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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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noch nicht bemerkt hatten. »Sie werden feststellen, dass die meisten hier der gleichen Meinung sind.«
    »Obwohl sie ihre Ansichten bestimmt nicht so sprachgewandt äußern würden«, bemerkte Steven leise und wappnete sich innerlich für den Angriff, den er in voller Absicht provozierte, indem er hier aufkreuzte, wo er nicht erwünscht war. Er hatte sich keinen Moment zu früh gerüstet, denn Detective Ben Jolley kam bereits auf ihn und Lambert zu, das Bierglas locker in der Hand schwenkend. Allem Anschein nach handelte es sich nicht um sein erstes Bier.
    »Hat man Ihnen in Raleigh kein Benehmen beigebracht, Special Agent Thatcher?«, fragte Jolley mit schleppender Stimme. »Ich hätte gedacht, Sie wüssten, dass man nicht einfach in eine private Feier platzt.«
    »Ben«, warnte Lambert.
    Doch Jolley war offenbar schon in Fahrt. »Halt’s Maul, Jonnie.« Steven sah, wie Lambert das Gesicht verzog, und verstand, dass ihm sein Spitzname genauso verhasst war wie den Leuten hier Stevens Anwesenheit. »Geh mit ihm in ein schickes Bistro. Wir wollen ihn hier nicht haben.« Jolley schwankte und fing sich erst wieder, als er dicht vor Steven stand. »Sie glauben wohl, Sie können einfach herkommen und uns dazu bringen, schlecht über Rob zu reden. Ausgeschlossen,
Special Agent
Thatcher. Hier finden Sie keinen einzigen Mann, der nicht bereit wäre, sich für Rob Winters zu prügeln.« Er drehte sich um und hob sein Bierglas. »Stimmt’s, Leute?«
    Steven beobachtete die Männer genau. Der Großteil von ihnen antwortete mit einem nachdrücklichen »Genau!«. Aber nicht alle. Er prägte sich die Gesichter derjenigen ein, die nichts gesagt hatten, und achtete besonders auf die Männer, die sich abgewandt hielten. Nicht jeder der Anwesenden verehrte Rob Winters als Helden. Wohl aber Ben Jolley, und das bedeutete im Augenblick Ärger genug.
    »Gehen Sie nach Hause, Thatcher.« Jolley beugte sich vor, und Steven widerstand dem Drang, sich vor der stinkenden Bierfahne des Mannes in Sicherheit zu bringen. Zusammen mit dem kalten Zigarettendunst konnte das selbst den abgehärtetsten Magen zum Revoltieren bringen. »Gehen Sie nach Hause und fragen Sie Ihre großartigen Computer und die Labore, was wirklich aus Robs kleinem Jungen geworden ist. Denn wenn Sie glauben, er hat’s getan, verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
    »Sie scheinen sich sehr sicher zu sein«, bemerkte Steven, »wieso?«
    »Weil ich ihn kenne«, erklärte Jolley mit wütendem Blick. »Ich habe ihn ausgebildet, als er selbst kaum mehr als ein Junge war. Er ist wie ein Sohn für mich.« Er schluckte, als seine Gefühle ihn zu überwältigen drohten. »Ich habe seine Hand gehalten, als Robbie verschwunden war. Er liebt seinen Jungen, Thatcher.« Jolley schluckte wieder, eindeutig tief bewegt. »Machen Sie keinen Fehler. Rob Winters kann dem Jungen genauso wenig etwas angetan haben wie ich.«
    Steven beobachtete, wie dem älteren Mann Tränen in die Augen traten. Jolley war so überzeugt, wie er betrunken war; daran bestand kein Zweifel. »Was ist mit seiner Frau, Detective? Könnte er seiner Frau etwas angetan haben?«
    Jolley biss die Zähne zusammen. »Er war gut zu der Frau. Sie war eine schreckliche Belastung für ihn, aber er hat sich um sie gekümmert. Sie hatte ständig Depressionen. Konnte sich nicht mal allein die Schuhe zubinden«, erklärte er voller Abscheu. »Aber er hat sie bei sich behalten. Hat die Arztrechnungen bezahlt. Ihr die Schuhe zugebunden«, fügte er verächtlich hinzu. »Und dafür hat er keinen Dank gekriegt.« Seine Augen verengten sich viel sagend. »Überhaupt nichts hat er von ihr gekriegt.«
    Steven spürte, dass die Blicke aller Anwesenden auf ihn gerichtet waren; sie warteten auf seinen nächsten Schachzug. »Die gerechte Strafe doch wohl.« Er hielt inne, bis er die Wut in Jolleys Augen aufblitzen sah. »Erst recht, weil er sie zu dem gemacht hat, was sie war.«
    Bingo
, dachte er und verzog das Gesicht, als der Inhalt von Jolleys halb vollem Bierglas sein Gesicht traf und der Mann ihn mit seinen kräftigen Händen bei den Schultern packte und ihn gegen die Wand drückte.
    »Ben!«, schrie Lambert, zerrte Jolley zurück und hielt ihn fest, während drei weitere Polizisten zur Hilfe eilten. Lambert übergab Jolley den anderen, zog ein blütenweißes Taschentuch aus der Tasche und reichte es Steven. Er zitterte vor Wut. »Wischen Sie sich das Gesicht ab«, fuhr er ihn an. »Und wenn Ihnen was am Frieden gelegen ist, dann kommen Sie

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