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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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17:01 Uhr
    Endlich war es fünf Uhr. Max klappte das Buch zu, in dem zu lesen er vorgegeben hatte. Den ganzen Nachmittag über hatte er gelauscht, wie Caroline Anrufe beantwortete. Ihr sexy Südstaatenakzent war durch die Wände an sein Ohr gedrungen. Er hatte gehört, wie sie sich zum Gehen fertig machte, und sich gefragt, ob sie dabei an ihn dachte. Er selbst hatte unentwegt an sie gedacht, den ganzen Nachmittag. Hatte überlegt, wohin er sie zum Abendessen ausführen sollte, und sich auf diesen Abend gefreut, wie er sich seit langer Zeit auf nichts mehr gefreut hatte. Außerdem hatte er sich vorgestellt, wie es sein würde, ihr einen Gutenachtkuss zu geben, und gehofft, dass sie auf seinen Kuss genauso reagieren würde wie auf die schlichte Berührung ihrer Unterlippe.
    Grundgütiger, er hatte sie kaum berührt und war beinahe schon gekommen. Jedes Mal, wenn er ihre Lippe mit dem Daumen berührt hatte, war sie erschauert, und mit jedem Atemzug waren ihre Augen größer geworden. Was immer sie auch empfand, es war Neuland für sie, und ihre schönen Augen hatten zunächst Ängstlichkeit, dann Verwunderung ausgestrahlt. Und da war noch etwas anderes gewesen, grübelte er. Sie war erschrocken, als er sich ihr genähert hatte. Caroline war offenbar ein bisschen scheu.
    Caroline. Allein ihr Name beflügelte seine Fantasie. Ein leichtes Klopfen an seiner Tür unterbrach seine Gedanken. Max richtete sich in seinem Sessel auf.
    »Herein.« Es gelang ihm, weiter zu lächeln, obwohl er enttäuscht war, als eine große, schlanke, junge Frau mit kurz geschnittenem, dunklem Haar eintrat. »Evie, was kann ich für Sie tun?«
    Evie Wilson näherte sich zögernd. Scheu und ängstlich. Die junge Frau bewegte sich wie ein Fohlen, langbeinig und unsicher. Er hatte keine Ahnung, ob sie eine gute Sekretärin sein würde, wenn Caroline ihr Studium abgeschlossen hatte, oder nicht. Das würde er erst sagen können, wenn sie ihre anfängliche Schwärmerei überwunden hatte und ihn nicht länger anschaute, als wäre er ein Filmstar.
Oder ein Spitzensportler
, verhöhnte ihn seine innere Stimme. Er schob den unwillkommenen Gedanken abrupt zur Seite.
    »Ich wollte nur wissen, ob Sie etwas aus der Bibliothek benötigen«, fragte sie mit piepsender Stimme.
    »Nein, danke, Evie.« Er lächelte sie aufmunternd an. Väterliches Gehabe lag ihm nicht. Er war eher der Typ, den man »Sir« und »Herr Doktor« nannte und dessen Wünsche unverzüglich erfüllt wurden. Doch sein Lächeln zeigte offenbar Wirkung, denn Evie errötete bis unter die Haarwurzeln, bewegte sich rückwärts zur Tür und verabschiedete sich stotternd. Max seufzte. Er wollte keine junge Sekretärin haben. Er wünschte sich eine ältere, tüchtige Sekretärin, die seinetwegen nicht in Ohnmacht fiel.
    Nach Carolines Kündigung, versteht sich. Sie durfte seinetwegen in Ohnmacht fallen, sooft sie nur wollte. Er hatte gerade seine Schreibtischschublade abgeschlossen, als es schon wieder klopfte. »Herein«, rief er. Dann seufzte er leise, als ein durchdringender Parfümduft in den Raum strömte. Dr. Monika Shaw. Den ganzen Tag über war er ihr aus dem Weg gegangen. Er hob den Kopf und sah sie in der offenen Tür stehen und ihn stumm mit einem Raubtierblick beobachten. Er kannte diesen Blick, denn Elise hatte ihn oft genug in den Augen gehabt, und inzwischen wusste er genug über die Falschheit, die dahintersteckte. Shaws grell geschminkter Mund verzog sich zu einem ihrer Meinung nach wohl einladenden Lächeln. Er wehrte sich gegen den inneren Drang, um Hilfe zu rufen. »Kann ich etwas für Sie tun, Dr. Shaw?«
    Sie kam mit wiegenden Hüften auf ihn zu. »Nennen Sie mich doch bitte Monika.«
    Max ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und legte die Fingerspitzen aneinander, in der Hoffnung, dadurch unnahbar zu wirken. »Na dann, kann ich etwas für Sie tun, Monika?«
    »Das will ich doch hoffen.« Himmel, sie schnurrte regelrecht und erinnerte ihn an eine Katze, die im Begriff war, sich auf ein armes Mäuschen zu stürzen. Schade, dass es keine Mauselöcher in seiner Größe gab. »Ich hege die leise Hoffnung, dass ich Sie zum Essen einladen darf.« Sie hielt inne, lehnte sich mit einer Hüfte an den Schreibtisch und wandte sich ihm zu. Ihr Parfüm war so aufdringlich, dass er fast würgen musste. Max schluckte schwer, und sie lächelte. »Um Sie in unserem Fachbereich willkommen zu heißen.«
    »Nun, herzlichen Dank für die Einladung, Monika, aber …«
    Sie beugte sich noch

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