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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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hielt inne und hoffte auf eine Erleuchtung, aber da keine kam, fing sie einfach an zu erzählen. »Es war einmal, da wurde ich einem Elternpaar geboren, das sich nicht liebte und auch mich nicht liebte. Mein Vater war ein jähzorniger Mann mit großen Fäusten, der meine Mutter und mich regelmäßig schlug. Ich lernte schon früh, dass das beste Versteck, wenn er mal wieder betrunken nach Hause kam, unter der Veranda war.« Sie schüttelte sich bei der Erinnerung. »Dort war es dunkel, und es gab Schlangen, aber es war immer noch besser als das, was mich oben erwartete.« Er hob die Hand und streichelte ihre Wange. Sie legte die Hand über seine Finger und hielt sie dort fest. Das Wissen, dass er bei ihr war, half ihr, die Geschichte zu erzählen, an die sie sich nie wieder erinnern wollte.
    »Als ich fünfzehn war, lernte ich einen Footballspieler von der Highschool kennen, der mich zum Essen einlud. Ich wusste damals nicht das Geringste über Sex. Ich wusste nicht, was der junge Mann versuchen würde, nachdem er gesagt hatte, ich wäre hübsch, und ganze ein Dollar fünfzig für meinen Hamburger mit Fritten ausgegeben hatte. Und erst vier Monate später wusste ich, dass ich mit Tom schwanger war. Mein Vater schäumte natürlich vor Wut. Er bestand darauf, dass Rob mich heiratete. Damals gehörte es sich einfach so. So wurde ich schon mit sechzehn Jahren Ehefrau und Mutter. Und eine Schulabbrecherin.« Sie seufzte. »Und ein Punchingball.«
    Als sie spürte, wie Max’ Körper zusammenzuckte, drückte sie ihm einen Kuss in die Handfläche, die er um ihre Wange gelegt hatte, ließ dann seine Hand los und streichelte über seinen Schenkel. »Seine Name war Rob, und er schlug mich, wenn er getrunken hatte. Manchmal auch, wenn das Haus nicht sauber genug war oder das Essen nicht schmeckte. Ich fand eine Frauenklinik jenseits der Grenze und ging dorthin, wenn er Schaden angerichtet hatte, den ich nicht selbst beheben konnte.«
    Max schluckte hörbar. »Was zum Beispiel?«
    »Oh, mal sehen«, antwortete sie mit übertriebener Unbekümmertheit. Sie konnte nichts dagegen ausrichten, denn nur so konnte sie es ertragen. »Ein paar Mal war mein Arm gebrochen, weil er ihn mir umgedreht hatte.« Sie schloss die Augen und zählte. »Fünf, vielleicht sechs Mal. Ein, zwei Beinbrüche. Vielleicht auch drei. Einmal hat er mir den Kiefer gebrochen, sodass ich eine Zahnspange tragen musste. Es war nicht leicht, für diese Verletzung eine plausible Erklärung zu finden. Jede Menge Rippenbrüche und Blutergüsse.« Und Verbrennungen und Fleischwunden, dachte sie, aber es war noch bedeutend schwerer, von diesen Verletzungen zu berichten. »Ich habe versucht davonzulaufen.«
    »Wirklich?«
    Sie tätschelte seinen Schenkel. Sein Tonfall verriet, dass er sie genau das hatte fragen wollen, sich aber nicht traute. »Ja. Als Tom etwa vier Jahre alt war, stellte ich fest, dass ich wieder schwanger war. Rob war außer sich vor Freude. Ich war entsetzt. Ich wollte nicht noch einen Menschen Rob ausliefern. Und ein eher egoistischer Grund war, dass ich mir nicht noch mehr Verantwortung aufbürden wollte, die mich an der Flucht hinderte. Ich wusste, dass ich fort sein musste, bevor das Kind auf der Welt war, denn sonst hätte ich so lange in der Falle gesessen, bis das Baby groß genug war, um allein laufen und still sein zu können, falls ich flüchten musste. Ich wartete endlos auf die passende Gelegenheit, aber es bot sich keine. Mein Stichtag rückte immer näher, und so entschloss ich mich endlich, es einfach zu wagen. Wegzulaufen. Als ich etwa im sechsten Monat war, kratzte ich so viel Geld zusammen, wie ich bekommen konnte, schnallte Tom auf den Rücksitz und fuhr zu meiner Mutter – mein Vater war inzwischen gestorben. Ich hoffte, sie könnte ein bisschen Geld erübrigen, nur so viel, dass ich Tom ernähren konnte, bis ich Hilfe fand. Das erwies sich als ein strategischer Fehler.«
    »Was geschah?«
    Caroline schüttelte den Kopf. Die Erinnerung war noch immer kristallklar in ihrem Gedächtnis eingeprägt. »Sie hielt mir eine Gardinenpredigt. Sagte, eine Frau gehöre zu ihrem Mann. Ich solle mich bemühen, eine bessere Ehefrau zu sein, damit Rob nicht ständig wütend auf mich war. Und dann …« Wieder schüttelte sie den Kopf, nach all den Jahren immer noch unfähig zu begreifen, was damals geschah. »Dann rief sie Rob an.«
    »
Wie bitte?«
    Sie blickte in sein fassungsloses Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ich konnte es auch nicht

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