedes Geschäft geht und dort fragt, ob jemand unseren Toten kannte. Notiert bitte jeden noch so kleinen Hinweis und schreibt darüber einen Vermerk für uns. Auch wo ihr jemanden angetroffen habt, müsst ihr unbedingt festhalten. Es wäre nur zu peinlich, wenn wir bei einem Zeugen mehrmals auftauchen würden.
    Und ganz wichtig für das Team auf der Neusser und Kempener Straße: Hängt auf jeden Fall auch ein Fahndungsplakat ans schwarze Brett in den Altenheimen. Wir wissen schließlich nicht, wie lange unser Opfer schon tot ist. Unsere Vermutung ist zwar lang, aber wir wissen es nicht genau. Außerdem wollen wir nichts unversucht lassen. Noch Fragen?“, beendete Westhoven seine Einweisung.
    „Was sollen wir machen, wenn jemand interessante Hinweise geben kann?“, fragte die junge Beamtin, die eben zu spät kam.
    „Na, was schon, Kollegin? Dann spulst du die Zeugenbelehrung ab und vernimmst“, antwortete Westhoven.
    „Sollen wir dann mit der Person hier zum KK 11 kommen und hier vernehmen?“, fragte die junge Beamtin nach.
    „Kollegin, entscheidet das im Team. Mir ist egal, wo ihr das macht. Hauptsache, ihr schreibt es auf. Ihr könnt die Vernehmung auf Band aufnehmen und später abtippen lassen, ihr könnt auch zur Polizeiwache nach Nippes fahren, sucht Euch was Passendes aus“, stellte Westhoven klar.

ZEHN
    Erna Schmitz hatte ihren Mittagsschlaf beendet. Sie freute sich auf den heutigen Abend. Einmal im Monat traf sie sich mit ihrem „Mädchenstammtisch“ um 17.30 Uhr im „Goldenen Kappes“ in Nippes. In Nippes war sie aufgewachsen, hier hatte sie die Schule besucht und in der Drogerie Ecke Wilhelmstraße / Neusser Straße eine Lehre gemacht. Als diese in den siebziger Jahren schloss, hatte sie eine Stelle als Sekretärin angenommen. Als mit 71 Jahren ihre Beine nicht mehr so wollten, musste sie ihre Wohnung in der Wilhelmstraße aufgeben, da sie die Treppen bis in die dritte Etage nicht mehr bewältigen konnte. An der Wohnung hatte sie gehangen. Ihre ganze Ehezeit mit ihrem verstorbenen Hermann, der als Posthauptsekretär in der früheren Post am Wilhelmplatz gearbeitet hatte, hatte sie hier gewohnt. Ihre Tochter wollte, dass sie zu ihr ins Haus zog, aber Erna Schmitz wollte ihre Selbständigkeit nicht aufgeben und suchte sich eine behinderten- und seniorengerechte Wohnung in einem Seniorenstift in der Nähe des Hauses ihrer Tochter. Hier an der Sieg war so etwas noch bezahlbar. So war Erna Schmitz von Nippes an die Sieg gekommen.
    Nun machte sie sich zurecht, zog ihr graues Kostüm an und ließ sich vom Fahrdienst des Stifts zum Bahnhof bringen. Von hier aus konnte sie mit der S-Bahn direkt nach Köln fahren.
    An der Haltestelle Nippes würde wie immer das Taxi auf sie warten, um sie zum „Goldenen Kappes“ zu bringen.
    Als sie in dem Nippeser Traditionslokal ankam, saßen an dem großen runden Tisch im hinteren Teil des Raums schon fünf sich munter unterhaltende ältere Damen: Der „Mädchenstammtisch Nippes“. Während des lebhaften Beisammenseins und aufgrund des einen oder anderen Früh-Kölschs musste Erna Schmitz zwischendurch mal aufs Örtchen.
    Als sie an der Eingangstür vorbeikam, nahm sie das an der Innenseite hängende, rot eingerahmte DIN A4 Fahndungsplakat zwar

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