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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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seine Freude überwog, denn David war gekommen, und er hatte Max gefehlt.
    Die Tür war unverschlossen, und ein Brutzeln sowie der Duft von Pfannengerührtem stiegen ihm in Ohren und Nase. Er ließ seine Aktentasche auf den Holzfußboden im Eingangsbereich fallen und hängte seinen Mantel an einen der Haken auf, die Großvater Hunter vor sechzig Jahren in die Wand gehämmert hatte. Er war endlich nach Hause gekommen.
    »David!«
    »In der Küche!«
    Max folgte seiner Nase und stand kurz darauf vor seinem Bruder, der mit theatralischer Geste verschiedene Gemüsesorten in einen großen Wok auf dem Gasherd warf. David blickte grinsend auf, und die Jahre schienen dahinzuschmelzen. »Wurde aber auch Zeit, dass du nach Hause kommst.« Er ließ den Wok stehen und nahm Max fest in die Arme. Sekunden verstrichen, während die Brüder einander in herzlicher Umarmung festhielten. Sie ähnelten sich in Größe und Körpergewicht und waren seinerzeit ein furchterregendes Paar gewesen, da sie trotz der zwei Jahre Altersunterschied überall zu zweit erschienen waren. Mit einem letzten kräftigen Schulterdrücken lockerte David als Erster die Umarmung und wandte sich wieder dem Wok zu.
    Max blickte über Davids Schulter hinweg auf das brutzelnde Gemüse. »Wie lange bist du schon hier?«
    »Seit Ma und ich vor drei Stunden mit deinen Einkäufen fertig waren.« David verdrehte die Augen, als ob er um Geduld betete, und Max lachte. »Deine Vorratsschränke sind nun offiziell gefüllt.«
    »Besser, es trifft dich als mich.« Max’ Herz wurde weich. »Sie hat sich sehr viel Mühe meinetwegen gemacht.«
    »Sie ist froh, dich wieder zu Hause zu haben. Endlich.« David vollführte aus dem Handgelenk heraus einen kleinen Schwung, und das Gemüse machte einen gefährlichen Salto, um dann wieder sicher im Wok zu landen.
    Max schaute sich gerührt um. Die Küche war grellbunt gestrichen und alt. Riesige Goldruten und Limonen prangten auf der Tapete, die Großmutter Hunter angeklebt hatte, als Max noch ein Junge gewesen war, und schon damals fand er das Muster genauso scheußlich wie heute. Doch sie gehörte genauso zu diesem Haus wie das Hufeisen über der Tür und der alte Tisch mit den Rohrstühlen. Ma bezeichnete die Möbel als Antiquitäten. Großmutter nannte sie einfach alt.
    »Ich bin froh, zu Hause zu sein. Das riecht gut.«
    David lachte. »Ich dachte, du hättest eine geschäftliche Verabredung zum Essen gehabt.«
    »Das waren nur Appetithäppchen.« Zwar hatte er ein Steak gegessen, aber das lag schon Stunden zurück.
    David servierte ihnen beiden mit großer Geste das Wokgericht und gesellte sich zu Max an den großen Tisch. »Setz dich, lass es dir schmecken. Während deiner Abwesenheit sind ein paar Anrufe eingegangen.«
    Max’ Rücken erstarrte vor der geflochtenen Lehne des Stuhls. »Wer?«
    »Deine Maklerin in Denver. Du hast ein Angebot für deine Wohnung bekommen, ein gutes. Ich habe ihr gesagt, dass sie es annehmen soll.«
    Max’ Augen weiteten sich in erschrockener Fassungslosigkeit. »Du hast ihr
was
gesagt?«
    David lachte leise. »Du bist immer noch leicht zu schockieren, Max. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihre Nachricht weitergeben werde. Aber du solltest das Angebot wirklich annehmen; es ist prima.« Er hielt inne. »Und dann hat noch jemand namens Ed angerufen.«
    »Und?« Ed war der einzige Freund, mit dem ihn während seiner Jahre in Denver etwas verbunden hatte.
    David biss sich auf die Unterlippe und zögerte. »Er hat gesagt, die Hochzeit sei sauber über die Bühne gegangen.«
    Max holte tief Atem und seufzte. »Nun, das war’s dann wohl.«
    David legte seine Gabel zur Seite und stützte das Kinn auf die Hand. »Max, was ist da passiert?«
    Max musterte seinen Bruder verhalten, doch dann schmolz aller Widerstand dahin, als er den besorgten Ausdruck in den grauen Augen sah, die seinen so ähnlich waren. »Sie heißt Elise. Wir sind zwei Jahre lang miteinander ausgegangen. Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie angenommen hat, und dann, vor sechs Monaten, hat sie einen Rückzieher gemacht, weil sie, wie sie sagte, jemanden gefunden hatte, der besser zu ihr passt.« Es gelang ihm nicht, die Verbitterung aus seiner Stimme zu vertreiben. »Das war ihre Hochzeit, die sauber über die Bühne gegangen ist.«
    David blickte kurz auf. »Das war eine knappe Schilderung.«
    »Tja, das ist halt der Kern der Geschichte.«
    David ließ seine Faust auf den Tisch niedersausen, was das Besteck zum Klirren brachte.

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