Eiskalt in Nippes
noch unterschreiben und so die Richtigkeit des Berichts bestätigen. Auf Wunsch spielte Dember dem Zeugen die Vernehmung noch einmal vor.
Von Dünnwald aus fuhren sie ins angrenzende Leverkusen zum Willy-Brandt-Ring, dort war der Firmensitz einer Immobilienfirma, die das Haus auch einige Zeit im Besitz gehabt hatte. Wie Dember schon erwartet hatte, tendierte die Brauchbarkeit der Aussage des Geschäftsführers gegen Null. Er konnte lediglich bestätigen, dass das Haus in der Viersener Straße vor etlichen Jahren kurz im Besitz gewesen war.
Als das Ermittlerteam um 11.20 Uhr von Leverkusen über die B 8 nach Köln-Mülheim fuhr und die Keupstraße überquerte, erzählte Dember von dem „Mörderhasen“, der an Karneval Ralf Baum im Imbiss Yalla erschossen hatte, und wie sich mehrere Mordfälle an jungenFrauen und der Mord im Imbiss überschnitten hatten 25 . Besonders die spektakuläre Festnahme des Täters durch Paul Westhoven schien Toni Krogmann zu imponieren.
„Ganz schön sportlich, unser Kommissionsleiter. Er liefert dem Täter quer durch die Stadt ein Rennen und schafft es dann noch, den Kerl im Bahnhof trotz seines Messers festzunehmen“, klang Krogmann ziemlich beeindruckt.
„Ja, ich war auch ziemlich überrascht. Ich hatte Paul das gar nicht zugetraut. So lange kenne ich ihn ja auch noch nicht. Ich bin ja selbst erst seit September letzten Jahres auf der Dienststelle. Ich wusste auch gar nicht, dass er so ein begnadeter Kampfsportler ist. Der Schokoladenspeck, den er sich, seitdem er mit dem Rauchen aufgehört hat, zugelegt hat, stört ihn überhaupt nicht. Vielleicht ist ein Bauch bei Männern gar nicht so schlimm. Zumindest bei Paul nicht“, spielte er auf Westhovens Schokoladenriegelsucht an.
„Ich finde, der Bauch steht ihm, unserem Herrn Hauptkommissar“, bemerkte Krogmann.
Dember, der mehr Wert auf seine Figur als auf seine Fitness legte, wollte etwas erwidern, murmelte aber dann nur etwas Unverständliches.
Kurze Zeit später parkten sie ihren Wagen auf dem Parkplatz vor der Mülheimer Stadthalle. Von dort hatten sie nur wenige Meter zu Fuß bis zur nächsten Anschrift, einer Firma am Wiener Platz. Vergeblich suchten sie den Firmennamen auf den zahlreichen Klingelschildern. Dember bat seine neue Kollegin, die Firmenanschrift im Büro noch einmal zu überprüfen und darüber einen Aktenvermerk zu schreiben.
Heinz Dember schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mittag, Kantinenzeit.
„Hast du Hunger?“, fragte er, und Toni Krogmann nickte zustimmend.
„Was hältst du von Mäckes, das ist gleich hier vorne“, zeigte er in Richtung Frankfurter Straße.
„Einverstanden, ich gebe einen auf die neue Bürogemeinschaft aus.“
Der noch immer angeschlagene Dember konnte kaum den schnellen Schritten von Toni Krogmann folgen.
„Ich hätte gerne einen Veggieburger, einen Chefsalat und eine Cola light ohne Eis“, bestellte sie. Heinz Dember hatte schon einen frechen Spruch von wegen Damenmenü auf der Zunge, behielt diesen dann aber doch für sich. Er wollte sich nicht gleich am ersten Tag unbeliebt machen oder als Vollidiot eingestuft werden.
Er bestellte sich vier normale Hamburger und eine Barbecuesoße zusätzlich. Toni schaute erstaunt auf das Tablett.
„Das waren schon als Kind meine Lieblingsburger, die vielen neuen Kreationen sind nicht mein Ding“, erzählte er, ohne dass seine Kollegin danach fragte.
Dember hatte gerade den ersten Bissen im Mund, als Doris Weber anrief.
„Hallo Schatz, ich bin grad beim Mäckes und hab den Mund voll.“
„Iss ruhig weiter, ich wollte nur fragen, ob du heute länger machst und ob du Lust hast, nachher bei mir vorbeizukommen“, sagte sie. Ihr Tonfall erinnerte ihn an eine gurrende Taube. Was Liebe alles macht.
„Nichts lieber als das. Ich muss aber kurz zu Hause vorbei und mir ein paar Sachen einpacken.“
Auch seine Stimme wurde sanfter und die Tonlage eine Terz höher.
„Soll ich uns einen leckeren Salat mit Putenstreifen und Balsamicodressing machen? Für danach habe ich noch Walnusseis mit Eierlikör im Angebot.“
„Hört sich sehr gut an, mein Schatz. Ich freue mich.“
„Okay, klingel kurz durch, falls du doch länger machst“, schickte sie ihm noch einen Kuss durchs Netz.
Dember war ein Kuss am Telefon, während seine neue Kollegin zuhörte, peinlich, so drehte er sich zur Seite und flüsterte stattdessen:
„Ich hab dich auch lieb.“
Toni Krogmann schmunzelte. Seine Verlegenheit war ihr nicht entgangen.
Um 11.45 Uhr
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