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Eiskalt in Nippes

Eiskalt in Nippes

Titel: Eiskalt in Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hatterscheidt , Ludwig Kroner
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sie umwerfend aus.
    Ihren Mantel trug sie über dem Arm. Die blonden Haare hatte sie streng zu einem Pferdeschwanz gebunden, was das Gesicht mit den rot geschminkten Lippen betonte. Am Tisch begrüßte sie die anderen mit einem einfachen „Hallo“.
    Westhoven winkte direkt dem Köbes 16 zu, um für sie ein Kölsch zu bestellen. Als der an den Tisch trat, bestellte sie sich jedoch ein Mineralwasser und schwindelte, dass ihr Magen im Augenblick Bier nicht vertragen würde. Heinz Dember war sofort klar, warum Doris Weber im Augenblick keinen Alkohol trank. Der Köbes hatte hierzu nur den üblichen Kommentar:
    „Hätten Se dat Wasser jerne mit Handtuch und Seife?“ 17
    „Herr Gerber, wie ich gehört habe, verlassen Sie Köln, um in den hohen Norden zu gehen. Wie kommen Sie ausgerechnet auf Hamburg?“, fragte Doris Weber.
    Gerber erzählte, zwischendurch am Kölschglas nippend, warum er diesen Schritt machte. Ihm war anzumerken, dass ihn die Situation bedrückte. Einerseits liebte er seine Arbeit in Köln sehr, andererseits kamen für ihn seine Eltern an erster Stelle.
    „Hut ab, Herr Gerber. Ihre Eltern können stolz auf Sie sein“, meinte Doris Weber.
    „Alle Achtung“, lobte Anne Westhoven, die bisher den Grund auch nicht kannte. „Ich wünsche dir viel Glück in Hamburg. Und lass mal von dir hören. Es wäre schade, wenn es ist, wie es immer ist. Du weißt schon: aus den Augen - aus dem Sinn.“
    „Mensch Jochen, das habe ich ja gar nicht gewusst. Jetzt wird mir so einiges klar“, schaltete sich Dember ein, der mittlerweile das neunte Kölsch in sich reingekippt hatte.
    „Jochen, du warst immer ein guter Kollege, fast schon ein Freund für mich. Auf dich war immer Verlass“, schlug Westhoven Gerber mit der flachen Hand mehrmals auf dessen Schulter.
    Der hingegen überspielte seine eigentliche Stimmung mit der Bestellungeiner neuen Runde Kölsch, bzw. einem Mineralwasser für die Rechtsmedizinerin.
    Westhoven winkte noch einmal den Köbes heran, denn langsam machte sich bei allen der Hunger bemerkbar. Der brachte die „Kölsche Fooderkaat 18 “. Paul und Jochen bestellten sich jeder ein „Hämschen“ 19 , Anne entschied sich für „Quallmänner met Stipp“ 20 und Doris Weber einen „Halven Hahn“ 21 , denn sie meinte, sie wolle nur etwas Kleines. Nach längerem Überlegen entschied sich Dember für „Rievkoche mit Appelkompott“ 22 .
    Paul und Anne Westhoven verabschiedeten sich gegen 22.30 Uhr. Sie stiegen ins Taxi und sagten dem Fahrer, dass er sie zur Märchensiedlung bringen sollte. Zuhause angekommen fielen beide tot ins Bett, Anne, weil sie Bier immer müde machte und bei Paul kam noch der harte Arbeitstag hinzu.
    Auch Gerber wollte nicht länger bleiben, und so saßen Heinz Dember und Doris Weber allein am Tisch. Dember war mittlerweile angetrunken. Er konnte seine Augen nicht von Doris abwenden. Ihre Anziehungskraft auf ihn wurde immer größer. Durch etliche Glas Kölsch ermutigt wagte er einen erneuten Vorstoß:
    „Doris, hör mir doch mal zu. Ich kann dich jetzt einfach nicht so gehen lassen. Dauernd muss ich an dich denken. Ich kann mich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren. Lass uns miteinander reden, ganz in Ruhe.“
    „Hör auf, Heinz, du bist betrunken. Es ist schon spät, und ich will jetzt nach Hause fahren. Ich bin müde und kann nicht mehr.“
    Dember legte seine rechte Hand auf ihre linke.
    „Komm, Heinz. Lass gut sein. Was soll das werden? Ich habe dir gesagt, dass…“, aber unerwarteterweise zog sie ihre Hand nicht fort.
    „Doris, ich muss mit dir reden, hör mir doch zu.“
    Doris Weber hatte das Gefühl, nachgeben zu müssen. Irgendwie wirkte Heinz hilflos.
    „Heinz, du nimmst jetzt deine Jacke und wir fahren. Aber nur unter einer Bedingung: wir reden miteinander, und dann fährst du mit dem Taxi nach Hause.“
    Das Gespräch in der Wohnung von Doris Weber dauerte mehrere Stunden. Heinz Dember fuhr in dieser Nacht nicht mit dem Taxi nach Hause.
    16 Jakob (so werden in Köln alle Brauhauskellner genannt)
    17 Hätten Sie das Wasser gerne mit Handtuch und Seife?
    18 Speisekarte
    19 Eisbein
    20 Pellkartoffeln mit Hering
    21 Holländer Käse mit Roggenbrötchen
    22 Kartoffelpuffer mit Apfelmus

SECHZEHN
    Gegen 04.30 Uhr schlug Westhoven die Augen auf. Nach einer ersten Tiefschlafphase kam er einfach nicht mehr zur Ruhe.
    Diese schleppenden Ermittlungen im Schneckentempo nagten an seinem Ego. Der immerwährende Druck bei der Ermittlungsarbeit und die dauernden

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