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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sprechen. Sein Blick wanderte suchend zum anderen Ende des Restaurants, wo Caroline aus dem Waschraum zurückkommen musste.
    »Sie kommt erst in etwa einer Viertelstunde«, klärte Dana ihn leise auf. Dann legte sie das ketchupgetränkte Pommes-Stäbchen auf den Rand von Carolines Teller und machte sich daran, ein weiteres einzutunken. »Sie hat mich gebeten, mit Ihnen zu reden.«
    Max blickte sie stirnrunzelnd an. »Ich habe auch nicht angenommen, dass wir uns hier rein zufällig getroffen haben«, erwiderte er, und seine Worte klangen grob vor Sarkasmus.
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Was wollen Sie also tun?«
    Er wagte einen Blick in ihr Gesicht. Sie wirkte verhalten, ihre Augen blickten klar und sachlich. Plötzlich dämmerte es ihm. Dana leitete nicht nur ein Frauenhaus, sie kümmerte sich auch um misshandelte Frauen, war Therapeutin. Sie half Frauen, wieder zu sich zu finden. Gelegentlich zählte sie wohl auch Männer zu ihrer Klientel.
    »Sie ist zu Ihnen gekommen«, sagte er. »Sie haben ihr geholfen.«
    »Sie ist zu mir gekommen«, bestätigte sie und berichtigte dann: »Sie hat sich selbst geholfen. Was wollen Sie jetzt tun, Max?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er leise. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Gestatten Sie mir dann, Ihnen ein paar Vorschläge zu machen?«
    »Unbedingt.« Wie lächerlich, dachte er, und eine Woge der Wut durchbrach seine Benommenheit. Hier saßen sie, tauschten Höflichkeitsfloskeln wie Fremde auf einer bevölkerten Straße aus, und dabei ging es doch um … Er schluckte und stützte den Kopf auf. … um ein Thema, das so hässlich und so erbärmlich war, dass man nicht daran denken mochte.
    Dana stippte noch eine Fritte in den Ketchup, aß sie aber diesmal und musterte Max, während sie kaute.
    »Ich weiß nicht, was ich zu ihr sagen soll«, gestand er. »Den ganzen Tag lang habe ich nur funktioniert wie ein Roboter. Und dann, wenn ich sie ansehe …«
    Sie nickte. »Weiter. Wenn Sie Caroline ansehen, was sehen Sie dann?«
    Max hob den Blick zur Decke, ließ ihn über den Tresen und zum Fenster schweifen. Überallhin, nur nicht zu Danas braunen Augen, die anscheinend mehr sahen, als er preisgeben wollte. »Dann sehe ich …« Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich weiß, was ich sehen sollte.«
    Dana lächelte. Es war ein unglaublich sanftes Lächeln, dass den Wunsch, zu fluchen und gleichzeitig zu weinen, ihn ihm weckte. Er tat weder das eine noch das andere, und sie lächelte erneut. »Selbstbeherrschung. Das bewundere ich an Männern. Innerhalb vernünftiger Grenzen, versteht sich. Max, was meinen Sie, sehen zu müssen, wenn Sie Caroline anschauen?«
    »Eine starke Frau, die überlebt hat. Ich sollte sie bewundern.«
    Sie hob die Brauen. »Aber?«
    Max schloss die Augen. »Das sehe ich nicht. Ich sehe sie am Fuß dieser Kellertreppe liegen. Geschunden und voller Schmerzen.« Seine Lippen zitterten, und er presste sie zusammen. »Voller Angst.«
    »Ich vergaß, dass Ihre Vorstellungskraft im Zusammenhang mit Ihrem Spezialthema steht, Geschichte«, fügte sie hinzu, als er die Augen öffnete und sie fragend ansah. »Evie sagt, in Ihren Seminaren lassen Sie die Geschichte lebendig werden. Das könnten Sie nicht, wenn Ihr Bewusstsein Ihnen nicht Bilder malen würde. Manchmal können solche Bilder auch Belastungen sein.«
    Max lachte bitter. »Ja. Und?«
    »Sie haben Recht. Sie lag da auf dem Kellerboden, geschunden und voller Angst. So hat Tom sie gefunden. Er war es, der den Notarzt gerufen hat.«
    Max verzog das Gesicht, sah das Bild allzu deutlich vor seinem inneren Auge. Kein Wunder, dass der Junge sich aufführte wie der Leibwächter seiner Mutter.
    Dana legte die Hand auf sein Handgelenk, eine tröstende Berührung. »Aber jetzt liegt sie dort nicht mehr, sie liegt auf keinem Kellerboden.« Sie hob einen Mundwinkel. »Sie hat nicht mal mehr einen Keller.«
    Max starrte sie verblüfft an. »Wie …«
    »Kann ich über solche Dinge scherzen?«, beendete sie die Frage für ihn. »Aber Max, was wäre denn die Alternative? Depressionen, die an einem zehren, bis man sich wünscht, tot zu sein? Wollen Sie wissen, wer mich das Lachen gelehrt hat, als ich dem Schwein von einem Mann, der ihr wehgetan hat, Gewalt antun wollte? Caroline war’s. Sie ist vor sieben Jahren in mein Leben getreten, als ich selbst schon jahrelang von meinem brutalen Gatten geschieden war. Ich hatte eine Ausbildung als Therapeutin absolviert, um etwas ausrichten

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