Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
»Willst du damit sagen, du warst verlobt und hast uns nie ein Wort von der Frau erzählt? Du hast sie nicht ein einziges Mal nach Hause gebracht, damit wir sie kennen lernen? Nicht einmal Ma? Zwei Jahre lang?« Seine Stimme hob sich mit jeder Frage, und bei der letzten brüllte er fast.
    Max verzog das Gesicht. »So ähnlich.«
    David schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum nicht, zum Teufel?«
    Warum nicht?
»Ich weiß nicht. Vielleicht, weil ich wusste, dass ihr sie nicht mögen würdet.«
    David zwang sich sichtlich zur Ruhe. »Und woher wolltest du das wissen?«
    Max schob das Essen auf seinem Teller herum. Obwohl er noch vor einer Minute recht hungrig gewesen war, hatte er nun seinen Appetit verloren. »Ihr hättet sie nicht gemocht.« Er zuckte mit den Schultern und fühlte sich unter dem starren Blick seines Bruders äußerst unbehaglich. »Sie war nicht … wie wir.«
    »Wie war sie denn … protestantisch?«
    Max lachte in sich hinein; er hatte nicht mit Davids trockenem Humor gerechnet. »Nein, sie war nichts in der Art. Sie war Agnostikerin. Aber darum ging’s gar nicht. Elise war … Verdammt, Dave, ganz gleich, wie ich es formuliere, es klingt immer so, als würde ich mich für euch schämen, und das trifft nicht zu.«
    »Sag’s einfach, und lass mich mein eigenes Urteil fällen.«
    Max schob sich eine Gabel voll in den Mund und überdachte seine Antwort, während er kaute und schluckte. »Elise kam aus der Schickeria. Sie war mondän und liebte dramatische Auftritte. Sie war Schauspielerin.«
    »Nein! Sag, dass es nicht wahr ist!« David wich in gespieltem Entsetzen zurück und bekreuzigte sich.
    Max sah ihn finster an. »Du brauchst mich nicht zu verspotten. Ich gebe mir die größte Mühe.«
    »Verzeihung.« David stand auf und holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und einen Flaschenöffner aus der Schublade. »Hier. Mein Friedensangebot.«
    »Gut.« Max’ Miene hatte sich nicht gebessert, als er die Flasche entgegennahm.
    »Also, wie hast du Miss Up-Town-Girl kennen gelernt?« David dirigierte mit seiner Flasche und intonierte die Worte zu der Melodie des gleichnamigen Songs von Billy Joel.
    Trotz allem brachte David es fertig, dass Max sich weniger unbehaglich fühlte. Diese Begabung hatte er schon immer gehabt. »Sie hatte einen Part in der Neuinszenierung von Shakespeares
Richard  III .
übernommen und sich wegen ihrer Recherchen dazu an mich gewandt. Ich weiß nicht, Dave. Ich war fasziniert. Sie war ganz anders als alle Frauen, die ich im Laufe der Jahre kennen gelernt hatte.«
    »Inwiefern?«
    »Sie war … unglaublich schön.«
    »Du hast dir doch immer nur die schönsten ausgesucht, Max.«
    »Das war vorher.«
    Mit einem dumpfen Knall schlug die Flasche auf den Tisch auf. »Zum Teufel, das höre ich mir nicht noch einmal an. Du willst doch nicht etwa behaupten, dass sich in zwölf verdammten Jahren keine einzige attraktive Frau für dich interessiert hat?«
    Max kniff die Augen zusammen. Jedenfalls keine, die lange genug bei ihm geblieben war, nachdem sie seine Narben gesehen hatte. »So ähnlich.«
    »Verdammt noch mal, Max! Dieser Quatsch von wegen ›Ich bin nur noch ein halber Mann‹ war vor Jahren schon Blödsinn und ist es heute noch.«
    »Nein, David, das ist kein Blödsinn.«
    »Du brauchtest den Rollstuhl schon nicht mehr, bevor du nach Denver gezogen bist. Ich muss es schließlich wissen – ich habe jedes verdammte Jahr in Boston mit dir in einem Zimmer gewohnt, nur um dir in den Arsch zu treten, damit du zur Reha gehst.«
    »Und dafür bin ich dir dankbar.« Max war mehr als dankbar. Er stand auf ewig in Davids Schuld, denn dieser hatte vier Jahre seiner Zeit als Twen dafür geopfert, ihn anzustacheln und zu drängen, bis seine Mobilität fast gänzlich wiederhergestellt war. David hatte er es zu verdanken, dass er auf seinen eigenen zwei Beinen laufen konnte. Wie sollte er das jemals wieder gutmachen?
    David verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hasse es, wenn du diesen Ton anschlägst.«
    Max zog eine Augenbraue hoch. »Welchen Ton?«, fragte er ruhig.
    David murmelte etwas Unflätiges. »Eben diesen Ton. Mit dem du mir sagen willst: Rühr mich nicht an. Verstehst du denn überhaupt nichts? Ich will deine Scheiß-Dankbarkeit nicht, Max. Die habe ich nie gewollt.«
    Nun verlor selbst Max allmählich die Geduld. »Was willst du dann?«
    David schob seinen Stuhl zurück, stand auf und begann, die Küche aufzuräumen, auf der Suche nach irgendetwas, woran

Weitere Kostenlose Bücher