Eiskalt in Nippes
Daneben lagen einige Briefumschläge, die an das Geburtstagskind Erna gerichtet waren.
„Hast du was gefunden, Heinz?“, wollte Gerber wissen, als dieser gerade dabei war, die Jacken und Mäntel an der Garderobe zu durchsuchen. Dember schüttelte den Kopf.
„Mach dir bitte eine Notiz, dass du noch für den Anschluss hier die Verbindungsdaten benötigst und Staatsanwalt Asmus die entsprechende Anforderung mailst“, wies Gerber ihn an.
„Jetzt werde nicht noch mein Babysitter. Ich weiß selbst, was zu machen ist“, gab Dember zur Antwort. Den nächsten Satz grummelte er unverständlich vor sich hin.
Sie gingen wieder zurück zur Verwaltung zu Frau Magliaso.
„Der Chef ist schon hinten, gehen Sie einfach durch.“ Hierbei wies sie auf die Tür am anderen Ende ihres Büros. Rechts neben der Tür befandsich ein kleines Schild mit der Aufschrift: „Klaus Nußscher - Leitung“
„Hier, meine Herren“, hielt er ihnen beim Eintreten einen Computerausdruck hin.
„Das ist die Erreichbarkeit von Frau Meierbrink. Es kann sein, dass sie zurzeit im Urlaub ist. Sie erwähnte so etwas zuletzt einmal. Also keine Gewähr, dass Sie sie erreichen. Kann ich sonst noch was für Sie tun?“
„Vielen Dank dafür. Es wäre für uns wichtig, wenn das Apartment von Frau Schmitz bis auf Weiteres nicht betreten wird. Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen und können eigentlich noch nichts abschätzen“, sagte Gerber.
„Das ist kein Problem, ich werde veranlassen, dass niemand das Apartment betritt. Sie können sich darauf verlassen, meine Herren.“
Die beiden Ermittler verabschiedeten sich, stiegen wieder in den Smart und fuhren zurück nach Köln zum Präsidium.
Als Gerber den Motor ausmachte, fragte er Dember: „Was ist? Immer noch sauer?“
„Tut mir leid, aber die Fahrt in dieser rollenden Konservenbüchse durch halb NRW ist ja nicht gerade dafür geeignet, die Stimmung zu verbessern“, brachte er grummelnd über die Lippen und legte dabei eine finstere Miene auf.
„Schwamm drüber. Gehst du mit essen?“
„Klar, dachte schon, du fragst nie. Mir hängt der Magen schon auf den Knien.“
Eine weitere halbe Stunde später und von einem Döner gesättigt, saßen sie bei Paul Westhoven im Büro und berichteten.
„Na, zumindest besteht wohl kein begründeter Zweifel mehr, dass Erna Schmitz tot ist“, sagte Westhoven. Dember und Gerber nickten zustimmend.
„Kümmert euch bitte darum, dass ihr die Tochter ausfindig macht. Sie muss dringend vernommen werden. Vielleicht weiß sie etwas. Und was ist eigentlich mit der Auskunft aus dem Grundbuch?“, schaute er Dember an.
„Ich ruf jetzt gleich noch mal da an. Um halb vier wird ja wohl noch jemand da sein.“
„Und ich kümmere mich um Frau Meierbrink. Dürfte ja nicht allzu schwierig sein“, bot sich Gerber an. „Außerdem ruf ich mal beim Verkehrskommissariat an, ob es schon was Neues gibt.“ Westhoven blickte auf seine Armbanduhr: „Und um 17.00 Uhr treffen wir uns noch mal bei mir und tauschen uns aus“, beendete er die Besprechung.
VIERZEHN
Er war nach dem Anschlag auf Erna Schmitz in seiner schwarzen BMW-Limousine nach Hause gefahren. Die ganze Fahrt hatte er darauf geachtet, dass er nirgendwo auffiel. Einmal, als er auf der Straße einen blau-weißen Streifenwagen der Polizei sah, war er schnell abgebogen. Als er ankam, fuhr er den Wagen in die hintere Garage, die von der Straße aus nicht einsehbar war, und stellte ihn mit der Front voran in die Garage. Zunächst hatte er daran gedacht, sein Auto als gestohlen zu melden, aber er hatte in keiner der Tageszeitungen einen Hinweis auf sein Auto gefunden. Deshalb war ihm diese Idee zu unsicher geworden. Sicher würde die Polizei bei der Anzeigenerstattung Verdacht schöpfen, denn immerhin war sein Grundstück videoüberwacht. Noch dazu die freilaufenden Gänse, die als Alarmanlage besser waren, als jeder Wachhund. Sobald sich eine unbekannte Person dem Grundstück näherte, reagierten die aufmerksamen Tiere sofort mit lautem Geschnatter, Droh- und Flügelgebärden. Schon im vierten Jahrhundert vor Christus hatten im alten Rom Gänse vor dem Überfall der Gallier gewarnt. So hatte er es einmal in der Schule gelernt und sich daraufhin später auch Gänse angeschafft.
Nein, auf keinen Fall wollte er die Polizei von sich aus auf sich aufmerksam machen.
Aufgrund des schönen Frühlingswetters stieg er eben auf seinen Firmen-Zweitwagen, einen nagelneuen BMW Cabrio X6 um. Schlappe 100.000 € hatte
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