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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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welcher Kombination er nach ihr gesucht hatte: Mary, Grace, Winters oder Putnam, wie sie mit Mädchennamen hieß. Sie schien spurlos vom Erdboden verschwunden zu sein.
    Wie hatte sie verschwinden können, ohne eine einzige verdammte Spur zu hinterlassen?
    Wie hatte sie das geplant? Wer hatte ihr geholfen? Sie war nicht schlau genug, eine solche Flucht allein zu planen, selbst wenn sie nicht behindert gewesen wäre, was sie nun einmal war.
    Wo war sie?
    Wo war Robbie?
Er wäre jetzt vierzehn, wurde allmählich ein Mann. Voller Schmerz und Wut grub Winters die Finger in seine Oberarme. Sie hatte ihn beraubt, hatte ihn der Freude beraubt, seinen Sohn zu einem Mann heranwachsen zu sehen. Ohne seine Erziehung war Robbie wahrscheinlich verweichlicht und verwöhnt. Das musste er schnellstens korrigieren, sobald er den Jungen zurückhatte. Es würde nicht leicht sein, ihm sieben Jahre schlechter Erziehung auszutreiben, aber er würde es schaffen, ganz gleich, welche drastischen Maßnahmen dazu erforderlich waren.
    Auf dem Bildschirm öffnete sich ein Dialogfenster:
Suchergebnisse: 0
. Das war die letzte ihm bekannte Datenbank, die er durchsuchen konnte.
    »Verdammt noch mal«, fluchte er leise und griff nach der Bierdose auf seinem Schreibtisch. Sie war leer. Verdammt noch mal. »Sue Ann!« Er zerdrückte die Dose mit einer Hand und warf sie in den Papierkorb.
    »Ich bin schon da, Rob«, sagte Sue Ann leise hinter ihm. Eine Dose kaltes Bier tauchte neben seinem Ellbogen auf. »Ich muss jetzt schnell auf den Markt gehen. Kann ich vorher noch etwas für dich tun?«
    Winters warf einen Blick über die Schulter. Die Blutergüsse in ihrem Gesicht verblassten allmählich, und sie hatte die restlichen Spuren ganz passabel mit Make-up abgedeckt. Er wies mit einer Kopfbewegung zur Tür. »Nur zu. Schau auf dem Rückweg bei ABC vorbei. Mein Jack Daniels geht zur Neige.«
    »Rob …« Ihre Stimme klang wimmernd und weinerlich, wie immer, wenn sie kurz davor war, sich zu beklagen, dass er sie in den Schnapsladen schickte. Das zerrte an seinen Nerven. Er drehte sich in seinem Sessel um und sah in ihr Mondgesicht. »Was ist los, Sue Ann?«
    »Gehst … gehst du heute nicht zur Arbeit?«, stammelte sie. Ihr Blick wanderte zum Monitor, aber er machte keinerlei Anstalten, zu verbergen, wonach er suchte. Sue Ann war zu dumm, um sich die Schuhe zuzubinden. Es war ausgeschlossen, dass sie begriff, was er da trieb.
    »Ich habe Urlaub genommen.« Er wandte sich wieder dem Computer zu und ignorierte sie.
    »W-wie lange?«
    Er fuhr wieder herum und hob die Faust. Freute sich, als sie erblasste und einen Schritt zurückwich. »Bis ich Lust habe, wieder zur Arbeit zu gehen. Hau jetzt ab, sonst sitzt du wieder tagelang hier fest.«
    Sue Ann hob eine zitternde Hand an ihr Kinn, wo der Beweis seines letzten Faustschlags noch erkennbar war, wenn man genau hinsah. Sie nickte und ging zur Tür.
    Rob wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Vergiss den ABC –Laden nicht.«
    »Nein, Rob.«
    Die Tür fiel ins Schloss, und er war wieder allein, als hätte Sue Ann nie existiert. Gedanken an Mary Grace beschäftigten sein Bewusstsein. Und an Robbie.
    Was jetzt?
    Wie sollte er ihr auf die Spur kommen, wenn sie einen anderen Namen angenommen hatte? Sie war schließlich der Schlüssel zu Robbie. Das war ihm klar. Vermisste Kinder wurden selten aufgestöbert, denn sie waren leichter zu verstecken. Doch ein Erwachsener musste essen, musste irgendein Einkommen beziehen. So etwas war mit Sicherheit irgendwo registriert. Er musste nur herausfinden, wo.
    Die Angst traf ihn wie ein Messerstich, während er vor sich hin brütete. Wenn sie nun doch schlau genug war? Wenn er sie niemals fand? Wenn er seinen Sohn nie wiederfand?
    Er senkte den Blick auf seine zitternden Hände. Rob hatte Angst, ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen. Er würde sie finden. Mochte sein, dass sie klüger war, als er ursprünglich angenommen hatte. Aber sie war nicht klüger als er, so viel stand fest, zum Teufel. Und sie war auch nicht klug genug, all das allein geschafft zu haben.
    Er musste denjenigen finden, der ihr geholfen hatte. Denjenigen, der die Entführung seines Sohnes bis in alle Einzelheiten geplant hatte.
    Rob stand auf und schritt im Wohnzimmer auf und ab, wie eine Raubkatze im Käfig auf der Suche nach einem Spalt, der sie von den Antworten da draußen trennte. Wer hatte ihr geholfen?
    Falls es die alte Oberschwester aus dem Krankenhaus in Asheville war –

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