Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Bitte, deine Frau zu werden, mit nein geantwortet habe.«
Über den Tisch hinweg ergriff Max ihre Hand. »Sag es mir. Bitte.«
Caroline schloss die Augen. »Ich bin in Wirklichkeit gar nicht brünett.« Warum kam ihr das als Erstes in den Sinn? Sie hätte sich selbst treten mögen, wenn sie gekonnt hätte.
»Das habe ich schon ganz allein herausgefunden«, entgegnete Max trocken. »Ich gehe vielleicht am Stock und schwelge liebend gern in Selbstmitleid, aber ich bin nicht blind, nicht mal im Dunklen.«
Dana räusperte sich. »Das war nicht für meine Ohren bestimmt. Weiter, Caro. Komm zur Sache, bevor ich auf diesem verflixt unbequemen Stuhl einschlafe.«
Max warf Dana einen Blick zu, bevor er wieder Caroline ansah. »Ich habe mich oft gefragt, warum du dein Haar färbst, wenn du doch auf dem Kopf die gleiche hübsche Farbe hast wie …« Er bremste sich, als Dana sich an ihrem Kaffee verschluckte. »Ich dachte mir, dass du es mir wohl irgendwann verraten würdest.« Er senkte den Blick auf den Tisch. »Ich dachte, so viel Vertrauen hättest du bestimmt zu mir.«
Caroline verzog schmerzlich das Gesicht. »Volltreffer.« Sie sog heftig Luft in ihre Lungen und stieß sie mit einem mächtigen Seufzer wieder aus. »Max, ich bin nicht die Person, für die du mich hältst.«
»Caroline, das stimmt so nicht«, mischte Dana sich ein. »Du bist genau die Person, für die er dich hält.«
Sie warf Dana ein schiefes Lächeln zu. »Das ist Haarspalterei, Dana.« Caroline wandte sich wieder Max zu, dessen Augen schmal und wachsam waren. »Ich habe dir erzählt, dass ich einmal versucht habe, Rob davonzulaufen, und dass er mich die Treppe hinuntergestoßen hat.«
Max nickte. »An dem Abend, als du dein Kind verloren hast.«
Als Dana überrascht nach Luft schnappte, sahen beide zuerst sie und dann wieder einander an.
»Ich habe zugehört, Caroline«, sagte Max ruhig. »Auch, wenn du es nicht geglaubt hast.«
Sie erinnerte sich ihrer Worte. Bereute sie. »Entschuldige, Max. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Da hatte ich wohl selbst einen Wutanfall. Das nächste Mal stieß er mich die Treppe hinunter, als ich eine einstweilige Verfügung beantragt hatte. Das brachte mich für drei Monate ins Krankenhaus. Mein Rückgrat war gebrochen, und zuerst waren die Ärzte nicht sicher, ob ich je wieder laufen könnte.« Sie schloss die Augen. »Rob drohte, falls ich ein Sterbenswörtchen zu irgendwem äußerte, würde er ›ganze Arbeit leisten‹.« Als sie die Augen wieder öffnete, war sein Gesicht kreidebleich. »Ich habe ihm geglaubt. Vor allem, nachdem meine Mutter ihn angerufen hatte, als ich schon einmal versucht hatte, davonzulaufen. Ein paar Monate später kam ihr Wagen von der Straße ab. Er wollte verhindern, dass sie etwas verriet. Als er also von mir verlangte, niemandem etwas zu sagen, verriet ich auch nichts. Aber ich hörte zu. Eine der Schwestern im Krankenhaus hat mir immer wieder geraten wegzugehen, mir Hilfe zu holen. Als ob das so einfach gewesen wäre. Doch eines Tages gab sie mir wirklich brauchbare Informationen. Den Namen von Hanover House, wo ich einen neuen Namen und die nötigen Papiere bekommen würde, um ein neues Leben anzufangen.« Caroline legte ihre Hände auf seine und sah an dem Blick seiner grauen Augen, wie sein scharfer Verstand zu arbeiten begann.
»Drei Monate lag ich in meinem Krankenhausbett und hörte zu und plante meine Flucht. Jeden Morgen, wenn ich aufwachte, sah ich meine Figur der Heiligen Rita und wusste, dass ich kein aussichtsloser Fall war, dass ich eines Tages entkommen und Robbie mitnehmen würde.«
»Robbie?«, fragte Max mit rauer Stimme. Er hob den Blick zu Dana, und Carolines Mut sank. Er konnte sie nicht ansehen. Vielleicht war es besser so.
Dana nickte. »Robbie ist der kleine Junge, den ich an jenem Abend an der Greyhound-Bushaltestelle kennen lernte, der sich an die Hand seiner Mutter klammerte. Tom ist der Junge, der Hanover House verließ. Er ist der Junge, den du heute kennst.« Sie sah Caroline an. »Erzähl den Rest, Schätzchen. Bring es einfach hinter dich.«
Caroline löste den Blick von Max’ vergrämtem Gesicht und sah in Danas besorgte Augen. »Ich konnte damals nicht laufen, als ich nach Hause kam. Ich konnte nicht weglaufen. Ich wusste, dass er mich finden würde, wusste, dass ich wegen der Gehhilfe überall auffallen würde.« Sie senkte den Blick auf die Tischplatte. »Er ließ nicht zu, dass ich zur Krankengymnastik ging. Ich hatte es gewusst und
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