Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
lachte bitter. »Sozusagen. Biege gerade, was immer du willst, Dana. Aber lass mich da raus.«
»Ich habe alles vermasselt«, erklärte Max mit leiser Stimme an Dana gewandt.
»Ganz recht«, bestätigte Caroline.
Dana ließ den Blick von Max zu Caroline schweifen und seufzte erneut. »Caro, ich war die ganze Nacht auf den Beinen. Ich habe drei verschiedene Familien von der Bushaltestelle abgeholt. Ich bin müde und kriege meine Tage. Wenn du mich ärgern willst, hast du dir einen verdammt guten Zeitpunkt dafür ausgesucht.« Sie wandte sich Max zu. »Gehen wir rein. Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Carolines Kiefer klappte herunter, als Danas Verrat ihr ins Bewusstsein drang. »Wie bitte? Das kannst du nicht tun.«
Dana sah sie fest an. »Warum nicht? Es geht nicht immer nur um dich, Caroline. Wenn du jemandem erklärst, dass du ihn liebst, lässt du ihn teilhaben. Schließt du ihn mit ein. Werde endlich erwachsen und komm jetzt ins Haus.«
Caroline sah sie lange an, dann verdrehte sie die Augen zum Himmel. »Wie du meinst.« Das war die Dana, die sie aus Hanover House rausgeworfen und sie angetrieben hatte, ihren Schulabschluss nachzuholen. Das war die Dana, die sie liebte wie eine Schwester. Widerstrebend setzte sie sich in Bewegung. Max hielt ihr die Tür auf, und als sie eintrat, blickte sie ihm ins Gesicht.
In sein müdes, bekümmertes Gesicht.
In ein Gesicht, das mit solcher Zärtlichkeit auf sie herabgeblickt hatte, als er sie die ganze Nacht hindurch geliebt hatte. Das Gesicht, dem sie noch immer nicht die ganze Wahrheit gestanden hatte.
Dana klopfte auf den Küchentisch. »Setzt euch. Hast du Kaffee?«
»Ich koche welchen«, sagte Caroline. »Setz du dich, Dana. Du siehst grauenhaft aus.«
»Danke«, erwiderte Dana trocken. »Ich liebe dich auch. Nimm Platz, Max, und lege deine versauten Karten auf den Tisch.« Es hatte keinen Sinn mehr, ihn noch länger zu siezen.
Max setzte sich und schilderte die Vorfälle des Vormittags, ohne etwas auszulassen. Caroline beobachtete ihn, während er redete. Sie hatte Recht gehabt. Er hatte nichts mit Rob Winters gemein. Max Hunter war ein guter Mensch. Ein guter Mann, der leider eine nicht auszuräumende vorgefasste Meinung hatte, was seine Behinderung anging. Als er zu Ende geredet hatte, war der Kaffee aufgebrüht. Sie schenkte drei Tassen voll und stellte sie auf den Tisch.
Dana griff nach ihrer Tasse, nahm einen herzhaften Schluck und brummte: »Himmel, ist der stark.«
Caroline setzte sich auf den Stuhl, der am weitesten von Max entfernt stand, und wusste, dass sie in Kürze in den Zeugenstand treten musste.
Ich hätte mich beherrschen sollen
, dachte sie.
Auf diese Art und Weise hätte ich ihm meinen Rücken nicht zeigen dürfen. Ich habe es ja nicht getan, um dem Mann, den ich liebe, eine Wahrheit über mich zu vermitteln. Ich habe es aus Rache getan. Schlicht und einfach aus Rache.
»So, wie du aussiehst, dachte ich, du könntest einen starken Kaffee gebrauchen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich jedenfalls brauche einen.«
Dana sah sie mit einem Ausdruck der Enttäuschung in den braunen Augen an. Caroline wandte sich ab.
»Du hast es so weit kommen lassen und ihm noch nichts gesagt?«, fragte Dana matt.
Wieder zuckte Caroline mit den Schultern. »Ich war sauer.«
»Du hast dich gedrückt«, schoss Dana zurück und traf damit den Nagel auf den Kopf.
»Was hat sie mir nicht gesagt?«, fragte Max betroffen.
»Sag’s ihm.« Dana setzte heftig ihre Tasse ab und zog gerade noch rechtzeitig die Hand zurück, um sie nicht an dem überschwappenden Kaffee zu verbrühen.
Caroline machte Anstalten aufzustehen, um einen Wischlappen zu holen, doch Dana hielt sie am Saum ihres Pullovers zurück und zwang sie, sich wieder zu setzen.
»Bleib sitzen und erzähl ihm die verdammte Geschichte! Ich sage es nicht noch einmal!«
»Was soll sie mir erzählen?«, wollte Max wissen. »Caroline, was geht hier vor?«
Caroline vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, Max. Ich bin …« Ihre Stimme zitterte, und sie schluckte. »Ich habe große Angst, es dir zu sagen.«
»Warum?« Seine Stimme klang sanft. »Warum hast du immer noch Angst vor mir?«
Sie senkte die Hände und blickte ihm fest in die Augen. Darauf hatte er ein Recht. »Ich habe keine Angst vor dir. Das habe ich dir bereits erklärt, und es ist die Wahrheit. Ich habe Angst vor dem, was du sagen wirst, wenn du erfährst, warum ich heute Morgen auf deine
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