Eiskalt in Nippes
jetzt mehr denn je.“
„Lass mich einfach, du hast gefragt und jetzt hast du deine Antwort“, beendete sie abrupt das Telefonat.
Dember saß noch einige Zeit wie paralysiert an seinem Schreibtisch und schaute geistesabwesend aus dem Fenster, bevor er seine Tasche packte, das Büro abschloss und sein Auto aus dem Parkhaus holte. Auf der Fahrt nach Hause konnte er sich nicht auf den Verkehr konzentrieren. Unzählige Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er nach Hause fuhr. Dass er zweimal fast einen Unfall verursachte, bemerkte er nicht einmal.
ACHT
Am nächsten Morgen kam Arndt Siebert zur allmorgendlichen Besprechung hinzu. Westhoven zuckte mit den Schultern, als er den aktuellen Stand wissen wollte: „Leider wissen wir noch wenig, Chef. Wir nehmen heute Morgen erst einmal die Kleidung des Toten unter die Lupe. Die sieht nämlich nicht so aus, als wenn die aus diesem Jahrhundert stammt.“
„Was meinst du damit?“, runzelte der Kommissariatsleiter die Stirn.
„Die Klamotten erinnern mich stark an die 80er Jahre. So ein richtiger Yuppie-Look. Die Zeitannahme könnte außerdem hinkommen, denn die Truhe ist ja auch mindestens 25 Jahre alt. Aber ob meine Vermutung richtig ist, müssen wir noch klären.“
„Heinz“, verteilte Westhoven den ersten Auftrag, „du kümmerst dich gleich darum. Lass dir von Drees zeigen, wo die Klamotten sind. Er hat sie zum Trocknen in den Trockenraum gehängt. Vielleicht findest du einen Hinweis, ein Etikett, einen Zettel oder sonst was. Und frag ihn nach dem Ergebnis der Fingerabdrücke.“
Dember nickte zustimmend: „Mach ich, außerdem erwarte ich heute noch den Rückruf vom Grundbuchamt.“
„Jochen, wie sieht es mit einem Foto aus, wir sollten so schnell wie möglich mit einem Bild des Toten an die Öffentlichkeit gehen, erst einmal nur lokal. Alle hiesigen Zeitungen und die Fernsehlokalredaktionen müssen mit Bildern versorgt werden. Vielleicht erkennt ihn jemand. Kümmere dich bitte darum und hol dir die entsprechende staatsanwaltliche Anordnung bei Asmus.“
Gerber nickte: „Habe ich mir schon gedacht, ein passendes Foto habe ich schon als Datei auf meinem Rechner. Ich ruf dann gleich mal bei unserem Staatsanwalt an, und der Pressestelle sage ich, dass noch etwas kommt.“
Gerber und Dember waren schon unterwegs und längst nicht mehr im Büro, als Doris Weber anrief. Westhoven nahm gerade die Ausdrucke aus dem Einwohnermelderegister in Augenschein, die Dember ihm auf den Tisch gelegt hatte.
„Hallo, Frau Dr. Weber“, begrüßte er sie freundlich, als er ihre Telefonnummer im Display sah.
„Hallo, Herr Westhoven. Ich komme gleich zur Sache, aber das sind nur erste Ergebnisse“, betonte sie. „Der Tote ist, wie ich bereits angenommen hatte, ungefähr 35 – 40 Jahre alt geworden. So wird es im Gutachten der radiologischen Untersuchung stehen. Aber was viel interessanter ist, ist die Hemi-Endo-Prothese.“
„Die was?“, fragte Westhoven. Auch wenn er neben der anfallenden Mordkommissionsarbeit auch sog. Ärzteverfahren bearbeitete, war ihm diese Bezeichnung gerade nicht geläufig.
„Ich sage es mit einem einfachen Wort auf Deutsch: Er hatte eine Hüftgelenksprothese, ein sogenanntes künstliches Hüftgelenk.“
„Bringt uns diese Information weiter? Soweit mir bekannt ist, werden jedes Jahr in Deutschland tausende Leute an der Hüfte operiert. Und unser Mann liegt bestimmt schon sehr lange in der Truhe“, sagte Westhoven wenig begeistert.
„Herr Westhoven, was Sie offensichtlich nicht wissen: Jedes künstliche Gelenk hat eine Seriennummer.“
Bevor sie weiterreden konnte, fiel er ihr ins Wort: „Das heißt, man kann feststellen, wo das Hemi-Dingsda-Teil eingesetzt wurde?“
„Hemi-Endo-Prothese. Ja, das müsste festzustellen sein. Ich melde mich wieder.“
Westhoven sah endlich einen Lichtblick, es gab eine Möglichkeit die Identität des Toten zu klären. Das wäre sprichwörtlich die halbe Miete, dann könnte er mit seinem Team gezielter ermitteln. „Ach, Frau Dr. Weber, was ist mit dem Zahnstatus?“
„Ist in Arbeit, er kommt gleich per Fax rüber. Die Abfrage bei den Zahnärzten läuft. Bis bald.“
Westhoven prüfte weiter die Meldedaten. Nach diesen Unterlagen war es für ihn aber unmöglich festzustellen, wie viele Leute in dem Haus gewohnt haben. Eine weitere Recherche bei der Stadt Köln war unumgänglich.
Mittlerweile war es kurz nach 10.00 Uhr, als Dember mit wenig guten Nachrichten Westhovens Büro betrat.
„Mist, ich
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