Eiskalt in Nippes
mangels freier Parkplätze halb auf dem Gehweg vor dem Lokal. Gerade als sie die Tür öffnen wollten, kam ihnen schon Kamphausen entgegen.
„Hallo, mein Name ist Kamphausen. Ich bin hier der Geschäftsführer. Sind Sie von der Kripo?“
„Sieht man das?“, fragte Dember.
„Nein, aber Sie hatten doch angerufen, dass Sie kommen. Und die Polizei kommt doch nie allein, oder?“, grinste er.
Der Geschäftsführer bat die beiden Kripobeamten durch den Nebeneingang herein. Am Haupteingang waren die beiden Flügeltüren verschlossen. Kamphausen stellte ohne zu fragen zwei Tassen mit frisch aufgebrühtem Kaffee auf den Tresen: „Bier gibt es jetzt nicht, Sie sind ja im Dienst. Aber nicht verbrennen, sonst verhaften Sie mich noch“, versuchte er zu scherzen.
Krogmann zog ein Foto der Toten aus ihrer Arbeitsmappe, die sie vor ein paar Tagen als Willkommensgeschenk von der Bezirksgruppe Köln ihrer Gewerkschaft, dem Bund Deutscher Kriminalbeamter, bekommen hatte, und legte es auf die Theke: „Kennen bzw. kannten Sie die Frau auf dem Bild?“
„Kennen, was heißt kennen? Die wurde des Öfteren von Oehmchens Katrin hier abgesetzt, weil sie zum Nippeser Mädchenstammtisch gehörte, der hier regelmäßig tagt. Ich weiß aber, dass die von den anderen immer Ernachen genannt wurde. Dann heißt die bestimmt Erna, oder was meinen Sie?“
„Wer organisiert eigentlich den Mädchenstammtisch und reserviert, oder kommen die Frauen einfach so her?“, fragte Dember.
„Warten Sie“, sagte Kamphausen und blätterte in seinem Kalender. „Hier, eine Frau Janka hat beim letzten Mal angerufen und den Tisch bestätigt. Bestellt ist der Tisch, seit wir 2009 das Brauhaus übernommen haben, immer für jeden letzten Donnerstag ab 17 Uhr.“
Er drehte den Kalender um, so dass Dember die daneben gekritzelte Telefonnummer abschreiben konnte.
„Mehr kann ich dazu aber nicht sagen, die Dame, mein Herr“, sagte er freundlich.
Die beiden Ermittler bedankten sich, tranken ihren Kaffee aus, den sie, da die Gaststätte noch nicht geöffnet hatte, sogar annehmen durften - die Regeln waren mittlerweile so streng - und verließen den „Goldenen Kappes“ durch den Eingang, den gerade ein Köbes geöffnet hatte. Ihr erster Blick fiel auf die Windschutzscheibe des Dienstwagens.
An der Windschutzscheibe prangte ein „Liebesbrief“ der Stadt Köln. Die circa 10 Minuten hatten gereicht, um ein Knöllchen fürs Falschparken zu bekommen. Das waren wieder 15 €, die er aus eigener Tasche bezahlen durfte.
„Mann, Mann, heute ist nicht mein Tag“, ärgerte sich Dember, zog das Knöllchen unter dem Scheibenwischer hervor und legte es in die Seitenablage der Fahrertür.
Toni Krogmann hatte derweil die Rufnummer von Frau Janka gewählt.
„Ja, bitte?“, meldete sich eine ältere weibliche Stimme.
„Guten Morgen, mein Name ist Krogmann vom Kriminalkommissariat 11 der Kriminalpolizei Köln. Kennen Sie eine Erna, die Mitglied Ihres Stammtisches im ‚Goldenen Kappes‘ ist?“
„Die Erna, ja sicher kenne ich die und das seit mehr als 20 Jahren. Was ist denn mit ihr?“, ihre Stimme wurde unruhig.
„Wir würden Sie gern zu Erna Schmitz befragen, Frau Janka. Am besten möglichst bald.“
„Wo muss ich denn hinkommen?“
„Wenn Sie uns sagen, wo Sie wohnen, kommen wir auch gern zu Ihnen“, bot Krogmann an.
„Ich wohne in der Viersener Straße, direkt über der Apotheke.“
„Frau Janka, wir stehen im Moment mit dem Auto vor dem ‚Goldenen Kappes‘. In 5 Minuten könnten wir bei Ihnen sein. Ist es möglich, direkt zu Ihnen zu kommen?“
„Ja, aber ich will Ihre Ausweise sehen. Nicht, dass das hier so ein mieser Enkeltrick oder eine neue Betrugsmasche ist. Wissen Sie, ich gucke Fernsehen und kenne das alles.“
„Frau Janka, selbstverständlich können wir uns ausweisen. Das ist kein Problem.“
Wenige Minuten später klingelten die beiden Mordermittler an der Haustür in der Viersener Straße bei Frau Janka. Wie angekündigt wiesen sie sich an der Wohnungstür mit ihren Dienstausweisen und Kriminalmarken aus. Dember hatte verbotenerweise den Strafzettel wieder unter die Windschutzscheibe geklemmt und hoffte, so kein weiteres Knöllchen zu bekommen, denn auch diesmal hatte er keinen freien Parkplatz gefunden.
„Kommen Sie bitte herein. Entschuldigen Sie bitte, dass ich am Telefon so abweisend war. Als Frau in meinem Alter kann man nicht vorsichtig genug sein. Das hat uns Ihr Kollege Holzmacher erklärt, als er bei uns im
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