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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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so wohltönenden Bariton. »Du warst einfach mein Bruder.« Als er seine Hand zurückzog, empfand Max die Geste wie einen Verlust.
    Die beiden standen einander gegenüber, bis das Schweigen unbehaglich wurde.
    Max räusperte sich. »Hast du morgen zum Abendessen schon etwas vor?«
    »Falls du kochen willst, habe ich ganz bestimmt keine Zeit.« Davids Tonfall war scherzhaft, aber bemüht.
    »Und wenn ich uns eine Pizza kommen lasse?«
    »Dann sind wir zwei verabredet.« David hielt kurz inne. »So gegen fünf?«
    Max nickte und hielt sich immer noch von seinem Bruder und der offenen Tür abgewandt. »Fünf Uhr ist in Ordnung.«
    Die Tür wurde geschlossen, und in Großmutter Hunters Haus – seinem Haus – wurde es still. Er lauschte dem Dröhnen von Davids Oldtimer auf der Zufahrt, bis das Geräusch erstarb. Dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. Er war zu Hause. Endlich.

Chicago
    Dienstag, 6. März, 10:55 Uhr
    M it einem leisen Klicken schloss Caroline die Tür zu Elis Büro, drehte sich um und lehnte die Stirn gegen das kühle Holz des Rahmens. Die Sache gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht. Diese ganze Mann-macht-Jagd-auf-Frau-und-umgekehrt-Geschichte wurde mächtig überbewertet. Besonders wenn der Mann so seicht war wie ein Tümpel im Sommer und die Frau so albern wie ein Teenager.
    Sie holte tief Atem und hoffte, den Zitronenduft der Möbelpolitur und einen Hauch von Elis Old Spice in der Nase zu spüren, eine Mischung, die in der Vergangenheit stets beruhigend auf ihre Nerven gewirkt hatte. Stattdessen roch sie den leicht holzigen Duft, den mit Max Hunter in Verbindung zu bringen sie so schnell gelernt hatte, und als Reaktion beschleunigte sich ihr Puls. Innerhalb eines Tages hatte dieser Raum aufgehört, Eli zu gehören, der sichere Hafen, den sie so zu schätzen gewusst hatte. Jetzt gehörte er Max. Sie hatte sich eingeschlichen. War ein Eindringling.
    Sie
fantasierte
, du liebe Zeit. Sie stieß den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte, als ihr die Erinnerung an ihre Träume der vergangenen Nacht durch den Kopf schoss, Träume, aus denen sie erschüttert und mit fieberheißer Haut erwacht war, mit einem Pochen und Pulsieren an Körperstellen, die ein solches Gefühl noch nie erfahren hatten. In ihrer Weiblichkeit. Jetzt verstand sie, was das bedeutete. Einerseits wunderte sie sich, wie sie hatte dreißig Jahre alt werden können, ohne jemals dieses Pulsieren tief an den intimsten Stellen ihres Körpers gespürt zu haben. Andererseits wünschte sie, noch ein paar Jährchen weiterleben zu können, ohne zu wissen, was ihr entgangen war. Es war primitiv. Sie schauderte und presste die Schenkel zusammen.
    Erbarmen.
    Und es war niederschmetternd, weil sie jetzt die Bedeutung von »unerwiderter Liebe« verstand. Nun ja, unerwiderter Lust jedenfalls. Noch einmal atmete sie tief durch, versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen, und kam sich von Sekunde zu Sekunde dämlicher vor. Und verletzt. In erster Linie verletzt.
    Max war nicht da. Er war noch im Seminar und plauderte mit zwei üppigen Schönheiten, die in der ersten Reihe saßen und an seinen Lippen hingen. Missi und Stephie. Caroline verdrehte die Augen bei dem Gedanken, wie sie über jeden seiner kleinen Scherze gelacht und nicht eben unauffällig ihre langen Beine übereinander geschlagen hatten, entblößt bis zum Saum ihrer nahezu unanständig kurzen Miniröcke. Nicht eine Falte. Nicht eine Narbe. Wahrscheinlich waren sie selbst im kalten Winter von Chicago nahtlos braun, dank des Sonnenstudios in der Nähe des Campus. Jung, langbeinig, graziös. Caroline furchte die Stirn, sie spürte ihre Sorgenfalten am glatten Holz der Tür. Und obendrein hatten die beiden auch noch anständige Noten auf ihren Leistungsnachweisen. Sie hatten nicht einmal genug Anstand, dumme Blondinen zu sein, die durch die erste Prüfung fielen und gezwungen waren, Männer zu heiraten, die fünfzig Jahre älter waren als sie.
    Nach dem Seminar hatte Caroline noch ein paar Minuten gewartet, um dann mit ihm zusammen zurück ins Büro zu gehen.
Sei ehrlich zu dir selbst, Caroline
, ermahnte sie sich unerbittlich. Wem wollte sie etwas weismachen? Sie hatte gewartet, in der Hoffnung, ein paar Minuten mit ihm allein zu ergattern, in der Hoffnung, diese rätselhaften grauen Augen genauso eindringlich auf sich gerichtet zu sehen wie am Tag zuvor, als er sie von oben bis unten gemustert, ihre … Attribute begutachtet hatte.
    Sie seufzte und kühlte ihre

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