Eiskalt in Nippes
an Dember wendend stellte sie eine Frage, die ihr schon den ganzen Morgen auf der Seele gebrannt hatte:
„Wenn wir nachher ins Büro kommen, kannst du mir dann einmal eure Raucherecke zeigen? Ich wollte heute Morgen nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Ich gehöre nämlich zu der verfolgten Gattung der Raucher.“
Als Toni Krogmann ihr Eis bezahlen wollte, hob Dember die Hand und sagte, dass sie dieses Mal von ihm eingeladen sei. Das „Ciao“ von Franco, der schon die Bestellungen der nächsten Gäste auf der Terrasse entgegennahm, schallte ihnen hinterher.
Nach wenigen Minuten erreichten sie den Sitz der Immobilienfirma. Eine freundliche, etwas zu stark geschminkte Sekretärin bat sie im Eingangsbereich Platz zu nehmen, da der Chef noch im Gespräch sei.
Sie setzten sich auf die braune Ledercouch.
„Und, wie gefällt dir Köln?“, fragte Dember.
„Köln ist klasse, hier ist es so gemütlich. Trotzdem gibt es noch viele Möglichkeiten. Gut, gegen Hamburg ist Köln Provinz, aber die Leute sind freundlich, man hat gleich den Eindruck, sich schon länger als nur ein paar Tage zu kennen. Das kenne ich so gar nicht. Hamburg ist da ganz anders. Mal sehen, wie es wird“, antwortete sie offen.
„Herr Munewski wäre jetzt frei“, unterbrach die Sekretärin das Gespräch, bevor Dember weiterfragen konnte.
Sie führte die beiden Kriminalbeamten zu einem großräumigen, eindeutig nicht im Behördenstil eingerichteten Büro, welches den Charme eines gemütlichen Wohnzimmers ausstrahlte.
Hier könnte man auch gut und gerne eine Tischtennismeisterschaft durchführen
, war Dembers erster Gedanke.
Nach wenigen Fragen und Antworten war den Ermittlern klar, dassauch diese Spur kalt war, es gab nichts, was zur Klärung der Identität des Toten beitragen konnte. Herr Munewski war erst seit zwei Jahren in der Firma, und der Besitz des Hauses lag länger zurück.
Westhoven hatte schon drei der früheren Besitzer erreicht, aber bei allen dreien hatte er nichts Konkretes in Erfahrung bringen können. Keine der Aussagen verfügte auch nur über den geringsten Ansatzpunkt für seine Ermittlungen. Für alle drei war die Immobilie in der Viersener Straße lediglich ein Spekulationsobjekt gewesen. Zwei der Angerufenen hatten das Haus sogar nie gesehen. Jedes der Gespräche war jedoch mit mehr Zeitaufwand verbunden, als er gedacht hatte und ihm lieb war. Jedes Mal musste er ausführlich erklären, wer er war und welchen Grund der Anruf überhaupt hatte. Mit einer Lila Pause in der Hand wählte er die nächste Telefonnummer. „Ja, bitte?“, fragte eine männliche Stimme.
„Dr. Ramos, Hernandez Ramos?“, fragte Westhoven.
„Darf ich bitte zuerst fragen, wer Sie sind?“ entgegnete der Angerufene.
„Mein Name ist Paul Westhoven, Kriminalpolizei Köln, Mordkommission. Ich ermittele in einem Mordfall. Sind Sie Hernandez Ramos?“
„Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun?“
„Wir haben in einem Ihrer ehemaligen Häuser, genauer gesagt in der Viersener Straße in Köln-Nippes, eine Leiche gefunden. Sie befand sich in einer Tiefkühltruhe, eingemauert hinter einer Wand unter der Kellertreppe. Sie haben vielleicht den Bericht im Stadtanzeiger oder in einer anderen Tageszeitung gelesen.“
„Oh, ich wusste ja gar nicht, dass es sich um dieses Haus handelt. Das Haus habe ich vor knapp 30 Jahren an einen guten Freund verkauft, der ist aber nicht mehr unter uns. Auf dem Bild in der Zeitung habe ich das Haus gar nicht wiedererkannt.“
„Kam Ihnen denn der Mann auf dem Foto irgendwie bekannt vor?“
„Ich müsste mir das Foto noch einmal ansehen. Ich glaube, ich habe die Zeitung noch da, denn ich hebe sie immer eine Woche auf. Das hat sich als praktisch erwiesen.“
Dr. Ramos kramte die Zeitung mit dem Artikel über den Tiefkühltruhen-Mord aus dem Stapel abgelegter Zeitungen und blätterte sie auf. Intensivbetrachtete er das Porträtfoto des Toten. „Nein, der Mann kommt mir nicht bekannt vor, aber wissen Sie, ich habe mir noch nie Gesichter merken können“, sagte er entschuldigend mit einem deutlichen Bedauern in seiner Stimme.
„Wie hieß denn Ihr Freund, der das Haus gekauft hat?“, schaute Westhoven auf seine Liste und wartete auf die Antwort.
„Eugen Blecher“, sagte Dr. Ramos und Westhoven kritzelte ein Kreuz neben den Namen. „Ach, der Eugen. Der hatte ja so viel Pech. Erst stirbt ihm die Frau in jungen Jahren, und er steht mit den Jungs allein da, dann stirbt er selbst viel zu früh. Mir ist
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