Eiskalt in Nippes
habe Leiche gefunden.“ „Was haben Sie gefunden?“, fragte der Beamte der Leitstelle im Polizeipräsidium Köln-Kalk, der den Notruf angenommen hatte.
„Einen toten Mann in einer Truhe. Sie müssen kommen!“ Seine Stimme überschlug sich fast. Ihr Klang ließ den Beamten aufhorchen, das hier war Ernst. Der Mann am anderen Ende der Leitung war psychisch am Ende.
„Beruhigen Sie sich bitte. Wo sind Sie?“ Der Beamte war darauf geschult, so viele Informationen wie möglich zu bekommen.
„Ich bin in Nippes, Viersener Straße, direkt am Markt“, stammelte Piontek und drückte hierbei das Gespräch vor lauter Anspannung weg.
Der Beamte der Leitstelle aktivierte die Nummer des Anrufers aus dem Speicher und wählte die Nummer von Piontek.
„Ja, hallo?“
„Herr Piontek, hier ist noch mal die Polizei. Stehen Sie am Wilhelmplatz?“, der Beamte hatte im Hintergrund die Geräusche des Marktplatzes gehört.
„Ja, genau, ich warte am Auto, ein roter VW Caddy.“
„Okay, ich schicke Ihnen einen Streifenwagen. Machen Sie sich meinen Kollegen bemerkbar, winken Sie, damit die Sie direkt finden.“ Der Beamte notierte die bisherigen Informationen ins Einsatzprotokoll und speicherte diese. Für weitere Maßnahmen sah er noch keinen Anlass. Dafür waren die Informationen bislang viel zu dürftig. Es könnte sich genauso gut um eine
ganz normale
Leiche handeln.
Wenige Minuten später erreichten Polizeikommissarin (PKin) Pesch und Kommissarsanwärterin (KAin) Grüner die Viersener Straße am Wilhelmplatz. Als sie von der Christinastraße in die Viersener Straße einbogen, sprang Tadeusz Piontek mit hochgerissenen Armen auf die Fahrbahn. PKin Pesch betätigte die Lichthupe und hielt neben dem roten Caddy an.
“Wir parken nur eben den Streifenwagen dort vorne und kommen dann sofort“, rief sie ihm durch das halb geöffnete Fenster zu. Beim Aussteigen griff sie routinemäßig noch nach ihrer großen Maglite und verschloss dann den Wagen.
„Guten Morgen, Herr …?“, begrüßte PKin Pesch ihn.
„Piontek, Tadeusz Piontek. Kommen Sie, ich muss Ihnen etwas zeigen“,sprudelte er sofort los, „ich zeige Ihnen Weg“, und ging sofort schnurstracks Richtung Haustür. Die beiden Beamtinnen folgten ihm. Die Haustür stand sperrangelweit offen. Piontek hatte sie mit einem Holzkeil fixiert. Die Flurwände waren gelb gefliest. Der obere Rand schloss mit einer schwarzen Bordüre ab. Der Rest der Wand und die Decke waren einmal weiß gestrichen. Auf der rechten Wand hingen drei Briefkästen, deren Türen verbogen in den Angeln hingen, sie waren vielfach mit Namen überklebt.
Sie gingen durch den Hausflur zum Kellerabgang. Die Kellerbeleuchtung war noch eingeschaltet. die dunkelrot gestrichene Holztreppe war in die Jahre gekommen und schien jeden Moment einzustürzen. Unter dem Gewicht der drei ächzten die Stufen.
Piontek hielt einen Moment inne und zeigte dann in Richtung Mauer. „Da, da ist die Truhe“, sagte er mit in der Aufregung nach oben kippender Stimme. Diese Stimme passte so gar nicht zu dem drahtigen Typen mit den vielen Tätowierungen, ging es PKin Pesch durch den Kopf.
Sie drückte den Knopf der Maglite, und ein heller Lichtschein erhellte den staubigen, spinnwebenverklebten Raum unter der Kellertreppe.
Sechs Augen starrten auf die verstaubte Truhe, von der ein unüberhörbares Surren ausging. Piontek blieb zurück, während sich PKin Pesch ihre Lederhandschuhe anzog und sich zusammen mit KAin Grüner durch die Mauerlücke der Truhe näherte. Sie gab ihrer Kollegin die Taschenlampe.
Vorsichtig hob sie den Deckel der Truhe an und öffnete sie dann entschlossen. Kälteschwaden entwichen, die 5-Watt-Glühbirne der Innenbeleuchtung flackerte.
Die Blicke der jungen Beamtinnen fielen auf die vereiste Leiche in der Truhe. KAin Grüner, die heute ihren ersten Toten sah, fiel vor Schreck die Taschenlampe auf den Boden. PKin Pesch schloss ruckartig den Deckel. Mit einem dumpfen Geräusch knallte dieser auf den Rand der Truhe, die dicke Staubschicht wirbelte auf. An Atmen war hier nicht mehr zu denken.
Die Beamtinnen traten hustend zurück in den Kellerraum und gingen zum Treppenaufgang. PKin Pesch legte die Handschuhe auf die Kellertreppe, zog ihr Diensthandy aus der Hemdtasche und rief die Leitstelle an.
ZWEI
24 Stunden vorher in der Toskana:
„Paul. Paul, wach auf“, rief Anne Westhoven, geb. Stern, und rüttelte an seiner Schulter. Anne wusste nicht, was Paul geträumt hatte, aber sie sah, dass er sich
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