Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
habe das Dossier gelesen. Viel Material haben wir nicht gerade.«
    Ross runzelte die Stirn und setzte ihre Brille auf. Sie schloss eine Schublade in Kniehöhe auf und entnahm ihr einen grauen Umschlag. »Nein, auch wir haben nicht viel.« Sie warf Steven einen prüfenden Blick zu. »Ich habe ein paar Fotos und ein paar Aufzeichnungen von Zeugenaussagen. Ich weiß, dass einmal mehr da war.«
    Steven neigte den Kopf und sah sie nachdenklich an. »Waren Sie vor sieben Jahren mit dem Fall betraut?«
    »Nein, aber ich habe damals davon gehört. Zu der Zeit habe ich undercover gearbeitet. Drogendezernat.«
    Also war sie doch ein harter Brocken. »Nicht gerade ein schönes Betätigungsfeld, auch nicht in einer Stadt von der Größe Ashevilles.«
    Ross setzte die Brille ab, legte sie auf den Schreibtisch und rieb sich die Nasenwurzel. »Nein, wirklich nicht. Wie auch immer, ich war nicht jeden Tag persönlich hier im Revier und kann mich nicht in allen Einzelheiten erinnern. Aber es ist mehr Material dagewesen.«
    Steven setzte sich auf dem harten Stuhl zurecht, überschlug die Beine und ließ Lieutenant Ross nicht aus den Augen. »Warum haben Sie das SBI zur Hilfe gerufen, Lieutenant Ross?«
    Ross erwiderte seinen Blick. Offen und fest. »Ich hatte von Anfang an ein … komisches Gefühl, was Winters betraf, Agent Thatcher. Etwas an ihm stört mich. Ich weiß nicht, ob mein Gefühl begründet ist oder nur meine sehr menschliche Reaktion auf die Tatsache, dass Winters mir Tag für Tag den Respekt verweigert. Vor sechs Monaten habe ich ihn wegen Insubordination abgemahnt.
    »Darf ich fragen, warum?«
    Ross stand auf, drehte sich um und betrachtete die knospenden Bäume draußen vor dem Fenster. »Es war nicht leicht, als Schwarze zum Lieutenant aufzusteigen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, bemerkte Steven leise, ein wenig erstaunt darüber, dass Ross so offen zu ihm sprach.
    »Sagen wir mal so: Detective Winters hatte meine Methoden des beruflichen Vorankommens sowie die Einhaltung meines Ehegelöbnisses in Zweifel gezogen.«
    »Wie unklug«, sagte Steven und betrachtete die starre Haltung ihres Rückens.
    »Er hat es mir vor meinen Leuten ins Gesicht gesagt«, erklärte Ross leise.
    »Unklug und auch noch dumm.«
    Ross wandte sich vom Fenster ab. Ihr Gesicht drückte Entschlossenheit aus. »Detective Winters hat vor den Augen aller meine Autorität untergraben. Seine Abmahnung erfolgte ebenfalls in aller Öffentlichkeit. Hier weiß jeder darüber Bescheid. Ich will Gerechtigkeit für Mary Grace Winters und für ihren Sohn. Wenn Winters in den Fall verwickelt ist, will ich das auch wissen. Ich möchte außerdem ganz sichergehen, dass die Ermittlungen weder Winters’ Bürgerrechte noch die Glaubwürdigkeit dieses Dezernats beeinträchtigen. Ihr Auftrag ist nicht sonderlich angenehm, Agent Thatcher.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet, Lieutenant.«
    »Viele meiner Leute werden Sie verächtlich und respektlos behandeln.«
    »Wie Ben Jolley?«
    Sie verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. »Ich sehe, Sie haben ihn schon kennen gelernt.«
    Steven stand auf, stützte beide Hände auf ihren vollbepackten Schreibtisch, beugte sich vor und sah ihr direkt in die besorgten braunen Augen. »Ich bin nicht hier, um einen Preis für Beliebtheit zu gewinnen, Lieutenant. Ich bin hier, um dem Verschwinden dieser Frau und ihres Kindes vor sieben Jahren auf den Grund zu gehen.« Sein Blick wurde weicher. »Also, packen wir’s an, ja?«

Chicago
    Dienstag, 6. März, 11:15 Uhr
    Max eilte, so schnell er konnte, aus dem Hörsaal. Er hatte schon befürchtet, dass die beiden jungen Frauen mit ihrem Gekicher und dem koketten Lächeln überhaupt nicht mehr gingen. Aber so waren sie immer, bis sie seinen Stock zu sehen bekamen, bis sie sahen, wie er, auf das verdammte Ding gestützt, mühsam den Saal durchquerte. Er wusste nicht, warum er hinter dem Pult sitzen geblieben war, den Stock verborgen gehalten hatte, bis die Mädchen gegangen waren. Vermutlich war es ein Rest männlicher Eitelkeit, die Hoffnung, dass er immer noch eine attraktive Frau dazu bringen konnte, sich für ihn zu interessieren.
    Und sie hatten sich, weiß Gott, für ihn interessiert, dachte er, und ein Gefühl des Ekels überkam ihn. Auch Caroline, aber dann hatte sie sich von ihm abgewandt und war zur Tür gegangen. Sie hatte darauf gewartet, dass er aufhörte, bedeutungslosen Smalltalk mit den jungen Dingern zu machen, und in ihren ausdrucksvollen Augen war die

Weitere Kostenlose Bücher